Ouvertüren statt Ostereier

WILTINGEN. Für kurze Zeit ist die Saargemeinde ein Stück näher an die französische Grenze gerückt – jedenfalls musikalisch. Unter dem Titel "Rendezvous mit Frankreich" folgten rund 300 Zuhörer der Winzerkapelle Wiltingen auf ihrem Streifzug durch die Musikwelt des Nachbarlands.

Es ist inzwischen Tradition: Zum 28. Mal lud die weit über die Region hinaus bekannte und nicht zuletzt bei Kennern der Szene geschätzte Wiltinger Winzerkapelle zum Osterkonzert. Bei dem, was die Damen und Herren der Winzerkapelle ihrem rund 300-köpfigen Publikum in der Turnhalle des Orts boten, machte manch einer lange Ohren - passend zum Ostersonntag. Von klassischer Musik über moderne Stücke bis hin zum obligatorischen Marsch war vieles zu hören, was mit einer Bläserbesetzung machbar ist. Eine Überraschung wartete auf die Konzertbesucher gleich beim Betreten des Saals: Zwei große blau-weiß-rote Fahnen sowie ein stilisierter Eiffelturm mit nicht minder imposanten Ausmaßen prangten über den noch leeren Stühlen auf der Bühne. Ein kurzer Blick ins Programm klärte den erstaunten Betrachter des Bühnenbilds auf, was ihn in den folgenden Stunden erwarten sollte: ein "Rendezvous mit Frankreich". Vor allem aber sollte es ein Rendezvous mit niveauvoller Musik der Wiltinger Musiker werden, die mit präzisem Zusammenspiel und ausgeprägter Dynamik glänzten. Den Auftakt machte der musikalische Nachwuchs. Unter der Leitung von Gerhard Müllenheim präsentierten die Mädchen und Jungen des Jugendorchesters zunächst zwei Stücke: "Watermelon Man" und "Song and Dance". Der fordernde Applaus der 300 Zuhörer entlockte dem Ensemble schließlich eine weitere Kostprobe seines Könnens: "Final Countdown". Für die Jungmusiker aus der Saargemeinde war das etwas Besonderes: Nach zehn Jahren, in denen sie gemeinsam mit dem Jugendorchester Oberemmel aufgetreten waren, saßen erstmals ausschließlich Wiltinger Nachwuchsmusiker auf der Bühne. Gemessen am Beifall schienen sie dem Publikum Appetit auf mehr gemacht zu haben. Den "Hauptgang" servierten dann aber die "Großen" der Winzerkapelle unter Dirigent Jörg Benzmüller. Ganz im Zeichen der Tricolore, der Nationalflagge Frankreichs, waren Werke diverser musikalischer Stilrichtungen zu hören - diesmal fast ausschließlich aus der Feder französischer Komponisten wie Jacques Offenbach, Marc-Antoine Charpentier oder Jean Trèves. Ein Höhepunkt der insgesamt rund dreistündigen Veranstaltung war ohne Zweifel ein Stück mit dem weniger französisch anmutenden Titel "Feelings", einem getragenen Song, gewürzt mit der gefühlvoll gespielten Trompete von Ralf Hertgen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war jedem im Saal klar: Es hat sich gelohnt, die Suche nach den Ostereiern abzubrechen, um sich auf den Weg zur Turnhalle zu machen. Dass sich nicht nur das Zuhören lohnt, erfahren derzeit rund 30 Mädchen und Jungen aus Wiltingen und Umgebung, die sich in ihrer musikalischen Ausbildung befinden. "Über Nachwuchssorgen können wir momentan nicht klagen", berichtete der Vereinsvorsitzende Wolfgang Plunien. Damit scheint die Zukunft der Winzerkapelle vorerst gesichert. Manch einen, der den Konzertsaal am Ostersonntag mit bleibenden Eindrücken verließ, wird's freuen.

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