Nittel auf dem Prüfstand

NITTEL. Eine Traumreise ins Jahr 2030 kann auch anstrengend sein. Dies stellten fast 30 Nitteler Bürger fest, die im Bürgerhaus zur Dorfkonferenz zusammenkamen.

Eine Vision für die Zukunft - das ist das große Ziel des seit einigen Wochen in Nittel laufenden Projektes "Dorferneuerung". In der Dorfkonferenz ging es um die Stärken und Schwächen des Weinortes an der Obermosel. Knapp 30 engagierte Bürger und Jugendliche diskutierten über den Zustand der Gemeinde und entwickelten Pläne, wie sich Nittel im Jahr 2030 präsentieren könnte.Schöne Natur und hoher Freizeitwert

Dorfmoderatorin Nathalie Franzen aus Münster-Sarmsheim bei Bingen lieferte zunächst die Fakten. Danach muss in Rheinland-Pfalz mit einem deutlichen Bevölkerungsrückgang und einem kräftig steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung gerechnet werden. Eine Entwicklung, die in großen Teilen auch auf Nittel zutreffen werde. Dass Nittel entgegen dem Trend zurzeit noch wachsende Bevölkerungszahlen verzeichnet, sei größtenteils der anhaltenden Attraktivität des Arbeitsmarktes in Luxemburg zu verdanken. Diese positive Entwicklung bringe auch Probleme mit sich. Welche, das stellte sich während der fast fünfstündigen Veranstaltung schnell heraus. Die Stärken des Dorfes sahen die Konferenzteilnehmer einvernehmlich in der Schönheit der Natur und dem hohen Freizeitwert. Das aktive Vereinsleben wurde positiv hervorgehoben, die zahlreichen Weingüter und Gastronomiebetriebe als Pluspunkte eingestuft. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Frieden betonte die überragende Bedeutung einer guten Verkehrsanbindung. Dank Bahnanschluss und geringen Entfernungen zu Autobahnen und Flughäfen seien die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung günstig. Die Mängel waren ebenfalls rasch zusammengetragen: Größter Schwachpunkt sind die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten. Insbesondere die Ortsteile Rehlingen und Köllig leiden darunter, aber auch der Windhof, wo es nicht mal mehr einen Briefkasten gibt. Der Verkehr - Raserei und wildes Parken - ist auch in Nittel ein Dauerthema. Die Integration der Neubürger könne verbessert werden.Bolzplatz als Katzenklo

Die Jugendlichen zeigten sich mit ihrer Situation weitgehend zufrieden. Die Wiedereinrichtung des Jugendraumes habe die Lage deutlich verbessert. Als gröbste Mängel wurden das Fehlen von schnellen Internet-Verbindungen und eines vernünftigen Bolzplatzes angesprochen. Der jetzige Sandplatz sei nach Meinung der Jugendlichen nur bedingt geeignet, da der Sand als Katzenklo diene und Glasscherben unter der Oberfläche ein großes Verletzungsrisiko darstellen. Nach der bis dahin sehr sachlichen Analyse wurde es emotionsgeladen, als sich die Diskussion in Richtung "Zwischenmenschliches und Umgang miteinander" entwickelte. Die relativ geringe Beteiligung an der Dorfkonferenz wurde beispielsweise damit erklärt, dass letztlich ja doch nur das gemacht werde, "was den Winzern nützt". Nicht nur für die ferne Zukunft wünschen sich alle Konferenzteilnehmer, dass die Kommunikation im Dorf verbessert wird. Eine Dienstleistungs-Tauschbörse und eine Ortszeitung wurden angeregt, Sprachkurse in Nitteler Platt gewünscht. Das Landschaftsbild soll unbedingt erhalten bleiben. Und in Sachen Einkaufsmöglichkeiten soll ein Markttag ausprobiert werden. Erstes Fazit: Ein Dorf ist immer dann lebenswert, wenn jeder jeden kennt und man sich gegenseitig hilft. Die nächsten Termine: Donnerstag, 13. Juli, 20 Uhr, Gasthaus "Müller-Holbach", Arbeits-kreis Ortszeitung, Donnerstag, 20. Juli, 20 Uhr, Gasthaus "Müller-Holbach", Arbeitskreis Tauschbörse und Nachbarschaftshilfe. Interessierte sind willkommen.

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