Ohne Winne läuft nichts

FELL. "Ein Mann für alle Fälle", das ist Winfried Merz aus Fell. Seit fast 20 Jahren schaut er in seinem Heimatort als Gemeindearbeiter nach dem Rechten.

Langsames Aufatmen für Winfried Merz. "Für mich dauert der Feller Markt 14 Tage", sagt der Gemeindearbeiter, den alle Dorfbewohner "Winne" nennen. "Heute ist Donnerstag und noch immer sind Dinge, die mit dem Fest zu tun haben, zu erledigen." Um das Traditionsfest herum herrscht Ausnahmezustand für Winne. Dann muss er weitaus mehr als 38,5 Stunden in der Woche arbeiten. Aber auch während einer "normalen" Arbeitswoche macht er nur selten pünktlich Feierabend. Das Los des 46-Jährigen ist, dass die Arbeit nie ein Ende nimmt. "Wenn samstags beispielsweise die Heizung in der alten Schule ausfällt und es findet dort eine Veranstaltung statt, kann ich die Leute nicht in der Kälte sitzen lassen", zeigt sich der engagierte Vater zweier Kinder, der sich stark mit Fell identifiziert, überaus pflichtbewusst. Schätzungsweise 20 000 Quadratmeter Grünfäche hält er in Ordnung und mulcht kilometerlange Wirtschaftswege frei. Jetzt, da der Herbst allmählich Einzug hält, steht Laubarbeit an, und einige Pflanzen müssen winterfest gemacht werden. Doch auch eine Brücke baute der gelernte Bauschlosser und legte einen Urnenfriedhof an. In der "gut ausgestatteten Gemeindewerkstatt" kümmert er sich um die Instandhaltung der Fahrzeuge. Hunderte von Stunden schuftete er im Feller Besucherbergwerk. Dass er zum Ehrenbergmann ernannt wurde, war die bislang schönste Anerkennung für seinen "übervertraglichen" Einsatz. Eigentlich sei die Arbeit nicht alleine zu bewältigen, sagt Merz. Vier Rentner aus dem Ort - Josef Gorges, Edwin Blasius, Helmut Kronz und Karl Krämer - greifen dem Gemeindebediensteten einmal in der Woche unter die Arme. Zu den Feller Bürgern und den Mitarbeitern hat Winne sehr guten Kontakt.Chef stellt gutes Zeugnis aus

Das bestätigt ihm auch sein Chef, Ortsbürgermeister Helmut Schneiders. Er stellt Winne ein sehr gutes Zeugnis aus: "Er ist zuverlässig und hat einen Blick für die Arbeit, die zu verrichten ist. Er ist unverzichtbar für die Gemeinde." Winne liebt fast alle Facetten des abwechslungsreichen Jobs vor der Haustür. Nur manchmal steigt Wut in ihm hoch. Dann, wenn er eine Sisyphusarbeit verrichtet: Täglich kehrt er am Sauerbrunnen, einem Treffpunkt von Jugendlichen, unzählige Scherben auf. Doch, dass er sich ärgert ist eher selten. Von den Strapazen der Arbeit erholt er sich beim Spielen des ersten Tenorhorns in der Bergmannskapelle. Keine Probe verpasst er. Bedeutet doch der Freitagabend seit mehr als drei Jahrzehnten Spaß, das Treffen von Freunden und Musik machen. Nach seiner Mittagspause, die er zu Hause verbringt, ruft wieder die Pflicht. Mit seinem Gemeindeauto, das jedes Kind im Ort kennt, fährt er los, um wieder mal einen Auftrag zu erledigen. Und derer gibt es viele. Morgen: Versteckt auf der Höhe über der Sauer liegt der Langsurer Ortsteil Grewenich.

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