Neuer Anlauf in Wiltingen

WILTINGEN. Der aktuelle Weinlehrpfad in der Saar-Gemeinde datiert vom Beginn der 1980er-Jahre. Seitdem hat sich in Weinbau und Tourismus einiges getan. Grund genug zu einer Neukonzeption. Die könnte der touristischen Entwicklung Wiltingens wichtige Impulse geben.

Die Zeiten ändern sich und mit ihm Weinbau und Touristeninteresse. Aktuell war der Weinlehrpfad in Wiltingen wohl schon längst nicht mehr. Darum hat jetzt eine Arbeitsgruppe in der Gemeinde ein Konzept für einen neuen Lehrpfad ersonnen. Der soll nicht nur bunter und attraktiver, sondern auch anschaulicher und für Laien verständlicher gestaltet werden als der alte Pfad. Der ursprüngliche Ansatz ändert sich dabei nicht. Ein Weinlehrpfad soll die Touristen einbinden in die Weinkultur, soll an Ort und Stelle vermitteln, welche Chancen, Risiken, Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Umweltbedingungen beim Weinbau mitspielen. Statt nur das trinkfertige Produkt zu verkaufen, wollen Winzer und Weinbaugemeinde auch über den Prozess informieren, der zu diesem Produkt führt.Information über Prozesse und Produkte

Dieses Konzept hat Wiltingen mit den meisten Weinlehrpfaden gemeinsam. Die eigenen Ideen betreffen wichtige Details. Und die sind keinesfalls nebensächlich. Martin Weber, Gemeinderat und Mitglied der vierköpfigen, parteiübergreifenden Arbeitsgruppe, in der Hermann-Josef Schmitz, Angela Meyer und Richard Sees mitwirken: "Wir haben bei anderen Lehrpfaden festgestellt, dass in den Texten nicht immer auf die Laien genügend Rücksicht genommen wird. Die verlieren dann nach wenigen Stationen das Interesse." Verschnaufen und genießen

Das soll in Wiltingen anders werden. Die Beschriftungen richten sich gezielt an den fachlich nicht vorgebildeten, Wein liebenden Touristen. So erzählen Informationstafeln für jeden Monat eine Geschichte über den Weinbau, über Vorbereitung, Schnitt, Austrieb, selbstverständlich auch Ernte, Gärung und Verkostung und präsentieren dazu jeweils ein aktuelles Bild. Zudem werden die Rebsorten erklärt, und zwar auch Neuanpflanzungen wie Blauer Spätburgunder oder auch Weißburgunder. Und schließlich nimmt der Weinlehrpfad auch Bezug auf die Areale, deren Besitzer den Weinbau aufgegeben haben. Der Boden könne sich jetzt ausruhen, heißt es ein wenig beschönigend über die verwilderten Weinberge am Pfad. Aber zugleich stellt er zwei Lösungen des Brachflächen-Problems vor: Die Bepflanzungen mit Weinbergspfirsichen und die Nutzung als Streuobstwiesen, hauptsächlich mit Apfelsorten. Vom klassischen Rundweg des Lehrpfads, der oberhalb der Schule beginnt und endet, zweigt ein Stichweg in die Weinberge oberhalb der Saar ab, den berühmten "Wiltinger Gottesfuß". In einer späteren Ausbaustufe soll am Wegende, wo die Traktoren wenden, eine Hütte entstehen. Damit die Wanderer dort verschnaufen und gleichzeitig den herrlichen Blick auf den Saargau genießen können. Dort sollen sie weiterführende Informationen zu Wein und Weinbau erhalten. Dieses Projekt ist noch Vision und zunächst einmal für das kommende Jahr geplant. Der Rundweg dagegen befindet sich bereits im Bau. Am 10. und 11. Juni soll er mit einem kleinen Weinfest eröffnet werden. Weil die Wiltinger ihre eigene Arbeitskraft eingesetzt und sich soweit möglich auf vorhandenes Material gestützt haben, halten sich die Kosten in Grenzen. Der erste, bei Weitem größte Abschnitt des Lehrpfades kostet gerade mal circa 1500 Euro. Für den Tourismus in Wiltingen soll der Pfad jedenfalls ein neuer Anstoß sein. Bis jetzt hat sich der Ort in dieser Hinsicht wenig entwickelt. In Gästehäusern, Pensionen und Ferienwohnungen stehen derzeit bescheidene 81 Betten zur Verfügung. Ein großes Hotel fehlt, und das größte Gästehaus bietet fünf Betten an. Ortsbürgermeister Lothar Rommelfanger sagt dazu: "Wir wollen die landschaftliche Lage des Orts stärker touristisch auswerten als bisher."

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