"Ich habe lange nach einem konkreten Projekt im Tsunami-Gebiet gesucht, das wir unterstützen könnten", sagt Schulleiter Walter Kohl. Ans Ministerium hatte er sich gewandt und an andere Hilfsorganisationen. "Aber bei allen wäre unser Geld in großen, allgemeinen Hilfetöpfen gelandet", sagt der rührige Endfünfziger. Aus dem Trierischen Volksfreund erfuhr er schließlich von Dr. Klaus-Jürgen Seelig, dem Trierer Arzt im Ruhestand, der seit der Tsunami-Katastrophe auf Nias nicht nur medizinische Hilfe geleistet, sondern auch mehrere konkrete Projekte angestoßen hatte (der TV berichtete mehrfach). Kohl nahm Kontakt zu Seelig auf, der zur Zeit noch in Indonesien ist. Schnell war eine Grundschule gefunden, die vom Erdbeben im März 2005 vollständig zerstört worden war und deren Lehrer, Kinder und Eltern nicht wussten, wie die Wiedererrichtung des Gebäudes finanziert werden könnte. Vor Ort machte Seelig Ingenieure mobil, die die Baupläne entwarfen. Verwaltung und Regierung gaben grünes Licht und sagten ihre Hilfe zu. Lehrer Kohl überwies 850 Euro, die bei der Adventsfeier zusammen gekommen waren, 700 Euro kamen zusätzlich aus der Kasse des Oberemmeler Badmintonvereins, der sich ebenfalls vorgenommen hatte, für ein konkretes Projekt zu spenden. Dazu kamen 3000 Euro von einem Rotarier-Club auf Bali - mit dem Bau konnte begonnen werden. Mittlerweile steht das erste Gebäude: Die Wände sind errichtet, der Dachstuhl wartet auf ein Zink-Wellblechdach, unter dem drei Klassen künftig lernen werden. Am 29. April, einen Tag nach dem Jahrestag der Erdbebenkatastrophe, soll das erste Mal Unterricht in der neuen Schule stattfinden. Von den laufenden Bauarbeiten hängen Fotos an der Flurwand der Schule in Oberemmel. "Die Steine haben die von unserem Geld gekauft", sagt die sechsjährige Julia aus der ersten Klasse und zeigt auf eine der Stein-Lehm-Wände der Partnerschule. Bei Projekttagen sollen nach den Osterferien intensiv Themen rund um das Hilfeprojekt im Schulunterricht aufgegriffen werden. "Die Kinder können dabei viel lernen, über die Dritte Welt, Umweltkatastrophen, Lebensbedingungen in anderen Ländern und erdkundliche Themen", sagt Kohl. Vor allem aber werde Sozialverhalten eingeübt: "Wir wecken damit ein Bewusstsein fürs Helfen und dafür, dass es vielen Kindern auf der Welt nicht so gut geht", sagt Grundschullehrer Michael Roth.15 000 Euro für drei neue Gebäude nötig

Künftig soll bei Schulfesten und -veranstaltungen immer auch die neue Partnerschule bedacht werden. "Einen Teil des eingenommen Geldes müssen wir natürlich für den Eigenbedarf behalten", sagt Kohl, "aber wir sind mit den Zuständen an unserer Schule soweit ganz zufrieden - da können wir ruhig auch an andere denken." Rund 1000 Euro könne man wohl jährlich für konkrete Anschaffungen für die Partnerschule auftreiben, schätzt Kohl. Zunächst müssen allerdings 15 000 Euro für die drei geplanten Gebäude aufgebracht werden. Auch der Trierer Pfarrer Ulrich Damm hat Seelig finanzielle Hilfe versprochen, die Malteser hat Seelig ebenfalls bereits gewinnen können. "Vielen Dank, dass ihre Schule den Anstoß für dieses Projekt gegeben hat!", schreibt Dr. Seelig in seiner E-Mail an die Grundschule Oberemmel. "Jetzt müssen wir dringend noch weitere deutsche Grundschulen oder andere Unterstützer finden." Kontakt: Dr. Klaus-Jürgen Seelig, E-Mail: seelig_ dps@yahoo.com; Grundschule Oberemmel: gs-oberemmel@gmx.de, Spendenkonto: "Indonesien-Hilfe" bei der Sparkasse Trier, Bankleitzahl 58550130, Konto 2815959, Stichwort "Onowaembo".