Ordnung ins Geschehen bringen

SCHWEICH. Ein großes Repertoire an Aufgaben übernehmen die Polizisten der Autobahnpolizei Schweich. Besonders effektiv im Sinne der Sicherheit und bei den Beamten beliebt ist der Einsatz des ProViDa-Systems.

 Leugnen zwecklos: Per Videokamera ist der Verkehrsverstoß dokumentiert. Der "Sünder" ist einsichtig und will die Aufzeichnung gar nicht sehen.Foto: Hans Michael Engelke

Leugnen zwecklos: Per Videokamera ist der Verkehrsverstoß dokumentiert. Der "Sünder" ist einsichtig und will die Aufzeichnung gar nicht sehen.Foto: Hans Michael Engelke

Da steht er im Innenhof der Schweicher Autobahnpolizei. Von außen eher unscheinbar. Auffallen soll der mit einer hochmodernen Videoanlage ausgestattete Mercedes nicht. In dezenter Farbe gehalten, das Blaulicht versteckt, fällt das Auto den meisten Verkehrsteilnehmern auf der Autobahn zwischen Luxemburg und dem Saarland, zwischen Nonnweiler und Spangdahlem erst dann auf, wenn sich das beleuchtete Display in der Heckablage öffnet. "Bitte folgen" heißt es dann, und für den betroffenen Autofahrer hat die Begegnung meist kostspielige Folgen.Raser ohne Rücksicht und Verstand

"Ordnung ins Verkehrsgeschehen bringen", nennt Paul Kieffer das, was seine Beamten auf der Autobahn tun. Kieffer ist Erster Polizeihauptkommissar und leitet die Polizeiautobahnstation Schweich. Den Autofahrern auf deutschen Autobahnen stellt er im Großen und Ganzen ein gutes Zeugnis aus. "Die Masse der Autofahrer ist okay, aber da gibt es eben die schwarzen Schafe: Drängler und Raser, die ohne Rücksicht und Verstand sich und andere gefährden."Eine Einschätzung, die Rolf Braun und Reinhold Frohnen mit ihrem Chef teilen. Die beiden Polizeikommissare blicken auf langjährige Berufserfahrung zurück. Der Dienst mit dem ProViDa-Fahrzeug macht ihnen Spaß. "So ein Auto gehört einfach auf die Autobahn", erklärt Frohnen. ProViDa steht für Proof Video Data System: Mit einer Kamera an der Fahrzeugfront, einem geeichten Datensystem und dem Aufzeichnungsgerät im Kofferraum werden Drängler und Raser gefilmt.150 bis 200 Meter reichen, dann öffnet sich das Display, oder die rote Kelle kommt zum Einsatz. An Ort und Stelle zeigen die Beamten den betroffenen Fahrern das Video. Da nützen keine Ausflüchte, Geschwindigkeit, Wegstrecke, Bild, alles ist aufgezeichnet und kann vor Gericht hieb- und stichfest verwendet werden.Momentaufnahme auf der Autobahn. 100 Kilometer pro Stunde sind erlaubt, zügig prescht ein silberner Opel an Braun und Frohnen vorbei. Braun gibt Gas, fädelt sich hinter dem Opel ein. Ein Blick auf die Anzeige bestätigt den guten Riecher der Polizisten. Sie kennen ihre Pappenheimer. 144 km/h stehen auf dem Bildschirm. Frohnen startet die Kamera, von nun an läuft sie mit. "Wir versuchen immer, wenigstens 500 Meter aufzuzeichnen. Dann gibt's gar keinen Zweifel mehr", erklärt Frohnen. Nach einem guten Kilometer setzen die Beamten zum Überholen an. "Bitte folgen" zeigt das Display. Auf dem breiten Randstreifen bleiben die Fahrzeuge stehen. Der Opel-Fahrer ist sofort einsichtig, will das Video erst gar nicht sehen. 75 Euro plus Gebühren und Punkte wird den Fahrer, der es so eilig hat, die Anzeige kosten.Auch Parkplatz-Kontrollen gehören zum Dienst

"90 Prozent aller Unfälle gehen auf überhöhte Geschwindigkeit zurück", schätzt Rolf Braun.Eine halbe Stunde später, dieselbe Autobahn. Ein schwarzer BMW schießt durch die Kurve. Selbst der schnelle Mercedes muss sich anstrengen, um dran zu bleiben. Da staunen selbst die beiden erfahrenen Polizisten. "Ganz schön heftig", kommentiert Frohnen. 173,5 km/h, das würde 275 Euro kosten - und der Führerschein wäre erst mal weg. Aber nicht in diesem Fall. Der Fahrer weist sich aus, er ist selber Polizist, nachweislich im Einsatz und genauso schnell wieder weg. Prüfende Blicke im Vorbeifahren, Frohnen und sein Kollege halten Ausschau nach Handy-Telefonierern und Nicht-Angeschnallten. Lastwagen und Gespanne, die deutlich schneller als 80 km/h schnell sind, stehen genauso auf der Liste wie Drängler, die keinen ausreichenden Sicherheitsabstand einhalten. Auch das Geschehen neben der Strecke entgeht den Polizisten nicht. Fast jeder Rastplatz wird angefahren, verdächtige Kennzeichen werden kontrolliert, illegale Müllentsorgung aufgenommen.Wieder zurück in Schweich ist die Schicht von Frohnen und Braun noch nicht zu Ende. Neben dem üblichen Papierkram heißt es archivieren. Die Aufnahmen des Tages werden auf Sicherungsbänder überspielt und sicher verwahrt. Ab und zu werden sie herausgeholt, um vor einem Gericht als Beweismittel zu dienen. Um "Ordnung ins Verkehrsgeschehen" zu bringen. Am Montag in unserer Serie: Gewerbeschau der Schweicher Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.

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