Ohne "Touris" ist's ganz schön trist…

Wer an so manchem Tag in dieser Jahreszeit einen Bummel in Saarburg macht, bekommt leicht das Gefühl, durch eine Geisterstadt zu laufen. Besonders rund um den Wasserfall herrscht gähnende Leere. Geschäftsleute und Gastronome kennen das alljährliche "Herbstloch" und reagieren auf ihre Weise darauf.

Saarburg. Morgens um 11 Uhr an einem x-beliebigen Wochentag im November scheint Saarburg rund um den Wasserfall noch im Tiefschlaf zu liegen. Kaum ein Passant ist unterwegs, und auch in den Geschäften, Cafés und Restaurants herrscht alles andere als Hochbetrieb. Aber auch einige Stunden später hat sich an diesem Bild wenig geändert: Saarburg in den Herbst- und Wintermonaten präsentiert sich ziemlich ausgestorben. Als "Gegenentwurf" zu den Sommermonaten wird in dieser Zeit deutlich, wie sehr die Stadt von Touristen lebt - und die sind eben im Moment nicht da. Die Saarburger selbst scheinen sich an das Phänomen gewöhnt zu haben. Auch Geschäftsleute und Gastronome wirft die Flaute längst nicht mehr "aus den Schuhen". "Im Moment ist es sehr, sehr ruhig", sagt Christoforo Russo, seit zwölf Jahren Inhaber des "Hotels am Markt", zu dem auch das Eiscafé "Cascata" gehört. "Aber das war immer so: Ende Oktober wird es ruhig. Und das hält an bis Anfang März. Erst dann kommen die Touristen wieder." Dass er die "maue" Zeit Jahr für Jahr dennoch übersteht, liege vor allem an zwei Dingen: "Wir arbeiten fast nur mit der Familie. Und wir sparen. Man muss vom Sommer-Geschäft viel zurücklegen, dann geht es im Winter." Diese Strategie verfolgt auch das Gastronomen-Ehepaar Theresia und Robert Vadrot mit ihrer "Zunftstube" am Wasserfall. "Ich bin der älteste Gas tronom hier und erlebe gerade meinen 32. November mit der Zunftstube. Die Leute gehen nicht viel aus im Moment, aber das ist nicht anders als sonst um diese Zeit", sagt Robert Vadrot. Trotz vieler Bemühungen: Trier ist der Konkurrent

Saarburg sei zu nah an Trier, wo unter anderem mit dem Weihnachtsmarkt ein vielfaches Angebot locke, meint seine Frau Theresia. "Dabei bemühen sich die Geschäftsleute in Saarburg auch", so Robert Vadrot. Vadrots Strategie in diesen Zeiten: "Wir arbeiten wie die Blöden in der Zeit, in der etwas zu tun ist. Im Winter verschwindet dann das in dieser Zeit verdiente Geld, und im April fangen wir wieder von vorne an."Für Ilka Werhan, Mitinhaberin des im August eröffneten Wohnkultur-Geschäftes "Carpe Diem", präsentiert sich dieser "erste Herbst" angenehmer als befürchtet. "Es läuft besser als erwartet", sagt die Geschäftsfrau. "Das Saisonende ist weniger spürbar, als wir gedacht hätten." Schade findet sie allerdings, "dass wir hier am Buttermarkt von den Weihnachtslichterketten und der Dekoration abgeschnitten sind. Das konzentriert sich alles auf die Graf-Siegfried-Straße."Nachbarin Ursula Haas, seit zehn Jahren Inhaberin der "Parfümerie Chevalier", hat sich auch längst mit dem "Flauten"-Phänomen arrangiert: "Wenn die Touristen Ende Oktober weg sind, wird es ruhiger. Das kennt man nun schon seit Jahren so." Bei dem derzeitigen Wetter verirrten sich nur sehr wenige Saarburger in die Stadt. Dennoch für Haas kein Grund zum Verzweifeln: "Man muss diese Zeit überbrücken. Ich tue das mit speziellen Angeboten."Einen indes juckt das Kalenderblatt überhaupt nicht: Friseur Friedrich Funk lebt zu 95 Prozent von Stammkunden. Einen ordentlichen Haarschnitt wollen die Saarburger schließlich das ganze Jahr über - auch wenn sie im Herbst wenig "vor die Tür gehen".

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