Onkel Toms Hütte ist unerwünscht!

Die Erschließung des Neubaugebiets "Portzer Weg" im Merzkirchener Ortsteil Kelsen rückt näher. Nach der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit am Bebauungsplanverfahren beriet der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung über die eingegangenen Stellungnahmen. Das Resultat: Kelsen braucht ein Baugebiet. Blockholzhäuser soll es dort allerdings nicht geben.

 Im Kelsener Neubaugebiet „Portzer Weg“ soll es keine Holzhäuser in so genannter Rundstammbauweise geben. TV-Foto: Hermann Pütz

Im Kelsener Neubaugebiet „Portzer Weg“ soll es keine Holzhäuser in so genannter Rundstammbauweise geben. TV-Foto: Hermann Pütz

Merzkirchen. Geschmäcker, auch die von Bauherren, sind bekanntlich verschieden. "Gut so", könnte man denken. Denn wie sähe es in einem Dorf aus, wenn ein Haus dem anderen bis ins Detail gleichen würde? Dennoch sind Häuslebauern bestimmte Bedingungen vorgegeben, damit sich in einer Neubausiedlung die architektonischen Auswüchse in Grenzen halten. Das Schlagwort in diesem Zusammenhang lautet: "Regionale Baukultur". Haustypen vorab checken

Will eine Gemeinde ein Neubaugebiet erschließen, ist vorab zu klären, welche Haustypen vom Baustil her in den Ort passen und in der neuen Siedlung zugelassen werden sollen. In seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Gemeinderat von Merzkirchen mit der Thematik. Vorangegangen war die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit an der Planung des Neubaugebiets "Portzer Weg" im Ortsteil Kelsen. Die zentrale Frage lautete: "Soll es in Kelsen künftig Blockholzhäuser geben oder nicht?" Denn in einer Stellungnahme hatte die Kreisverwaltung Trier-Saarburg angeregt, diesen Haustyp nicht zuzulassen - "im Sinne der Pflege der regionalen Baukultur", wie in der Beschlussvorlage zu lesen war.Auch die Merzkirchener Ratsherren, allen voran Ortsbürgermeister Martin Lutz, zeigten sich skeptisch gegenüber Bauwerken im Stil von "Onkel Toms Hütte". Mit Verweis auf das Neubaugebiet im Ortsteil Körrig erklärte Lutz: "Stünden wir noch mal vor der Entscheidung, würden wir Blockbauten ablehnen." In Körrig stehen bereits zwei Blockholzhäuser. Nils Osterwalder vom Trierer Stadtplanungsbüro BKS erklärte: "Vor allem in Baugebieten, die im Hang liegen, ist der Anblick von Blockholzbauten wegen des massiven Betonsockels gewöhnungsbedürftig." Am Ende waren sich die Ratsmitglieder einig: Ortsuntypische Holzhäuser in so genannter Rundstammbauweise wird es in Kelsen nicht geben. Dennoch appellierte Klaus Wagner, Leiter des Bauamts der Verbandsgemeinde Saarburg, an den Rat, den Bauherren ansonsten "größtmögliche Baufreiheit" zu lassen.Einig waren sich die Merzkirchener Ratsherren auch in punkto Notwendigkeit eines Baugebiets in Kelsen. In ihrer Stellungnahme hatte die Kreisverwaltung eine "nachvollziehbare Begründung" gefordert. Zu klären war die Frage, ob neues Bauland im Hinblick auf den Eigenbedarf im Ort gerechtfertigt sei. Laut Beschlussvorlage konnte der Wohnraumbedarf in Kelsen bislang ausschließlich durch die Umnutzung von leer stehenden Nebengebäuden gedeckt werden. "Inzwischen stehen aber keine Gebäude mehr zur Verfügung, die für eine Umnutzung in Betracht kommen", erklärte Ortschef Lutz.Bereits im April 2006 hatte die Gemeinde deshalb beschlossen, den Bebauungsplan "Portzer Weg" auf den Weg zu bringen. Elf Baustellen sollen im Norden von Kelsen entstehen. Nach Auskunft von Martin Lutz haben bereits neun Bauwillige ihr Interesse bekundet. Interessenten für vier von elf Baustellen

Vier von ihnen "alles Leute aus dem Ort", wie Lutz betonte, haben bereits verbindlich zugesagt, in Kelsen bauen zu wollen. Als nächster Schritt in Richtung Erschließungsbeginn steht nun die Offenlegung des Bebauungsplans an.Im Merzkirchener Ortsteil Portz sollen in naher Zukunft sämtliche Entwässerungskanäle und Wasserversorgungsleitungen erneuert werden. Im Juli 2006 beschloss die Gemeinde, auch die betroffenen Straßenzüge auszubauen. Den Zuschlag für die Baumaßnahme erhielt die Bietergemeinschaft der Firmen Elenz (Konz) und Clemens (Saarburg), die mit 414 725, 27 Euro das günstigste Angebot vorgelegt hatte. Das Angebot liegt um 38 725, 27 Euro über dem Haushaltsansatz. Grund ist laut Ortsbürgermeister Martin Lutz die "gute Konjunktur in der Tiefbaubranche". 65 Prozent der Bausumme sollen über wiederkehrende Beiträge finanziert werden.Neben dem Ausbau der Kanalisation, der Wasserversorgung und der Verkehrsanlagen soll im Ortsteil Portz auch eine neue Straßenbeleuchtung installiert werden. Die Gemeinde erteilte der RWE Rhein-Ruhr AG den entsprechenden Auftrag. Die Kosten belaufen sich auf 37 421, 69 Euro.Bei der Erneuerung eines Großteils der Friedhofsmauer im Ortsteil Körrig wurden nicht alle Fördermittel aus dem Investitionsstock des Landes aufgebraucht. Die Gemeinde will das Geld nun in einen zweiten Bauabschnitt stecken.Die Gemeinde beabsichtigt, eine tragbare Lautsprecheranlage zur Beschallung von kleineren Veranstaltungen anschaffen. Die 2361, 95 Euro teure Anlage besteht aus einer Lautsprecher/Verstärker-Kombination sowie einem Funkmikrofon. Ähnliche Geräte sind bereits in anderen Gemeinden im Einsatz.

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