Neues Heim für Ochs und Esel

TAWERN. Nur wenige Wochen sind es, bis mancher seine alte Weihnachtskrippe wieder vom düsteren Speicher holt, um sie im Lichterglanz des Christbaumes aufzustellen - jedoch meist nur für kurze Zeit. Zu schade für den Karton sind die kleinen Kunstwerke der Krippenbaufreunde Tawern.

Rege Bautätigkeit herrscht derzeit in einem Kellerraum der Grundschule Tawern. Ein kleines Dorf en miniature ist seit Anfang September dort entstanden. Zwölf Häuschen - einige mit weiß getünchten Fassaden, andere befinden sich noch im Rohbau - sind zu sehen. Ein Blick durch das eine oder andere Fenster verrät, dass auch der Innenausbau teilweise weit fortgeschritten ist. "Bis zur Adventszeit soll schließlich alles fertig sein", erklärt Maria Schons, die so etwas wie die Bauleiterin der Krippensiedlung ist. Seit 1993 bietet die 63-Jährige aus Tawern Interessierten die Möglichkeit, unter fachkundiger Anleitung Weihnachtskrippen zu bauen. Von Anfang September bis in den Advent gibt sie Kurse. Die Nachfrage sei groß, doch das begrenzte Platzangebot in dem Kellerraum lasse nur ein Dutzend Teilnehmer pro Kurs und Jahr zu. "Schon jetzt liegen wieder 39 Anmeldungen vor." Zweimal in der Woche treffen sich die angehenden Krippenbauer, um für drei bis vier Stunden an ihren kleinen Kunstwerken zu tüfteln. Doch es wird nicht einfach drauf los gebastelt. Dem Baubeginn geht eine intensive Planungsphase voraus. "Zunächst muss überlegt werden, für welche Figuren die Krippe gedacht ist", erklärt Maria Schons. Das Größenverhältnis soll stimmen. Danach habe man sich für einen Baustil zu entscheiden. "Manche mögen eine orientalische Krippe, andere orientieren sich am Stil heimischer Bauernhäuser." Als Vorlage können Fotos dienen.Maria und Josef am offenen Kamin

Nach dem Erstellen des Bauplanes kann es los gehen. Als Baumaterial kommen Holzfaserplatten für das Mauerwerk zum Einsatz. Aus Holzbalken wird der Dachstuhl gebaut, der anschließend mit einzeln angefertigten Dachziegeln gedeckt wird. Der Verputz besteht aus Spezialmörtel, der Anstrich erfolgt mit weißer Außenfarbe. "Größten Wert lege ich auf Details", sagt Schons. Sie machen die Häuschen zu etwas Besonderem. Und tatsächlich - beim Blick durchs Fenster eines der Gebäude ist ein offener Kamin zu erkennen. Ruß am Schornstein scheint zu verraten, dass er bereits in Betrieb war. Bis die Heilige Familie nebst Ochs und Esel in ihr neues Heim einziehen kann, vergehen allerdings noch ein paar Wochen. Bis dahin werden auch kleine, aus Zweigen gefertigte Bäumchen das Grundstück zieren. Zum Krippenbau kam die ehemalige Bankangestellte vor zwölf Jahren, als sie eine Ausstellung in Klüsserath besuchte. "Die Krippen dort waren nicht schlecht, doch ich dachte, dass ich es besser machen kann." 1992 besuchte sie einen Lehrgang in einer Krippenbauschule des Moselortes. Ein Jahr später tat sie sich mit dem ebenfalls in Tawern lebenden Georg Menzel zusammen, um das Gelernte in Kursen weiterzugeben. Inzwischen ist auch Ehemann Heinz mit von der Partie, um seine Gattin hier und da zu unterstützen. Aus der gesamten Region kommen inzwischen die Menschen nach Tawern, um erste Schritte im neuen Hobby zu machen. Alle Altersgruppen sind vertreten. Handwerkliches Geschick sei zwar von Vorteil, "ohne eine fertige Krippe ist aber noch niemand nach Hause gegangen". Wenn alles Reden nichts helfe, greife sie auch schon mal selbst zu Hammer und Teppichmesser. Rund 140 Krippen sind seit 1993 unter der fachlichen Anleitung von Maria Schons entstanden. Die Begeisterung in der Bevölkerung für die kleinen Kunstwerke habe ihr inzwischen sogar den Spitznamen "Krippen-Maria" eingebracht. Wer die Werke der Tawerner Krippenfreunde bestaunen will, hat dazu Gelegenheit am zweiten Adventssonntag. Dann sind sie in der Tawerner Pfarrkirche zu sehen.

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