Neues Angebot im alten Gemäuer

Im Kreis Trier-Saarburg hatten sich die Städte Saarburg und Hermeskeil um den Zuschlag des Berliner Familienministeriums für ein Mehrgenerationenhaus beworben. Den Zuschlag für die fünfjährige Förderung des Sozial-Projektes hat Saarburg erhalten. Auch, wenn noch nicht alle Voraussetzungen realisiert sind: Das Konzept scheint vielversprechend.

 Das „Ja“ zum Mehrgenerationenhaus soll den geplanten Glockengießerei-Anbau vorantreiben. Foto: Kulturbüro Saarburg

Das „Ja“ zum Mehrgenerationenhaus soll den geplanten Glockengießerei-Anbau vorantreiben. Foto: Kulturbüro Saarburg

Saarburg. "Ich freue mich wirklich sehr über die Anerkennung durch den Bund", sagt Anette Barth. Als ehrenamtliche Kulturbeauftragte und Leiterin der VHS hat sie das Konzept für ein Mehrgenerationenhaus (MGH) in Saarburg entwickelt. Das Besondere daran: Das Saarburger MGH soll in dem geplanten, neuen Anbau zur alten Glockengießerei Mabilon sein Zuhause finden. "So werden wichtige soziale und kulturelle Anliegen verquickt und Synergie-Effekte freigesetzt", sagt Barth. Träger des MGH soll das Lokale Bündnis für Familie in der Verbandsgemeinde Saarburg sein. Zu dem vom Bund initiierten und geförderten Bündnis gehören rund 40 soziale Organisationen und Träger, Schulen, Jugendämter und Kommunen, nicht nur aus der VG Saarburg sondern aus dem ganzen Kreis Trier-Saarburg. Darunter Träger von Kindertagesstätten, Pfarrgemeinden, der Verein Nestwärme, die Lebensberatung und das Demenzzentrum Trier. Die Bündnis-Mitglieder sind miteinander vernetzt und bieten schon jetzt, zum Beispiel im Rahmen des VHS-Programms, gemeinsame Veranstaltungen etwa zur Erziehung oder Begegnungstage von Senioren und Jugendlichen an. "Wegen seiner generationenübergreifenden, vernetzten Arbeit und dem kreisweiten Einzugsgebiet ist das Bündnis prädestiniert für die Trägerschaft eines Mehrgenerationenhauses des Kreises", sagt Barth. Der Bund finanziert Sach- und Personalkosten des MGH über fünf Jahre. Mit dem Geld vom Familienministerium soll eine halbe Stelle finanziert werden, um das Angebot aufzustocken und das vielschichtige Netzwerk zu organisieren. "Angesiedelt werden soll das Mehrgenerationenhaus im geplanten Glockengießerei-Neubau", erklärt Barth. Die Pläne zum Museums-Neubau - eine moderne Glas-Stahl-Konstruktion, die sich an die alte Gießerei anschmiegt - wurden bereits im vergangenen Jahr geschmiedet. Untergebracht werden sollen unter anderem Räume für Museumspädagogik, eine Lehrküche und ein großer Veranstaltungssaal. Die Gesamtkosten für den Bau belaufen sich auf bis zu zwei Millionen Euro, zuerst realisiert werden soll das Foyer. "Das Geld für Erhalt und Ausbau der Glockengießerei ist bei VG, Kreis und Land beantragt", sagt Barth. Geplant ist außerdem eine Stiftung, über die mit der Hilfe von Sponsoren das Kulturdenkmal erhalten werden soll. "Die Zusage des Bundes dazu, dass auch das Mehrgenerationenhaus in den neuen Räumen seinen Platz finden soll, ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg der Finanzierung", ist sich Barth sicher. Aber auch, wenn der Museumsneubau nicht so schnell realisiert werden kann: "Wie vom Ministerium gefordert, können wir zum Oktober unser Mehrgenerationenhaus-Konzept umsetzen", betont die Kulturmanagerin. Beratungsgespräche und Kontaktvermittlung könnten auch in den bestehenden Räumen der Glockengießerei stattfinden. Lediglich das vom Bund geforderte Generationen-Café könne in der kalten Jahreszeit in der ungeheizten Gießhalle nicht stattfinden. "Damit soll im Frühjahr begonnen werden, so, wie es in unserer Bewerbung stand", sagt Barth.Dass die Aktivitäten des Mehrgenerationenhauses sich nach der Bundesförderung von 40 000 Euro jährlich in fünf Jahren selbst tragen müssen, bereitet Barth "kein Magendrücken". Die Verquickung von einmaliger Kulturstätte und soziokulturellem Zentrum setzte Synergie-Effekte frei. Die fünf Jahre könnten genutzt werden, um die öffentliche Hand und private Partner zu gewinnen. Und: "Zurzeit besichtigen rund 10 000 Besucher jährlich die Glockengießerei, Machbarkeitsstudien haben gezeigt, dass das bei Ausweitung des Angebots und Öffnung am Wochenende leicht 20 000 sein könnten", sagt Barth. Mit den Einnahmen könne das Angebot des MGH gesichert werden. Meinung Zu Hause sein im ganzen Kreis Ein Mehrgenerationenhaus ist in erster Linie keine Immobilie, sondern eher ein ideelles "Zuhause", unter dessen "Dach" ein vielseitiges, generationenübergreifendes Angebot stattfindet. Dass die Finanzierung des Glockengießerei-Neubaus noch nicht auf sicheren Füßen steht, ist daher kein Knock-out-Kriterium für das Saarburger MGH. Wichtig ist, dass die Koordinierungsstelle ab Oktober in den bestehenden Räumen des Kulturdenkmals eingerichtet wird. Auch einige Veranstaltungen können in Gießhalle oder Museum stattfinden, andere in der VHS oder den eigenen Räumen der Familienbündnis-Mitglieder. Schließlich ist pro Kreis nur ein MGH vorgesehen - warum also unbedingt die Konzentration auf eine Immobilie statt in die Fläche zu gehen? Das Familienministerium sieht das offenbar ähnlich, sonst hätte es dem innovativen, auf vielen Schultern ruhenden Saarburger Konzept nicht den Vorzug vor der Hermeskeiler Planung gegeben. c.wolff@volksfreund.de

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