Pädagoge mit Faible für Vergangenes

DETZEM. Josef Hilgers war Lehrer, ist Historiker und Musiker. Seit einem halben Jahrhundert spielt er die Orgel in Detzem und hat die Ortschronik geschrieben. Funde, wie die Urkunde von Pastors Söhnen, lassen ihn weitermachen.

"Andere Leute interessieren sich für Fußball, ich interessiere mich halt für Musik und Geschichte", sagt Josef Hilgers. Und das war schon immer so. Als Elfjähriger hat er seine erste Messe in Kenn auf der Orgel begleitet. Der Musik ist er treu geblieben. Seit einem halben Jahrhundert ist er Organist in Detzem, seiner Wahlheimat. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass sein Wohnzimmer, dessen großes Fenster einen Blick auf die Mosel und den Kindergarten Donatus freigibt, ein Flügel dominiert. In dem jetzigen Kindergarten hat Josef Hilgers 13 Jahre als Lehrer unterrichtet. Einer der Gründe weshalb der 72-Jährige in dem Moselort heimisch wurde. Der zweite Grund: Seine Frau Elfriede ist eine gebürtige Detzemerin. Josef Hilgers wuchs in Kenn auf, er machte sein Abitur in Prüm. "Während der Schulzeit ist es mir aufgegangen, dass es schön sein muss, Lehrer zu sein." Und der Idealismus, "das mache ich besser", war Motor, den pädagogischen Weg zu gehen. Gerne hat er in Detzem unterrichtet. "Das alte Schulgebäude mit Elektroheizung war damals eine Luxusausführung." Mitte der 60er-Jahre geriet die Volksschule in eine Krise. "Man redete von Mittelschule." Diese Entwicklung wollte Hilgers nicht mitmachen. Er begann eine Zusatzausbildung in Mainz, um Realschullehrer zu werden. Von Ende der 60er-Jahre bis 1981 unterrichtete er an der heutigen Ludwig-Simon-Realschule in Trier. Bevor er Rektor in Bernkastel-Kues wurde, leitete er zwei Jahre die Realschule in Speicher.Von Geschichte kann man süchtig werden

Vor neun Jahren hat er sich aus dem Schuldienst verabschiedet. "Wenn ich pensioniert bin, schreibe ich die Ortschronik", hat der Vater zweier Töchter dem Pfarrer Franz Kenés immer wieder in den 80er-Jahren versprechen müssen. Josef Hilgers hat Wort gehalten. Fünf Jahre lang hat er Gespräche mit Detzemer Bürgern geführt, war "Stammkunde" in Archiven und hat schließlich den Detzemern einen 472-seitigen Schatz hinterlassen. Seine Recherche führte manchmal zu "wahren Funderlebnissen". Da tauchte beispielsweise die schwer lesbare Urkunde von 1399 auf: "Sie beginnt mit Johann und Kläschen, Söhne des Pastors von Detzem, machen mit dem Abt von St. Maximin folgenden Vertrag…" Das sind laut Hilgers Momente, in denen er jubiliert. Derzeit wandelt er auf den Spuren eines Amtsmannes. "Das ist das Kreuz der Geschichte, da kann man süchtig werden."

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