Neue Schienen braucht die Bahn

KONZ/TRIER. Die Bahn investiert 100 Millionen Euro in die Erneuerung und Sanierung der Moselstrecke. Derzeit wird der Abschnitt zwischen Trier-Süd und Konz-Karthaus modernisiert. Anwohner beklagen Lärmbelästigungen und mangelhafte Information durch die Bahn.

Zahlreiche Scheinwerfer tauchen die Bahnstrecke zwischen Trier-Süd und Konz-Karthaus in gleißend helles Licht. Riesige Maschinen machen einen höllischen Lärm. Nähert sich ein Zug, ertönen durchdringende Signalhörner. Seit drei Wochen erleben die Anwohner der Strecke ohrenbetäubenden Krach durch die Bauarbeiten. Zunächst wurde der Schotter maschinell gereinigt. Am vergangenen Wochenende wurden die Schienenstränge ausgetauscht. Langsam schob sich der mehrere hundert Meter lange Zug von Trier-Süd in Richtung Karthaus. Vorne eine Diesellok, dahinter Waggons mit Betonschwellen. Am Ende der 45 Meter lange und 280 Tonnen schwere Umbauzug. Der gelbe Stahlkoloss wechselt Schwellen und Schienen maschinell aus.15 Mann und ganz viel Technik

Lediglich 15 Arbeiter begleiten den Zug, steuern und justieren die Maschinen, ziehen Schrauben nach oder achten auf die Sicherheit. Den schwierigsten Teil der Aktion, das "Einfädeln", haben sie bereits hinter sich. Was sich zunächst wie eine einfache Aufgabe aus dem Bereich des Schneiderns anhört, gestaltet sich an Ort und Stelle als knifflige und schweißtreibende Handarbeit. Die Schienen müssen gelöst, durchtrennt, auseinander gebogen und neben dem Umbauzug abgelegt werden. Während Greifwerkzeuge die alten Betonschwellen entfernen, fallen neue Schwellen ins vorbereitete Schotterbett. Der neue Schienenstrang wird akkurat auf den Schwellen platziert und verschraubt. Während der Umbauzug mit den vorderen Rädern auf den alten Schienen fährt, machen die hinteren Räder bereits die Jungfernfahrt auf dem neuen Gleis. Auf diese Art verlegt der Umbauzug 200 Schwellen und 120 Meter Gleise in der Stunde. Am vergangenen Wochenende waren es 6700 Schwellen und 4100 Meter Schienen. "Aufgrund des regen Zugverkehrs während der Woche müssen die Arbeiten auf dieser Strecke an den Wochenenden durchgeführt werden", erläutert Torsten Sälinger von der DB-Projektbau in Frankfurt. Der Schienenweg in diesem Bereich sei vor etwa 30 Jahren angelegt worden und aufgrund der hohen Beanspruchung sanierungsbedürftig. Zwar sehen die meisten der Bahn-Anwohner die Notwendigkeit der Arbeiten ein. Allerdings sei während der nächtlichen Bauarbeiten nicht an Schlaf zu denken. "Darüber hätte uns die Bahn vorher ausführlich informieren können", heißt es entlang der Strecke. Lediglich eine kleine Pressemitteilung habe auf die Arbeiten hingewiesen. "Wir erleben hier jedes Wochenende den Terror pur. Das ganze Haus vibriert", sagt ein aufgebrachter Bahn-Anwohner. Auf seinem Grundstück seien vier Autos durch umherfliegenden Eisenstaub beschädigt worden. Der Schaden belaufe sich auf 1600 Euro. "Im Zuständigkeitswirrwarr der Bahn hat man mich von einer Stelle an die nächste verwiesen. Bisher hat sich niemand um den Schaden gekümmert", beklagt der Anwohner, der namentlich nicht genannt werden will. "Der Sachverhalt ist uns bekannt", sagt Bahnsprecher Sälinger, "wenn Schäden verursacht wurden, ist dafür die Firma vor Ort verantwortlich. Wir haben den Mann an diese Firma verwiesen. Meines Wissen wurde bereits Kontakt aufgenommen." Zumindest bis Ende Februar müssen die Anwohner noch mit den Belästigungen leben. Am Wochenende würden lediglich kleinere Arbeiten ausgeführt. Nach Karneval werde das zweite Bahngleis ausgetauscht. Anfang April seien Abschlussarbeiten vorgesehen. Aufgrund der intensiven Nachfragen durch den Trierischen Volksfreund hat die Bahn jetzt unter der Telefonnummer 069/26545551 eine Hotline geschaltet, unter der während der üblichen Bürozeiten Schäden gemeldet oder dringende Fragen im Zusammenhang mit den Bauarbeiten geklärt werden können. Ansprechpartner ist Gesamtprojektleiter Rudolf Ditzen.

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