"Ohne Ostern bricht unser Glaube zusammen"

KONZ/SAARBURG. Für Christen ist das bevorstehende Osterfest zentraler Bestandteil des Kirchenjahres. Viele haben in Vorbereitung auf Ostern die Fastenzeit gelebt und besuchen während der Feiertage traditionell die Gottesdienste. Was "zwei Männer vom Fach" darüber denken und in ihren Pfarreien beobachten, schildern der Konzer Pastor Georg Dehn und der Saarburger Pfarrer Peter Leick im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund.

Das Phänomen ist hierzulande jedes Jahr aufs Neue zu beobachten: Zu Weihnachten und zu Ostern füllen sich die Kirchen der Katholiken wie die der Protestanten überdurchschnittlich. Während vielerorts zur übrigen Zeit überwiegend "die Stammgäste" auf den harten Bänken Platz nehmen, reichen die Sitzgelegenheiten zu Weihnachten und Ostern in manchen Gotteshäusern nicht mehr aus. Weihnachtsfest wird überbewertet

Dabei sind sich die beiden Pastöre Peter Leick (Saarburg) und Georg Dehn (Konz) über den Stellenwert des Osterfestes einig. "Ostern ist die zentrale Feier im Jahr", sagt Pfarrer Peter Leick. "Das ist das, was uns von allen anderen Religionen unterscheidet, woran sich alles andere aufhängt." Sein Konzer Kollege Georg Dehn ergänzt: "Ohne Ostern bricht unser Glaube zusammen, existiert alles andere nicht. Jede Eucharistiefeier ist eine Osterfeier. Daran entzündet sich alles." Überbewertet sei dazu im Vergleich das Weihnachtsfest. "Dieses Aufblasen des Weihnachts-Festes ist eine Erscheinung des 19. Jahrhunderts. Das war nicht immer so", sagt Dehn. Und inwieweit weiß die Bevölkerung noch etwas mit Ostern und der christlichen Tradition anzufangen? "Das ist sehr unterschiedlich", meint Pastor Leick. "Ich kenne Familien, die das sehr bewusst leben und das Osterfest intensiv vorbereiten. Bei vielen Jüngeren ist das Wissen um Ostern aber kaum noch vorhanden." Viele betrachteten das Fest als willkommene Abwechslung, ein paar freie Tage zu genießen. Und wie steht es mit der Fastenzeit im Vorfeld des Osterfestes? "Die Fastenzeit ist in den vergangenen Jahren beliebter geworden", will Pastor Dehn festgestellt haben. Ganz im Sinne der beiden Kirchenmänner scheint sie indes von vielen nicht gelebt zu werden. Dehn: "Viele nutzen die Zeit zum Abspecken, weil sie ohnehin ein paar Kilos runterkriegen wollen oder machen großen Hausputz. Einige suchen auch nach alternativen Wegen der Einkehr." Auch Pastor Leick beobachte in seinen Pfarreien, dass für viele in dieser Zeit der Startschuss zum Frühjahrsputz falle. "Ich frage die Leute dann oft, warum sie ihr Haus auf Vordermann bringen, sich aber nicht die Zeit nehmen, die Spinnweben in ihren Herzen wegzuwischen.""Offener im Geist werden"

Sinn der Fastenzeit sei, "im Geist offener zu werden für die Botschaft des Evangeliums", glaubt Dehn. Dazu gehöre auch, sich intensiver mit Gebeten auseinanderzusetzen. Das sei auch sein persönlicher Schwerpunkt während dieser Wochen. "Ostern ist für mich nur Liturgie. Da gibt es keinen Verwaltungsrat und keine Hausbesuche." Seine Osterpredigt werde der 52-Jährige an den Einleitungsworten (Bleibe bei uns, Herr) aus der Enzyklika zum "Jahr der Eucharistie" aufhängen: "Mit der Antwort auf die Frage, wie er für uns Menschen bleibt, kann man doch wunderbar leben. Und darauf möchte ich in meiner Predigt eingehen." Der 39-jährige Kollege aus Saarburg möchte "den Fest-Charakter betonen. Ich werde meine Predigt an dem Kernsatz aufhängen, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat." Dehn beobachtet "geistigen Hunger"

Gut besuchte Auferstehungsfeiern, Hochämter oder Vespern werden weder Leick noch Dehn verwundern. Dehn: "Die Ostergottesdienste sind in den vergangenen Jahren wieder voller geworden. Es gibt so etwas wie einen geistigen Hunger nach etwas, was die Menschen aufbauen könnte." Dass unter den Gottesdienstbesuchern ähnlich wie an Weihnachten möglicherweise einige "Quartalsgänger" dabei sein werden, die weniger der Glaube als vielleicht eher der angestrebte Familienfrieden in die Kirche treibt, stört keinen der beiden Pastöre. Georg Dehn erklärt: "Ich schaue doch nicht in die Herzen der Menschen und kenne nicht ihre Beweggründe, den Gottesdienst zu besuchen. Es ist aber auf jeden Fall immer eine Gelegenheit, den Menschen etwas mit auf den Weg zu geben." Auch Pastor Leick freue sich über jeden Besucher: "Ich muss alle Leute ernst nehmen, und es ist unsere Aufgabe, Gottesbegegnungen zu ermöglichen. Wir können schließlich nie wissen, wie unsere Worte auf die Menschen wirken."

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