Ökowinzer mit Leib und Seele

KONZ. Hans-Josef Luy ist der letzte Haupterwerbswinzer im Stadtzentrum. Seit 17 Jahren betreibt er in seinem Weingut ökologischen Weinbau.

Schon wenn man Hans-Josef Luy zu Hause besucht, fällt die Liebe des 42-Jährigen zur Natur direkt ins Auge. Die Terrasse ist begrünt, durch den Garten laufen zwei Enten, die das selbst angebaute Gemüse von Schnecken und Käfern befreien sollen, ein Hund liegt faul in der Sonne, und die Katze schnurrt dem Besucher um die Beine. Vor 23 Jahren hat der Winzermeister den Familienbetrieb vom Vater übernommen. "Damals gab es noch rund zehn Vollerwerbswinzer im Stadtzentrum", erinnert sich Hans-Josef Luy. Heute ist er der letzte seiner Art in Alt-Konz. Von der Terasse geht der Blick auf den Euchariusberg - einst eine der besten Konzer Weinlagen. Die Weinberge erstreckten sich vom Canet bis zur Wiltinger Kupp. Ein Wingert neben dem anderen bildete eine fast geschlossene Rebenfläche. Heute wechseln hier Brachflächen mit Hecken und wildem Baumbestand ab. Nur noch fünf bewirtschaftete Weinberge sind auf dem Euchariusberg zu finden, darunter einige von Hans-Josef Luy.Anstrengend, aber kostengünstig

1984 begann der Winzer mit der Umstellung der rund 3,6 Hektar großen Rebflächen des elterlichen Weingutes auf ökologischen Weinbau. Tonnenweise Stallmist, Stroh und Kompost fuhr er in seine Weinberge, um den Boden zu renaturieren und die Humusbildung zu fördern. Drei Jahre Umstellungszeit brauchte der Weinbauer, um aus den ehemals traditionell bewirtschafteten Weinbergen ökologische Weinanbauflächen zu machen. Hans-Josef Luy ist ein überzeugter Öko-Winzer. Statt Kunstdünger verwendet er Kompost und Stallmist, der nicht aus intensiver Masttierhaltung kommen darf. Statt synthetisch hergestellter Fungizide wendet er Gesteinsmehl, Kräuterjauche und Naturschwefel an. Statt giftiger Insektenvernichtungsmittel fördert er die Ansiedlung von "Nützlingen" wie Marienkäfer, Eidechsen und Schlupfwespen. Und dem Unkraut rückt Hans-Josef Luy mit der Hacke zu Leibe. Die ökologische Methode sei zwar arbeitsaufwändiger als der herkömmliche Weinanbau, sei aber ebenso effektiv und durch den Verzicht auf teure Dünger und Pestizide auch kostengünstiger. Seit 1987 gehört das Weingut Luy zu den fünf Ecovin-Weingütern an Saar und Obermosel und darf seine Erzeugnisse als Öko-Wein vermarkten. Im Ecovin-Verband sind Weingüter zusammen geschlossen, die ökologischen Weinbau betreiben. Mindestens einmal jährlich muss sich Hans-Josef Luy einem aufwändigen Kontrollverfahren unterziehen, in dem die Einhaltung der EU-Öko-Verordnung und der Vorgaben des Ecovin-Verbandes kontrolliert werden. Kein Problem für den Winzermeister, denn der Einsatz von Chemikalien ist in seinen Weinbergen ein absolutes Tabu. Viel Zeit, die Aussicht von seiner Terrasse zu genießen, hat der 42-Jährige nicht. Neben dem Weingut betreibt der Winzermeister noch fünf Ferienwohnungen und eine Weinstube, in der die Gäste die Vorzüge des Öko-Weins von der Saar genießen können. Auch hier spielt der Naturschutz eine große Rolle. Im vergangenen Winter stellte Luy seine Betriebe auf Holzheizung um. Solarkollektoren auf dem Dach sorgen für warmes Wasser. Trotz der Probleme im Weinbau, blickt Hans-Josef Luy positiv in die Zukunft: "Der 2003er hat eine hervorragende Qualität. Für den 2004er wünsche ich mir einen feuchteren Sommer und für den Weinbau insgesamt weniger bürokratische Hemmnisse." Die Vorzüge des hervorragenden 2003ers können die Weinfreunde beim Hoffest am 9. und 10. Juli testen.

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