Neuer alter "Himmel"

TEMMELS. Fast ein halbes Jahrhundert war er in der Versenkung verschwunden und staubte vor sich hin. Pünktlich zum Fronleichnamsfest strahlt er in neuem Glanz: der Temmelser "Himmel".

Anmutig schritten vier Männer der freiwilligen Feuerwehr am Ende der gut 50 Meter langen Prozession durch den Ort. Dabei hatten sie kein leichtes Kreuz - oder besser: keinen leichten "Himmel" - zu tragen. Zweieinhalb Meter lang, fast zwei Meter breit, gut mannshoch - das sind die Maße des Fronleichnams-Baldachins, unter dessen Schutz Pastor Jörg Dunsbach das Allerheiligste in einer Monstranz durch die Straßen der Gemeinde trug. Seit drei Jahren feiern die Temmelser das katholische Kirchenfest bereits am Sonntag vor Fronleichnam. Beginnend am Gotteshaus, ziehen sie, begleitet vom Musikverein des Nachbarortes Wellen, durchs Dorf. Vier festlich geschmückte Altäre säumen den Weg, an dem die Gläubigen mit Gebeten und Liedern dem Allerheiligsten huldigen. Das Allerheiligste - eine gesegnete Hostie in einem goldenen Schrein - trägt der Pfarrer. Traditionell schreitet der Gottesmann unter einem von vier Männern getragenen Baldachin, der im Volksmund "Himmel" genannt wird. 1861 hergestellt, begleitete das aus einem Messinggestell und einem kunstvoll geschnitzten Holzdach bestehende Gebilde zahlreiche Prozessionen. Mehr als 90 Jahre Dienst hatten jedoch ihre Spuren hinterlassen. Anfang der fünfziger Jahre schaffte die Pfarrgemeinde einen neuen "Himmel" an, während der alte auf dem Speicher der Kirche landete. Dort staubte er gut 50 Jahre vor sich hin. Küster Stephan Peters, gelernter Schreiner und Liebhaber alter Sachen, kam schließlich auf die Idee, das gute Stück zu restaurieren. Gemeinsam mit Rita und Dietmar Sydow, ebenfalls Mitglieder im Pfarrgemeinderat, machte sich Peters ans Werk. Das Holzdach wurde abgeschliffen und neu versiegelt, das Messinggestell aufgearbeitet und die prachtvoll bestickte Stoffbespannung gereinigt. Nicht nur der frisch restaurierte Baldachin, auch der "echte" Himmel hoch über der Obermoselgemeinde strahlte, als die Temmelser mit feierlichen Gesängen und Gebeten am Dreifaltigkeitssonntag durch die Straßen der Gemeinde zogen.

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