Neue Kräfte für das seelische Lot

SAARBURG. Zur offiziellen Einweihungsfeier der Psychosomatischen Fachabteilung hatten die Verantwortlichen des Kreiskrankenhauses St. Franziskus in Saarburg am Mittwochnachmittag eingeladen. Zahlreiche offizielle Vertreter aus Politik und dem Gesundheitswesen sowie niedergelassene Kollegen verfolgten die Ansprachen und nutzten die Gelegenheit für einen Rundgang auf der Station.

Seit 1. Oktober 2004 wartet das Kreiskrankenhaus St. Franziskus in Saarburg mit einer weiteren Spezialisierung auf: Die Psychosomatische Fachabteilung erweitert das Behandlungsspektrum der Inneren Medizin. Auf der fünften Etage, wo bis Oktober Gynäkologie und Geburtshilfe untergebracht waren, hat der Technische Leiter Johann Jung die neue Abteilung eingerichtet. Acht Krankenzimmer, Therapieräume sowie ein freundlich gestalteter Speise- und Aufenthaltsraum sind entstanden. Bis zu 15 Patienten können nach Auskunft des Pflegedirektors Harald Lehnertz zeitgleich stationär untergebracht werden. Im Schnitt blieben die Patienten drei bis vier Wochen. Behandelt werden psychisch kranke Menschen mit und ohne somatische, das heißt körperliche, Symptome. Menschen mit Ess-Störungen seien in der Abteilung ebenso gut aufgehoben wie Patienten mit depressiven Störungen, Zwangs- oder Angstsymptomen sowie Patienten mit psychischen Problemen durch onkologische Erkrankungen, Asthma, Neurodermitis oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.Dem Versorgungsdefizit begegnet

Tiefenpsychologische und verhaltenstherapeutische Ansätze kommen bei der Behandlung ebenso zum Tragen wie kreative und körperbetonte Beschäftigungstherapien. Diplom-Psychologe Peter Neidhardt wurde zusätzlich für die Abteilung eingestellt. Ein weiterer Psychologe werde im Laufe des Jahres das Team ergänzen, informierte Chefarzt Dr. Stefan Burg. Burg, selbst ausgebildeter Psychotherapeut, war zum 1. April 2004 vom Trierer Brüderkrankenhaus zur Inneren Abteilung des Saarburger Krankenhauses gewechselt und hatte die Einrichtung einer Psychosomatischen Abteilung seitdem mit Nachdruck angestoßen. Für den Ärztlichen Direktor, Dr. Peter Gerometta, begegnet das Saarburger Krankenhaus mit dem neuen Angebot "einem Versorgungsdefizit in der Region für Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen". Gerometta lobte in seiner Ansprache vor allem einen Punkt: "Das ganze Projekt ist in rekordverdächtiger Zeit geplant, befürwortet und umgesetzt worden." Geschäftsführer Holger Brandt erläuterte in seiner Ansprache noch einmal die Motivation für die neue Station. "In Zeiten, in denen regelmäßig von Krankenhausschließungen zu lesen ist, haben wir nach einer Leistung gesucht, die unser Haus weiter spezialisiert und zukunftsfähig macht." Mit der Neueinstellung Burgs und dessen Qualifikation habe sich die Erweiterung ideal angeboten. Auch die Krankenkassen hätten das Konzept "sehr wohlwollend mitgetragen". Holger Brandt: "Die Kassen werden davon profitieren. Denn psychosomatisch Erkrankte, die seit längerer Zeit verschiedene Leistungen der Kassen abfragen, ohne dass die Ursache ihrer Beschwerden gefunden wird, kosten eine Menge Geld." Chefarzt Dr. Stefan Burg erklärte, bei der Einrichtung der Abteilung sei es dem Haus wichtig gewesen, hinzuhören, was die Fachärzte vom Krankenhaus erwarten. "Richtschnur für unsere Arbeit ist die Gewissheit, dass es beeinflussbare psychische Prozesse gibt, die relevant an der Entwicklung von Erkrankungen beteiligt sind." Psychotherapie sei Beziehungsarbeit. Für eine erfolgreiche Arbeit seien erfahrene Kollegen mit unterschiedlichen Qualifikationen notwendig. Dabei setze das Haus ebenso stark auf die Vernetzung mit anderen Stationen im Krankenhaus wie auf die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Fachärzten in und um Saarburg. So formulierte Burg zum Ende seiner Ansprache eine Anregung: "Ich könnte mir einen Stammtisch vorstellen, an dem man sich regelmäßig trifft, Erfahrungen austauscht und Probleme offen bespricht." Musiktherapeut Frank Engel aus Saarbrücken lud die Gäste im Anschluss an die Reden zu einer experimentellen Klangreise ein. Den musikalischen Beiträgen auf ungewöhnlichen Instrumenten wie etwa einem Gong schickten Stationsleiter Karl-Wilhelm Ney und seine Stellvertreterin Melanie Aparicio Texte von Fried, Brecht, Neruda oder Keith Jarret voraus.

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