Nur Klavier? Keineswegs

RIVERIS. Erst zehn Jahre ist sie alt. Trotzdem ist Salome Sanchez-Suska in Mainz bei "Jugend musiziert" mit einem ersten Preis ausgezeichnet worden. Aber weder für die junge Preisträgerin noch für ihre Eltern erschöpft sich die musikalische Ausbildung im Klavierspiel.

Zehn Jahre ist sie alt und hat gerade zwei Preise im Wettbewerb "Jugend musiziert" gewonnen - auf Region- und auf Landesebene. Jetzt sitzt Salome Sanchez-Suska mit ihren Eltern am Wohnzimmertisch, und sie erzählen. Mit fünf Jahren hat sie angefangen mit dem Klavierspiel. Eine frühe Begabung. Damals bot die Musikschule für Kinder ihres Alters nur Unterrichtseinheiten von 20 Minuten an. Was für viele das Richtige sein mag - für Salome war es zu wenig. Aufnahme ins Konservatorium

So spielte sie bei der renommierten Pianistin Béatrice Rauchs im Konservatorium Luxemburg vor und hatte das Glück der Begabten: Sie wurde angenommen. Seither fahren sie und ihre Mutter einmal wöchentlich an die 90 Kilometer ins Großherzogtum. Keine Frage: Der Aufwand lohnt. Knapp 60 Minuten sitzt Salome täglich am Klavier. "Am besten übt sie, wenn ich dabei bin und zuhöre", sagt ihre Mutter Inge Suska de Sanchez. Was sie natürlich Zeit kostet. Und die Luxemburg-Fahrten schränken nicht nur das Zeitbudget der Mutter ein, sondern auch die Aktivitäten des Mädchens außerhalb der Schule. Doch zur Einseitigkeit führt Salomes Hobby nicht. Neben dem Klavierspiel treibt die Schülerin auch Sport. Nein, sagen die Eltern, Kollisionen gebe es da nicht, und lassen doch erkennen: Im Zweifelsfall hätte die Musik natürlich Vorrang.Ständige Prüfungen in Luxemburg

Musik soll es sein, nicht nur Klavierspiel. Es gehe, sagt Vater Rolando Sanchez, ja nicht um Fingerakrobatik, sondern um den geistigen Horizont, den Musik eröffnet - Wissen um Komponisten, um Epochen, um Anfänge der Kompositionstechnik, analytische Einsichten. Die werden im luxemburgischen Unterrichtssystem systematischer und umfassender vermittelt als in Deutschland. Und noch etwas ist in Luxemburg anders als in der deutschen Musikschule: Es wird geprüft und bewertet. Die Schüler wissen, wo sie mit ihren Leistungen stehen, auch wenn sie nicht an einem Wettbewerb teilnehmen. Trotzdem war der Wettbewerbserfolg für Salome ein wichtiges Ereignis und für ihre Klassenkameradinnen auch. "Alle waren froh", erzählt sie. Lehrer und sogar der Direktor des Angela-Merici-Gymnasiums hätten gratuliert. Schließlich besuchen vier erste Preisträgerinnen vom Landeswettbewerb "Jugend musiziert" nicht nur ihre Schule, sondern sogar dieselbe Klasse. Außer Salome sind es die drei Flötistinnen Lena Birtel, Julianne Funk und Jana Backes. Es muss eine musikalische Klasse sein.

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