Ohne Attraktion - ohne Stress

NEWEL-LORICH. Beschaulichkeit und dörfliche Idylle in reizvoller Landschaft: Welcher stressgeplagte Zeitgenosse wäre nicht bereit, dafür einige Kilometer zurückzulegen. Dabei liegt das Gute näher als gedacht. Von Trier bis Lorich sind es nur knapp fünfzehn Kilometer.

Attraktionen sollte der Besucher dort freilich nicht erwarten. Derweil finden Leute, die das ländliche Leben lieben, in Lorich, dem kleinsten Ortsteil der Gemeinde Newel, was sie suchen - und das nicht erst seit heute. Schon zu Zeiten, als nicht Jogger und Biker, sondern Wanderer Wald und Feld bevölkerten, galt Lorich als beliebtes Ausflugsziel. Allerdings waren es wohl nicht nur Ruhe und reizvolle Landschaft, die die Menschen dorthin zogen, sondern auch gutbürgerliche Gaumenfreuden. Das belegt das "Gedicht über Lorich": "Ich kenne ein Dörfchen, idyllisch und schön, unweit von Trier gelegen. Es lohnt sich der Mühe, dort hin mal zu geh‘n, auf wunderbar herrlichen Wegen. Da ist auch ein Gasthaus, seit Menschengedenken, mit prächtigem Wirt und guten Getränken."Poesie von einigen Pörzchen Viez beflügelt

Zu Papier gebracht hat diese Verse der Trierer Wandersmann und Lorich-Fan August Marzen im Dezember 1941. Beflügelt von einigen Pörzchen Viez, sei ihm "im Gasthaus seit Menschengedenken" die poetische Ader geplatzt, heißt es. Bis heute gibt es das Gasthaus Lenerz in Lorich. Ist das Gedicht Nostalgie um eine längst verlorene Idylle? Weit gefehlt. Selbst nach mehr als sechs Jahrzehnten, ist "Marzens Lorich" noch lebendig. Natürlich ist die Zeit nicht stehen geblieben. Die Namen etwa haben sich geändert. Anstelle von Anna, die damals "die Gäste so köstlich betreute", besorgen das heute ihre Enkel. Als "Lorchen" wird der Ort erstmals 975 in einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Theoderich erwähnt. Funde von römischen Dachziegeln und die Bezeichnung "Lorica" lassen indes wesentlich frühere Ursprünge vermuten. So nimmt man an, die 1737 erbaute Loricher Kapelle, deren Altar eine Holzstatue des Bischofs Paulinus mit einem Modell der Trierer Basilika ziert, stehe auf dem Areal eines ehemaligen römischen Gutshofes. "Wie dem auch sei", meint Herbert Feltes, seit 1984 Lorichs Ortsvorsteher, "in diesem Jahr mussten wir mit großem Aufwand die Friedhofsmauer renovieren, sonst wäre der ganze Laden zusammengefallen". Heute leben in Lorich 84 Einwohner. "Die Hälfte männlich, die Hälfte weiblich und zwanzig von ihnen unter achtzehn- eine gesunde Mischung", befindet Feltes. Während vor zwanzig Jahren noch "das ganze Dorf" Landwirtschaft betrieben habe, gebe es heute nur noch drei Vollerwerbsbetriebe. Das ursprünglich eigenständige und wohlhabende Lorich wurde im Zuge der Gebietsreform zusammen mit Beßlich und Butzweiler Teil der Gemeinde Newel. Herbert Feltes beklagt zwar den schlechten Zustand der Kreisstraße nach Biewer und "Defizite bei der ÖPNV-Verbindung nach Trier", stellt aber fest: "Ansonsten sind wir in den letzten Jahren recht gut weggekommen". Seit 1994 gebe es die neue Kläranlage und seit 1996 das neue Feuerwehr- und Gemeindehaus. Lorich sei von der Verbandsgemeinde Trier-Land gut bedient worden. Das habe die Wohnqualität erheblich verbessert. Einziger Verein ist die Freiwillige Feuerwehr. Ortsvorsteher Feltes bricht für die kleinen Feuerwehren eine Lanze: "Sie sind unverzichtbar, sie gehören dazu und sind immer da. Wer sonst sollte es machen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort