Oase in der Servicewüste

KONZ. In Zeiten vom Supermärkten und Ladenketten haben es die traditionellen Fachgeschäfte schwer. Dabei bieten sie dem Kunden Vorteile – vor allem im Service. Irene Schons vom Textilhaus Winkler in Konz-Karthaus hat dafür jetzt den Titel "1a Fachhändlerin" erhalten.

Die Urkunde wirkt nicht protzig, sondern eher unauffällig. "1a Fachhändler" steht darauf und "Textil Winkler/Konz". Der Branchen-Informationsdienst "markt intern" hat Irene Schons in Konz-Karthaus dieses Prädikat verliehen. "markt intern" ist das größte Branchenblatt für den unternehmerischen Mittelstand. An die 100 Autoren, darunter allein 45 Anwälte, sind für die Zeitschrift tätig. Und diese vertritt in einer großen Zahl von Branchen die Interessen der mittelständischen Unternehmer.Schwierige Situation seit dem Jahr 2000

Irene Schons hat sich um die Auszeichnung beworben und nach Abgabe eines detaillierten Fragebogens und einer Referenzliste mit 20 Kunden-Unterschriften das Zertifikat erhalten. "Inhabergeführt seit 1922", "ausgebildetes, freundliches Fachpersonal", "Wissen über Pflegeanforderungen", "durch Kundenaussagen belegte Service- und Beratungsqualität", "individueller Maß-Service", "Änderungs-/Reparatur-Service" - diese und ähnliche Leistungen waren ausschlaggebend. Mit einem Wort: der Service. Darin können die Fachgeschäfte die Supermärkte und Handelsketten häufig übertrumpfen. In der "Servicewüste Deutschland" sind sie kleine Oasen. Irene Schons hat das Textilgeschäft Winkler im Jahr 1990 von ihren Eltern übernommen und schon wenige Jahre danach die Veränderungen im Einzel- und Fachhandel erlebt. "Damals ging das Geschäft wirklich sehr gut", erinnert sie sich an ihre erste Zeit. Aber schon fünf Jahre später, 1995, habe es erste Einbrüche gegeben. Ihre letzte erfolgreiche Aktion zum 75-jährigen Bestehen liegt acht Jahre zurück. Und vom Jahr 2000 an sei die Situation schwierig geworden. "Früher konnte eine Familie mit drei Kindern gut von dem Geschäft leben. Das ist heute bei weitem nicht mehr so." Die Ursachen? "Die Alten sterben weg, und die Jungen kommen nicht." Auch die "Prozentpolitik" der Großen, die mit reduzierten Preisen locken, sei ein Grund. Und die neue Mentalität der Konsumenten. "Wir leiden auch unter ‚Geiz ist geil'." Das Textilhaus Winkler ist kein Einzelfall. Handelsvertreter wissen, dass sich sogar in einsamen Eifelorten kleine Geschäfte nur noch mühsam halten könnten.Gedämpfter Optimismus

Jetzt hat Irene Schons die Auszeichnung erhalten. Das ist ein Anstoß, die eigenen Leistungen ins rechte Licht zu rücken - bei den alten Kunden, die dem Textilgeschäft seit vielen Jahren treu geblieben sind, vielleicht auch bei Neukunden. Bei Irene Schons bleibt der Optimismus gedämpft: "Ich weiß nicht, ob es etwas bringt." Und wenn nicht? Dann macht sie trotzdem weiter. "Jetzt aufzuhören, habe ich keine Lust", sagt die Kauffrau nüchtern und ganz ohne kämpferischen Unterton.

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