Neuhaus – der zerrissene Ort

TRIERWEILER/AACH-NEUHAUS. Als "zerissener Ort" gilt die beiderseits der B 51 gelegene Mini-Gemeinde Neuhaus. Die 15 Häuser rechts der "Bitburger" in Richtung Trier gehören zur Gemeinde Trierweiler, die zehn auf der linken Seite zur Gemeinde Aach. Der immense Verkehr mitten durch den Ort wirkt wie ein rollender Vorhang aus Blech und macht die Zerrissenheit perfekt.

Zur "Lagebesprechung" auf der Terrasse des Hauses Weidenstraße 1 auf Trierweiler Terrain haben sich neben Gastgeberin Maria Schmitt, Stefanie Moos aus der Bitburger Straße, Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden und Bernhard Hoffmann, Ortsvorsteher von Sirzenich, eingefunden. Vorwurf: Planung ist fehlerhaft

Maria Schmitt fasst zusammen, was die Gemüter erregt. "Verfolgt man die Debatten über verkehrsberuhigende Maßnahmen, muss man sich als Bürger von Neuhaus stiefmütterlich behandelt fühlen. Was geschieht eigentlich in diesem Ortsteil? Sollen die Neuhäuser etwa im Verkehrslärm ersticken?", fragt Maria Schmitt. Über 20 000 Fahrzeuge, darunter LKW schweren Kalibers, donnerten täglich durch den Ort. Die Weidenstraße, ein hinter den Häusern parallel zur B 51 verlaufender, schmaler Wirtschaftsweg, sei durch fehlerhafte Planung an das angrenzende Gewerbegebiet angeschlossen und somit zur weiteren Durchfahrtsstraße "gekürt" worden. "Fazit", so Maria Schmitt, "täglich über 20 000 Fahrzeuge vor und hunderte direkt hinter den Häusern." Unisono beklagen Maria Schmitt und Stefanie Moos, dass es den Kindern weitgehend an Spiel- und Entfaltungsmöglichkeiten fehlt, ganz zu schweigen von der Gefahr für Leib und Leben. Am Ende ihrer Philippika präsentiert Maria Schmitt einen Artikel des Trierischen Volksfreunds vom 25. April 1990. Inhaltlich entspricht er dem, was Maria Schmitt beanstandet und auch heute noch Ärgernis Nummer eins in Neuhaus ist. "In 15 Jahren hat sich nichts zum Besseren gewendet", befindet die Runde fast resignierend. Im Gegenteil. Die Verkehrsdichte habe noch erheblich zugenommen, zuletzt vor allem durch die Mautflüchtlinge. Einig sind sich alle: Nur eine Umgehungsstraße kann helfen. Von Kontakt zwischen den Bewohnern auf der Aacher und Trierweilerer Seite der B 51 könne schon lange nicht mehr die Rede sein, sagen Maria Schmitt und Stefanie Moos. Die Blechlawine sei nahezu undurchdringlich. Eine Fußgänger Unter- oder Überführung gebe es nicht. Hinsichtlich der stiefmütterlichen Behandlung konzidieren die Damen der Gemeinde Trierweiler zumindest guten Willen. "Wir erkennen die Sorgen und Nöte der Bürger an, aber um einiges zu tun, hat es immer an Land gefehlt", betonen Matthias Daleiden und Bernhard Hoffmann, "nicht weil die Gemeinde nicht kaufen konnte oder wollte, sondern weil keiner bereit war, zu verkaufen oder zu verpachten, es sei denn zu weit überzogenen Preisen". Immerhin habe ein Bürger kostenlos Land zum Bau einer Bushaltestelle zur Verfügung gestellt, lobt Matthias Daleiden.Noch schneller in den Dauerstau

Szenenwechsel: Gespräch mit Professor Georg Hertlein und Richard Braun auf Aacher Hoheitsgebiet. Beide sind langjährige Bewohner der einzigen Straße, der Talstraße. In Sachen Verkehr sind ihre Aussagen nahezu deckungsgleich mit denen von jenseits der "Bitburger". Kritisiert wird, dass es nicht möglich ist, zumindest eine Lärmschutzwand zu errichten. "Stattdessen wird die B 51 weiter ausgebaut, damit die Fahrzeuge noch schneller den Dauerstau vor Trier erreichen", meint Georg Hertlein mit bitterer Ironie. Die Verkehrsplanung entbehre jeglicher Logik. "Als ich um 1960 hier baute, konnte man die Autos zählen. Im Schnitt sechs am Tag - meist Postautos", erinnert sich Richard Braun. Heute lägen zwischen diesseits und jenseits der B 51 Welten. Der Kontakt zu den Leuten von gegenüber sei eingeschlafen. Von der Gemeinde Aach stiefmütterlich behandelt fühlen sich Richard Braun und Georg Hertlein nicht. Ihr einziges Anliegen: Ein Verkehrschild in Aach mit dem deutlichen Hinweis "Ortsteil Neuhaus".

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