Nur mit der Sprache klappt's nicht

KONZ-NIEDERMENNIG. Aus Bayern zog Franz Wieland ins Konzer Tälchen, fand dort ein neues Zuhause und zu einer neuen Leidenschaft, der Kunst: Seine Figuren, Skulpturen und sonstigen Objekte aus Ton sind überall im Haus zu bewundern.

Sein Akzent "verrät" ihn: Franz Wieland ist kein gebürtiger Tälchen-Bewohner. "Ich bin in einem kleinen Winzerort in der Nähe von Würzburg geboren", erzählt er, "habe auch viele Jahre im Bayerischen Wald gelebt." Dort war der gelernte Orthopädieschuhmacher, der sich mit 20 für acht Jahre bei der Bundeswehr verpflichtete, als Polizist im Einsatz. Seit Sommer 1994 lebt er in Konz-Niedermennig. Ins Tälchen hat ihn die Liebe gebracht: "Ich habe meine Frau, die schon lange hier in Niedermennig wohnt, im Krankenhaus in Oberbayern kennen gelernt. So bin ich ins Tälchen gekommen." Und dort fand er auch eine neue Leidenschaft: Keramik-Kunst. Durch die Folgen eines schweren Dienstunfalls seit zehn Jahren frühpensioniert, suchte er eine neue Herausforderung. "Ich habe verschiedene Dinge ausprobiert, und beim Ton bin ich hängen geblieben." Seit zehn Jahren besuche er Kurse, um mehr zu lernen, sich mit neuen Techniken vertraut zu machen. "Bei vielen Dozenten, die teilweise auch richtig bekannt sind und aus ganz Europa kommen", erklärt Franz Wieland. Seine Werke sind sehr unterschiedlich. Da gibt es zum Beispiel ein Krokodil, das das Regal im Wohnzimmer ziert. Vor allem etwas abstraktere Skulpturen sind sein Markenzeichen. Ein häufiges Motiv: Würfel. "Die zerschneide ich und setze sie wieder irgendwie zusammen", erklärt der Künstler. So stehen im Haus mehrere unterschiedliche Würfelskulpturen und Würfelpuzzles. "Da muss man versuchen, die Würfelteile, die genau aufeinander passen, wieder zu einem großen Würfel zusammenzubringen", erläutert er schmunzelnd. Seine Ideen bekommt er zum einen von den Kursen, die er mehrmals im Jahr besucht, zum anderen entspringen sie seiner Phantasie. "Es kann sein, dass mir auch mal was mitten in der Nacht einfällt. Dann muss ich es schnell aufschreiben, sonst ist es weg." Als Neubürger in Niedermennig fühlt er sich mittlerweile sehr wohl und ist in verschiedenen Vereinen tätig. "Ich bin in der Feuerwehr, habe beim Karneval geholfen. Eigentlich ist es so: Wenn man mich braucht, dann bin ich da", erklärt der Vater einer erwachsenen Tochter sein Engagement, und er ergänzt: "Man muss schon dabei sein, wenn man im Dorf wohnt." Wissen wird weitergegeben

Auch in seiner Kunst ist der Bezug zum Ort zu erkennen: "Das hier ist Niedermennig", sagt er und zeigt eine weitere Skulptur. Die besteht aus mehreren Tonplatten, die in die Höhe wachsen. "Die Straßenzüge von Niedermennig bieten hier die Grundlage, dann habe ich das einfach in die Höhe gebaut." Als im vergangenen Jahr der Kindergarten in Niedermennig einen Namen bekommen hat, da hat Franz Wieland eine Figur des Namensgebers St. Wendelin gestaltet und sie dem Kindergarten gestiftet. Der "Neu-Tälches", der auch Großvater ist, gibt sein Wissen über diese Kunst auch gerne weiter: Im Haus der Jugend gibt er Töpferkurse für Kinder. "Und im nächsten Jahr möchte ich auch Kurse für Erwachsene anbieten und ihnen zeigen, was man aus Ton ohne Töpferscheibe alles machen kann." Im Sommer ist er zudem seit acht Jahren Betreuer bei Jugendfahrten. Nach elf Jahren im Tälchen kann er glücklich auf diese Zeit zurückblicken. "Als ich noch im Bayerischen Wald gewohnt habe, da habe ich immer gesagt, ich verlasse ihn niemals. Doch jetzt fühle ich mich als Tälchen-Bewohner und möchte hier nicht mehr weg", betont er - und ergänzt lächelnd: "Nur mit der Sprache, da klappt's nicht."

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