"Nie wieder!"

HINZERT-PÖLERT. Das jährliche Gedenken an die Opfer des SS-Sonderlagers und Konzentrationslagers (KZ) Hinzert ist heute wichtiger denn je, betonten die Teilnehmer der gestrigen Gedenkfeier. Die Erinnerung sei eine wichtige Voraussetzung, gegen Extremismus einzutreten.

"Heute gibt es Menschen, die bereit sind und die vorbereitet sind, die Flamme der Erinnerung in Würde weiter zu tragen." Mit eindringlichen Worten hob Steve Kayser beim Gedenktag an die Opfer des SS- Sonderlagers/KZ Hinzert das Engagement von Menschen jeden Alters hervor. Dem Professor am Lycée Technique in Bonneweg, Luxemburg, kam in diesem Jahr die Aufgabe zu, die Erinnerungs-Ansprache für die luxemburgische Seite zu halten. Was er in drei Sprachen - französisch, luxemburgisch und deutsch - tat. Das "Nie wieder!" sei das Vermächtnis der geschundenen Generation, mahnte Kayser die Pflicht an, dieses Erbe in Ehren zu halten. In einer immer komplexer werdenden Welt sei es wichtiger denn je, die Jugend im Geiste von Brüderlichkeit und Toleranz zu erziehen, so Kayser. "Damit auch die nachfolgenden Generationen von extremistischen Auswüchsen verschont bleiben." Es sei die Aufgabe der Politiker, allen ein ausgewogenes und menschliches soziales Klima zu garantieren, das es den Extremisten unmöglich mache, erneut Fuß zu fassen. Ein richtiger Schritt in diese Richtung ist für Professor Kayser das im Bau befindliche Dokumentations- und Begegnungshaus. Das "Mémorial" von Hinzert werde so zu einem Ort, an dem Menschen zusammenkommen und nachdenken könnten. Kaysers ergreifende Ansprache ergänzten andere Teilnehmer durch das Verlesen von Zeitzeugentexten. So zitierte eine Jugendliche: "Der Luxemburger riet uns, die Lagermannschaft so weit als möglich zu meiden." Am Besten sei es für die Betroffenen gewesen, jeden Augenkontakt zu meiden, aber jeden Drill mitzumachen, um das Überleben wahrscheinlicher zu machen. Außerdem sollte keiner an zuhause denken: "Wir müssen unsere Menschlichkeit ablegen, wenn wir überleben wollen." Was aber nicht heißen musste, auch die eigene Würde abzulegen. Pfarrer Ingo Flach sagte: "Diese Erinnerung an das Leid lässt uns wachsen und aktiv eintreten für Menschlichkeit." Flach sprach die Gebete zusammen mit seiner evangelischen Kollegin Heike Diederich. Nach der feierlichen Kranzniederlegung lud Dieter Schiffmann, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, zu einer Besichtigung der Baustelle ein. Die Schwestern Elise und Pauline Schaus wollten sich das künftige "Dokumentations- und Begegnungshaus" jedoch lieber bei einem späteren Besuch anschauen. Der Bau sei aber in jedem Fall zu begrüßen, so die Luxemburgerinnen: "Wir finden es gut, damit die Leute oft zurückkehren, dass sie das nie vergessen." Wie schrecklich das alles gewesen sei, hätten viele erst hinterher erfahren. Sie persönlich seien nicht in Hinzert gewesen, aber eine von ihnen sei zum Arbeitsdienst nach Schleswig-Holstein eingezogen worden.

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