Nur ein Pony war noch zu retten

NEWEL. Wenigstens eins Pony konnte er vor dem Tod bewahren. Rainer Lex aus Newel hat in den zurückliegenden Wochen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zwei Tiere zu retten, die völlig vernachlässigt auf einer Koppel ihr Dasein fristeten. Für einen Vierbeiner kam die Hilfe jedoch zu spät.

Die beiden Ponys, die Rainer Lex auf einer Koppel zwischen Newel und Kimmlingen stehen sah, waren in einem jämmerlichem Zustand. Völlig verkommen, keine Impfungen, dreckig. Das Schlimmste aber war bei einem Tier ein Geschwür, "das so groß war wie eine Rinderlunge", wie Rainer Lex anschaulich beschreibt. Dass davon lebensgefährliche Entzündungen ausgingen, wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Offenkundig war aber, dass die Ponys nicht artgerecht gehalten wurden und schon aus Gründen des Tierschutzes dringend etwas passieren musste. Besitzer der Tiere war zu diesem Zeitpunkt ein Mann aus Welschbillig-Möhn. Dass dieser bei den Behörden kein Unbekannter war, erfuhr Lex beim Trierer Veterinäramt. Bereits öfter sei der Tierhalter unangenehm aufgefallen, hörte Lex dort. Ärger über das Verhalten des Veterinäramts

Was den Neweler Reitstallbesitzer Lex und seine Lebensgefährtin Elke Ossweiler besonders ärgert, ist die Tatsache, dass das Veterinäramt zu diesem Zeitpunkt bereits seit vier Monaten vom Zustand der Tiere wusste. Denn andere besorgte Bürger hatten bereits Alarm geschlagen. "Dort hätte man viel schneller reagieren müssen", kritisiert Lex. Gemeinsam mit der Kordeler Tierärztin Alexandra Dockner suchte das Paar die Tiere für die nötigsten Impfungen und Spritzen wieder auf. Da auch weiterhin nichts passierte und die Tiere völlig vernachlässigt auf der Koppel standen, erstattete Rainer Lex Strafanzeige bei der Polizei. "Erst danach hat auch das Veterinäramt reagiert und den Tierhalter unter Druck gesetzt", ärgert sich Lex über die Behörde. Eine Darstellung, die das Veterinäramt so nicht stehen lassen will. Zwar sei es richtig, dass die Behörde vier Monate über die Zustände auf der Koppel Bescheid wusste, bestätigt Veterinärdirektor Dr. Ludwig Roth. Aber in dieser Zeit sei die zuständige Amtstierärztin viermal zu Kontrollen an Ort und Stelle gewesen. Dass dem Besitzer danach angedroht wurde, ihm die Tiere wegzunehmen, weil sich an dem Zustand der Haltung nichts geändert hatte, sagt Roth: "Diese Anordnung ist bereits ergangen, bevor die Polizei ihre Ermittlungen aufgenommen hat. Sie ist demnach nicht auf diese zurückzuführen." Zudem sei das Tier vor der Übergabe an Lex zweimal durch eine praktische Tierärztin behandelt worden. Dass diese Behandlung allerdings auf Initiative und in Begleitung des Reitstallbesitzers Lex vorgenommen wurde, geht aus der Stellungnahme des Veterinäramtes nicht hervor. Mit den Einnahmen aus dem Sommerfest seines Reitstalles, die ursprünglich für die Deutsche Vereinigung zum Schutz des Pferdes gedacht waren, und einer dicken zusätzlichen eigenen Spende konnte Lex dem bisherigen Halter die beiden Ponys abkaufen. Tierärztin Dockner versuchte anschließend gleich, das kranke Pony noch zu retten. "Zwei Stunden lang haben wir uns bemüht, das Geschwür und alle Auswüchse zu entfernen. Über 50 Stiche waren nötig, um alles wieder zu schließen", erinnert sich Lex. Erst sah es so aus, als ob sich das Tier erholen würde. Dann ging es jedoch blitzschnell. Der Zustand des Ponys verschlechterte sich rapide, dann ging es ein. "Das hätte alles nicht sein müssen, wenn eher reagiert worden wäre", sagt Elke Ossweiler frustriert. Immerhin: Zumindest das zweite Pony hatte Glück im Unglück. Inzwischen wieder kerngesund, aber immer noch sehr scheu und ängstlich, lebt es im Kreis seiner Artgenossen und eines Esels auf den Wiesen von Rainer Lex' Reitstall. /ek

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