Ohne jede Scheu vor Menschen

KASEL. Resignation macht sich in der Straße "Zur Lay" breit. Seit rund vier Jahren ziehen Rotten mit bis zu 15 Wildschweinen durch die eingezäunten Gärten und hinterlassen eine Spur der Verwüstung.

Die Schwarzkittel haben erneut mehrere Gärten und Rasenflächen umgegraben. Inzwischen macht bei den Anwohnern die Rede"vom Rasenmäher verschenken" oder sogar "vom Verkauf des Hauses" die Runde. Hinter den am Waldrand gebauten Häusern sieht es wüst aus. "Und niemand, weder die Verwaltung noch der zuständige Jagdpächter, hilft uns", schimpfen Christiane und Karl-Heinz Rump. Der Geschädigten sagte der Pächter vor einiger Zeit: "Erfreut euch an der Natur, die so dicht vor eurem Fenster zu erleben ist." Doch damit wollen sich die Anwohner, die auf eigene Kosten einen in den Boden eingelassenen Zaun errichtet haben, nicht abfinden lassen. Aber weder der Zaun noch die "alten Hausmittel gegen Wildschweine" wie Menschenhaare oder mit Parfüm getränkte Lappen hielten die Herden vom Besuch der Gärten ab. "Die kommen immer näher an die Häuser ran, jagen uns und den Kindern Angst und Schrecken ein und haben jegliche Scheu verloren", sagt Christiane Rump. Kürzlich mussten sogar zwei aggressiv gewordene Schweine, die den Rückweg durch den Zaun nicht mehr fanden, im Garten erlegt werden. Dies sei, so die Jäger, aber nur bei Gefahr im Verzuge gesetzlich erlaubt, sonst müssten beim Jagen rund 150 Meter Sicherheitsabstand von den nächsten Häusern eingehalten werden. Mittlerweile haben sich die Schweine dermaßen an die vertraute Umgebung gewöhnt, dass sie nun auch schon am frühen Vormittag durch "ihre" Gärten ziehen. Rump: "Vor etwa zwei Jahren ließen wir durch einen in der Nähe wohnenden Jäger sechs tote Wildschweine von unserem Grundstück entfernen. Die Tiere waren vermutlich wegen des harten Winters verhungert." Die Kadaver waren von Füchsen und anderen Tieren angefressen. "Wir müssen also nicht nur Angst vor den Wildschweinen, sondern auch vor Parasiten und Krankheitserregern auf unseren Grundstücken haben." Wenige Monate später konnten die Anwohner an gleicher Stelle die Geburt von fünf Frischlingen feststellen. Mehrfach baten die Anwohner den zuständigen Jagdpächter, einen Elektrozaun entlang der Grundstücke zu installieren. Sie fanden kein Gehör. Auch nach einer schriftlichen Aufforderung reagierte er nicht. So bleibt neben der Angst vor den Wildschweinen und möglichen Erkrankungen nur noch die Hoffnung auf eine Einsicht und Unterstützung in der Verwaltung. Familie Rump hatte bisher dort nur die Auskunft bekommen: "Das ist eine Sache des Pächters."

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