Oberbilliger Prestigeobjekt hat neuen Pächter: Im April öffnet das Haus der Fischerei wieder seine Türent

Oberbillig · Reza's statt Haus der Fischerei: Nach mehr als einem Jahr Leerstand hat die Gemeinde Oberbillig mit Koch Gholam Reza Deghdar einen neuen Mieter für ihre Prestigeimmobilie gefunden. Er hat ein Konzept für ein Bistro und ein gehobenes Restaurant erarbeitet.

Oberbillig. Das Haus der Fischerei ist tot, es lebe das Reza\'s: Die Ortsgemeinde Oberbillig hat mit Gholam Reza Deghdar nach mehr als einjähriger Suche nicht nur einen Pächter für das gemeindeeigene, gastronomische Prestigeobjekt gefunden, sondern auch einen neuen Namen. Den 33-jährigen Kochprofi mit iranischen Wurzeln zog es vor 14 Jahren nach Deutschland und an die Mosel. Sein Handwerk lernte er beim renommierten Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim (Mittelmosel). Nach Oberbillig zieht er zusammen mit seiner Frau Masomeh.
Deghdar ist der Erste, der im Haus der Fischerei von dem Zwang entbunden ist, sein Konzept an dem Thema Fisch oder Fischerei auszurichten. Hintergrund sind Rügen des Landesrechnungshofs in den Jahren 2004 und 2011. Die Kassenprüfer haben damals den falschen Einsatz von Fördergeld in Oberbillig angeprangert. Denn das Land wollte das Haus der Fischerei zur Heimstätte der Fischerei an der Mosel machen. Dieses Ziel wurde jedoch nie erreicht (siehe Extra).
Deghdar, der Erfahrung als Küchenchef und Geschäftsführer in Luxemburg, Deutschland und der Schweiz gesammelt hat, ist der erste Pächter seit 1996, der nicht mehr mit Negativschlagzeilen rechnen muss. Der Förderzeitraum ist abgelaufen, die Zweckbindung ebenfalls. "Das Thema Haus der Fischerei wird jetzt völlig begraben", sagt Willi Bos. Der Trierer Unternehmensberater unterstützt den Koch und erläutert dem TV das Konzept für das Reza\'s. Im Außenbereich will Deghdar die Terrasse an der Mosel erhalten und den Innenhof neu herrichten. Serviert würden dort - wie in den Räumen im Erdgeschoss - typische Bistro-Speisen, erläutert Bos. Es gebe dann auch ein Mittagsangebot und einen Extra-Raucherraum.
Eine der wichtigsten Änderungen im Vergleich zu vorher spielt sich im ersten Stock ab. Dort, wo zuvor das gefloppte Fischereimuseum untergebracht war, will Deghdar ein Restaurant der gehobenen Gastronomie eröffnen und Mehrgangmenüs servieren - zum Beispiel bei Geburtstagsfeiern, Geschäftsessen oder besonderen Anlässen. Der große Veranstaltungssaal mit bis zu 200 Plätzen bleibt ebenso erhalten wie die Gästezimmer. Für Anfang April ist die Eröffnung geplant - pünktlich zu Beginn der Tourismussaison.
Die Gemeinde werde bis dahin die Fassade renovieren, sagt Ortsbürgermeister Andreas Beiling. Er ist froh, dass die lange Suche nach dem neuen Pächter beendet ist. Denn für die Gemeinde sind ein Jahr und drei Monate lang die Mieteinnahmen weggefallen - ein relativ großer Posten im Gemeindehaushalt: 2012 standen 17 182 Euro aus der Miete 2500 Euro Unterhaltskosten gegenüber. 2013 blieben wegen der Pächtersuche nur die Kosten an der Gemeinde hängen. Jetzt werde ein Fünf-Jahres-Vertrag bis 2019 abgeschlossen. Es gebe eine Sonderklausel für einen Ausstieg nach zwei Jahren. Er blickt positiv auf die neuen Pächter: "Damals haben uns die Vorgaben des Landes geknebelt, jetzt können wir und auch der Pächter freier agieren."Meinung

Endlich ein Neuanfang
Die Schnapsidee, in Oberbillig eine Heimstätte der Fischerei an der Mosel zu schaffen, war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Die Politik hat sich damit nicht gerade mit Ruhm bekleckert, und alle Restaurantpächter im Haus der Fischerei mussten unter dem schlechten Konzept der damaligen Landesregierung leiden. Jetzt zieht ein junger Pächter ein, der Erfahrung und ein eigenes Konzept ohne Zwänge von außen mitbringt. Ihm und auch der Ortsgemeinde kann man nur die Daumen drücken, dass nach den ganzen Niederlagen in Oberbillig endlich der Erfolg einkehrt. c.kremer@volksfreund.deExtra

Zweimal (2004 und 2011) hat der Landesrechnungshof die rheinland-pfälzische Landesregierung wegen des falschen Einsatzes von Fördergeld im Haus der Fischerei gerügt. Eine Million Euro hatte sie zwischen 1996 und 2005 zweckgebunden investiert, um aus dem ehemaligen Weingut eine "Heimstätte der Fischerei" zu machen. Obwohl die SPD-Landes- und Bezirksregierungen das Projekt anfangs als "Knüller" und "einzigartig in Deutschland" lobten, wurde dieses Ziel nie erreicht. Schon 2002 wurde klar, dass daraus nichts wird. In den folgenden Jahren wechselten die Restaurantpächter häufig, das angebundene Fischereimuseum wurde aufgegeben. Konstanz brachte das Jahr 2008. Ein Ehepaar unterschrieb einen Fünf-Jahres-Pachtvertrag und erfüllte ihn bis zum Jahresende 2012. Allerdings verzichteten sie dann - auch wegen eines drohenden Insolvenzverfahrens - kurzfristig auf eine Verlängerung des Vertrags. Danach schaltete die Gemeinde einen Makler ein, um einen neuen Pächter für das Haus zu finden. Aus mehr als zehn Interessenten wählte sie schließlich das Ehepaar Deghdar aus. cmk

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