Oberfrau und Kegelschwester

NITTEL. Ihr großer Traum war einst, in der Schweiz zu leben, doch gelandet ist Gisela Meyer in Nittel – "und das ist keineswegs schade", sagt sie. Nicht nur als Chefin der katholischen Frauengemeinschaft ist die 47-Jährige in der Moselgemeinde eine gefragte Person.

Gisela Meyer ist immer auf dem Sprung. Kaum hat sie sich hingesetzt, klingelt beispielsweise das Telefon oder es läutet an der Tür. Doch sie nimmt's gelassen: "In meinem Job muss man immer mit irgendwas rechnen", sagt sie. Der Grund: Ehemann Josef betreibt im Ort eine kleine Schreinerei, und Gattin Gisela ist dort unter anderem für die Bestattungen zuständig. Dabei scheinen todernste Dinge der 47-Jährigen ganz und gar nicht zu liegen. Sie lacht gerne und ist für jeden Spaß zu haben. Das erkannten vor Jahren auch die Nitteler Pappnasen, vor allem die Fastnachtsfrauen. Meyers Vorträge und Gesangsdarbietungen sind aus der Konfetti-Szene des Weinortes an der Obermosel nicht mehr wegzudenken."Vereine sind eine gute Sache"

Unentbehrlich ist ihre Stimme auch im Pfarrgemeinderat. Wenn es darum geht, mithilfe einer Kugel "alle Neune" von der Bildfläche verschwinden zu lassen, ist die Mitbegründerin des örtlichen Damen-Kegelclubs stets mit von der Partie. "Vereine sind eine gute Sache", sagt Meyer. Dabei spiele der gesellschaftliche Aspekt eine mindestens ebenso große Rolle, wie das gemeinsame Hobby. "Gerade heute, da viele einen Großteil ihrer Freizeit vor dem Fernseher verbringen, ist das Gespräch sehr wichtig." Besonders am Herzen liegt der 47-Jährigen die katholische Frauengemeinschaft. Dort ist sie seit elf Jahren gewissermaßen die "Oberfrau". Sind beispielsweise Seniorennachmittage zu organisieren oder steht das Pfarrfest an, haben die Nitteler Frauen ihre Hände im Spiel. Gisela Meyer betont: "Vorsitzende zu sein ist schön und gut, aber ohne meine Leute, die bedingungslos hinter mir stehen, würde überhaupt nichts laufen." Als "Mütterverein" gegründet, sollte die Frauengemeinschaft in früheren Zeiten den hauptsächlich im Haushalt beschäftigten Frauen im Dorf eine Gelegenheit bieten, auch außerhalb der eigenen vier Wände aktiv zu sein. "Mit den Jahren hat sich die Rolle der Frau in der Gesellschaft verändert", erklärt Meyer. Das Leben spiele sich nicht mehr fast ausschließlich zu Hause ab. Dennoch lege man Wert darauf, bei regelmäßigen Treffen "unter sich" zu sein - "alleine wegen des Gesprächs". Gespräch findet Gisela Meyer gewöhnlich schnell. Sie glaubt: "Wer Probleme hat, sich in die Gesellschaft zu integrieren, ist selbst schuld." Als sie vor rund 26 Jahren zwecks Heirat von ihrem Geburtsort Körrig nach Nittel umsiedelte, habe sie keine Schwierigkeiten gehabt, sich einzuleben. Voraussetzung, von den Einheimischen akzeptiert zu werden, sei, "dass man auf die Leute zugeht". Obwohl sie in Nittel ihre Heimat sieht, hatte Gisela Meyer in ihrer Jugend andere Vorstellungen von ihrem Wohnort. "Mein Traum war, nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau in die Schweiz zu gehen." Die Gegend, wo sich viele im Urlaub erholen, fasziniert sie. Will sich die 47-Jährige von ihren vielfältigen Aktivitäten erholen, braucht sie nur ein paar Meter zu gehen. "Im Weinberg", sagt sie, "finde ich genügend Ruhe."

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