Neue Zeitrechnung in der Grundschule

SAARBURG. Die Grundschule St. Laurentius in Saarburg wird ihre Kinder ab dem Schuljahr 2005/2006 auch über Mittag betreuen. Vor wenigen Tagen kam vom Ministerium aus Mainz das offizielle Okay für die Umwandlung in eine Ganztagsschule (der TV berichtete).

Rektorin Ursula Geibert ist zufrieden: "Wir sehen in der Umsetzung des Ganztagsangebotes eine große Chance für unsere Schule und erwarten dadurch auch ein Zusammenwachsen des Kollegiums." Mitte September hatte die 60-Jährige den Antrag beim Kultusministerium eingereicht. Ende vergangener Woche kam schwarz auf weiß grünes Licht aus Mainz. Im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund erläutern Ursula Geibert und Konrektorin Tatjana Plitzko, was die Schule für die spezielle Ausbildungsform qualifiziert.48 ausländische Schüler

"Wir haben einen relativ hohen Anteil von Kindern mit Migrations-Hintergrund", sagt Ursula Geibert. Im vergangenen Jahr noch 37, inzwischen 48 Schüler, kommen aus Ländern wie Vietnam, Albanien oder dem Irak. Zehn verschiedene Nationen treffen nach Auskunft Geiberts bei den jungen Schülern aufeinander. "Wir wollen die Kinder fördern, die zu Hause in der Zweitsprache leben." Ein spezielles Programm, unterstützt von der Nikolaus-Koch-Stiftung, läuft bereits im zweiten Jahr an der Schule: Kinder und ihre Eltern können in getrennten Gruppen nachmittags Sprachunterricht nehmen. "Dieses Projekt lässt sich wunderbar in das Ganztagsschul-Programm integrieren", sagt die Rektorin.Vorurteile abbauen

Auch in anderer Hinsicht erhofft sie sich für die Gruppe der ausländischen Schüler Förderung. So beobachte sie zwar keine Akzeptanzprobleme zwischen Deutschen und Migranten, jedoch zwischen den unterschiedlichen Nationen. Ein Streitschlichter-Programm, angeboten in der Nachmittagsbetreuung, soll Vorurteile abbauen und den Kindern die Sitten und Gebräuche anderer Länder näher bringen. "Gemeinschaft leben" - so hat die Pädagogin das Konzept für die Ganztagsschule überschrieben. Und davon soll auch eine zweite Gruppe profitieren. "Bei uns ist der Anteil allein erziehender Eltern sehr groß. Und das macht Probleme bei den Kindern." Vor Jahren schon habe St. Laurentius reagiert und darf sich deshalb betreuende Schule nennen: Die Kinder können morgens früher kommen und werden bis 14 Uhr betreut. Dies könne künftig jedoch wesentlich intensiviert werden. Einen weiteren, bisher problematischen Punkt soll das Ganztagskonzept auffangen. "Im Gegensatz zu anderen Schulen haben wir hier in der Stadt einige Kinder aus sehr gut situierten Familien", sagt Geibert. "Das bedeutet für die Lehrer einen ständigen Spagat zwischen den hohen Ansprüchen dieser Eltern und der Schwierigkeit, die anderen mitzunehmen." Die neue Form ermögliche, besser auf die jeweilige Gruppe einzugehen. Konrektorin Tatjana Plitzko betont, dass "das Ganztagsprogramm ein Zusatz-Angebot ist". So läuft der Unterricht wie bisher nur vormittags. Nachmittags - außer freitags - sind zunächst Ruhen und Spielen, dann gemeinsames Essen und schließlich Hausaufgabenbetreuung sowie Sprachförderung und Freizeitangebote vorgesehen. Die Liste reicht vom Streitschlichter- über Autogenes Training, Mannschaftsspiele, chemische Experimente bis hin zur Schülerzeitung. Um Sprachförderung und die Hausaufgabenbetreuung sollen sich ausschließlich Lehrer, um die Freizeitgestaltung hingegen Externe kümmern.Umfangreiche Umbauten

Bis es allerdings in Saarburg so richtig losgehen kann, muss noch die eine oder andere Wand versetzt beziehungsweise eingezogen werden. Geibert: "Da die Schule als Solitärgebäude denkmalgeschützt ist, dürfen wir nicht anbauen und bauen jetzt so um, dass wir Raum gewinnen." Beispielsweise für eine Küche, in der das täglich von einer Catering-Firma gelieferte Essen tellerfertig zubereitet wird. Zudem wird das Dachgeschoss als Ruhezone umfunktioniert, die Klassenräume werden in den ersten Stock verlegt. Mindestens 36 Jungen und Mädchen müssen sich - zunächst für ein Jahr - für das Ganztagsprogramm verpflichtend anmelden. 72 der insgesamt 207 Schüler wären nach einer Voranfrage im vergangenen Jahr derzeit dabei. Das Kollegium aus zwölf Lehrern, zwei Referendaren und dem Pastor stehe der Neuerung inhaltlich positiv gegenüber. "Bedenken gab es lediglich, ob der Bau für das Konzept geeignet ist", meint Plitzko. Davon sowie vom Konzept, können sich interessierte Eltern bei einem Info-Abend am 13. Januar, 20 Uhr, in der Schule St. Laurentius ein Bild machen.

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