Notwendiger Neuanfang

Das"Schlachtfeld Ockfen" ist inzwischen von so viel Pulverdampfvernebelt, dass scheinbar keiner mehr genau weiß, was eigentlichpassiert ist. Deshalb noch einmal zur Erinnerung: DerOrtsbürgermeister hat, zu nächtlicher Stunde und nach allseitigemAlkoholgenuss, den Feuerwehrchef heftig handgreiflich attackiert.Das, und nur das, ist der unbestrittene Ausgangspunkt für dieAffäre. Hubert Krewer hatte danach mehrere Tage Zeit, die Sachemit einer unzweideutigen, öffentlichen und rückhaltlosenEntschuldigung aus der Welt zu schaffen - er hat dieseGelegenheit nicht genutzt. Er hätte seiner Gemeinde, aber auchsich, vieles ersparen können. Nun ist Krewer, da sind sich Freunde und Gegner ausnahmsweise einig, kein Schläger und Gewalttäter. Vieles spricht dafür, dass das Opfer, der Wehrführer Bernd Kirf, Krewers Entgleisung durch eine unlückliche Äußerung provoziert hat. Kirf selbst hat diese Möglichkeit eingeräumt, sich dafür sogar prophylaktisch entschuldigt. Und wer der deutschen Sprache mächtig ist, konnte das genau so in der Zeitung lesen.

Manchem wäre es lieber gewesen, die Presse hätte den Vorgang vornehm verschwiegen. Aber wer ernsthaft behauptet, prügelnde Würdenträger auf Dorffesten gehörten hierzulande zur ländlichen Folklore und seien keine Berichterstattung wert, muss sich fragen lassen, wie er beispielsweise Jugendliche noch glaubwürdig auffordern will, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Mag sein, dass man einzelne Begriffe genauer auf die Goldwaage legen sollte. Aber die Wucht, mit der - Wochen nach der Attacke - Fronten entstanden, die Energie, mit der Schützengräben ausgehoben wurden, deutet daraufhin, dass die Prügelei (und die Berichterstattung darüber) nur der Anlass war, der massivste Konflikte, die unter der Oberfläche lagen, zum Ausbruch brachte.

Was alle Beteiligten eint, ist der völlige Mangel an Einsicht in mögliche eigene Fehler und die unverbrüchliche Schuldzuweisung an die jeweils andere Fraktion. Und wer die Vorgänge beobachtet, wird das Gefühl nicht los, dass auf dieser tristen Feuerstelle jede Menge Süppchen gekocht werden, die mit dem eigentlichen Thema wenig zu tun haben. Alle sind hoffnungslos verkeilt, Bewegung nicht in Sicht. Und die Bürger wollen, dass endlich Ruhe einkehrt.

Wie kommt man aus dieser Nummer raus? Die Schlüsselfigur heißt immer noch Hubert Krewer. Der Bürgermeister könnte die Vertrauensfrage stellen, indem er zurücktritt und erneut kandidiert. Dann läge die Entscheidung bei den Ockfener Bürgern. Ziehen sie einen Schlussstrich unter die Affäre und geben Krewer mehrheitlich erneut ihr Vertrauen, dann wäre der Phalanx der Krewer-Gegner innerhalb und außerhalb des Ortes jegliche Grundlage entzogen. Wählen sie einen anderen, wäre das ein personeller Neuanfang. Beides wäre legitim, beides wäre die einzige Chance, wieder Frieden nach Ockfen zu bringen.

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