Neuer Anlauf für ein Krematorium

SCHWEICH. Der Stadtrat Schweich will sich die Option zum Bau eines Krematoriums im Stadtbereich weiter offen halten. Mit den Stimmen von SPD- und FWG-Fraktion und gegen die Stimmen der CDU wurde in der jüngsten Ratssitzung am Donnerstag ein entsprechender Grundsatzbeschluss gefällt. Eine Standortbestimmung beinhalte dieser Beschluss aber nicht.

Diese Mehrheitsentscheidung ist schon der zweite Schweicher Anlauf in Richtung Verbrennungsanlage. Der erste Versuch der städtischen Gremien, im Gewerbegebiet Schweich-Issel ein Krematorium anzusiedeln, war im April diesen Jahres am erbitterten Widerstand der Anwohner gescheitert. Sie befürchteten Emmissionsbelästigungen und Wertminderung ihrer Immobilien. Ortsbeirat und Stadtrat beugten sich schließlich einem Einwohnerantrag und zogen die Planung für den Standort Issel zurück. Gleichzeitig wurde die Verwaltung beauftragt, sich nach alternativen Standorten umzusehen. Dies ist nun geschehen, eine Fläche im Nordosten der Stadt wurde geprüft. Sie liegt hinter der A 1 auf der Gemarkung "Im Azertwald" und ist damit verhältnismäßig weit von jeder Besiedlung entfernt. Der Standort-Vorschlag hat den Bau- sowie den Haupt- und Finanzausschuss passiert. Die beiden Gremien empfahlen dem Stadtrat, die genannte Fläche als "geeignet für Bau und Betrieb eines Krematoriums" auszuweisen. In der Sitzung am Donnerstag stand der mögliche Standort "Azertwald" aber noch nicht zur Entscheidung. Zu beschließen war allein über die Frage, ob in Schweich eine grundsätzliche Bereitschaft zur Errichtung eines Krematoriums bestehe. Die Debatte vor der Abstimmung verlief kontrovers, aber sachlich. Johannes Heinz von der CDU erklärte, dass seine Fraktion die Grundsatzentscheidung für ein Krematorium nicht mittragen werde. Er erinnerte an die heftige Abwehrhaltung der Bevölkerung beim ersten Versuch im Frühjahr. Heinz: "Wir lösen das Akzeptanzproblem nicht, indem wir den Standort von einer abgelegenen Stelle in Schweich an eine andere verlegen. Hinzu kommt der heute schon absehbare Bau von Krematorien an anderen Standorten in der Region." Daher komme die CDU zu dem Schluss, dass Schweich auf absehbare Zeit kein Krematorium benötige. Noch deutlicher äußerte sich CDU-Ratsmitglied Kurt Heinz, Ortsvorsteher von Schweich-Issel: "Angesichts der Abwehr der Bevölkerung ist für mich ein Krematorium in Schweich endgültig erledigt." Hans-Dieter Natus von der SPD kündigte die Zustimmung seiner Fraktion an und warf der CDU Inkonsequenz vor. Noch im Frühjahr diesen Jahres habe die CDU die Suche eines Alternativstandorts für Issel befürwortet, so Natus, nun sei sie auf einmal grundsätzlich gegen alles. Natus: "Die Schweicher Bevölkerung ist überwiegend für die Verbrennung. Nur will niemand ein Krematorium in seiner Nachbarschaft haben. Wir sollten uns auf jeden Fall die Option offen halten."Eine Option für die Zukunft

Den Ausschlag gab nun die FWG-Fraktion, die ebenfalls Zustimmung anmeldete. FWG-Fraktionssprecher Johannes Lehnert betonte, dass bei dieser Entscheidung nur der formelle Grundsatzbeschluss, losgelöst von einer Standortfrage, im Blickpunkt stehe. Mit 13 Stimmen von SPD und FWG gegen acht Stimmen der CDU wurde der Grundsatzbeschluss zum Bau eines Krematoriums gefasst. Nach der Abstimmung sagte Stadtbürgermeister Vitus Blang mit Blick auf die sehr dürftige Zuschauerzahl im Saal: "Der Termin dieser Sitzung und die Tagesordnung waren hinreichend in der Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. Offenbar schlägt das Thema ,Krematorium‘ in Schweich keine hohen Wellen mehr." Wie ist Ihre Meinung zu den Krematorien in Schweich und Hermeskeil? Schreiben Sie an echo@volksfreund.de

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