Partner statt Kontrolleur

SCHWEICH. Für eine Bilanz ist es noch viel zu früh, denn Dirk Marmann ist erst seit gut fünf Monaten hauptamtlicher Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Schweich. Die Zeit der Bestandsaufnahme hat er aber hinter sich, einige Projekte nehmen bereits konkrete Formen an.

Am 31. Juli 2003 endete Dirk Marmanns Tätigkeit als Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Schweich. Einen Tag später nahm er die gleiche Tätigkeit allerdings wieder auf. Mit einem kleinen aber eminent wichtigen Unterschied. Aus dem Ehrenamt wurde eine hauptamtliche Tätigkeit.Genauso klein aber ebenfalls sehr wichtig ist die Tätigkeitsbeschreibung einst und jetzt. "Ich habe jetzt viel mehr Zeit, um mich intensiv um die Jugendlichen, um Themen und Projekte zu kümmern", erzählt er.Wer sich Auge in Auge mit Jugendlichen beschäftigt, muss dies tun, wenn sie greifbar sind. Und das sind Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende meist erst am frühen Abend.Um 18 Uhr geht es "auf die Piste"

Deshalb ist Marmanns Arbeitszeit gesplittet. Von acht Uhr morgens bis ein Uhr nachmittags sitzt er im Nebengebäude der VG-Verwaltung Schweich. Dort bereitet er unter anderem Projekte und Veranstaltungen vor. Den Jugendlichen nimmt er zum Beispiel dadurch Arbeit ab, indem er Wünsche (Mobiliar für Jugendräume etc.) als Anträge oder Bestellungen verfasst.Ab 18 Uhr geht Marmann dann "auf die Piste". Er fährt in regelmäßigem Turnus die Jugendtreffs in den Orten der Verbandsgemeinde an. Feste Termine gibt es allerdings selten. Schließlich sei er nicht als "Kontrollperson" unterwegs.Und wie wurde er vor Ort aufgenommen? "Anfangs war eine gewisse Distanz da", gibt er zu, "die Jugendlichen fragten sich, was macht der eigentlich." Diese Phase sei aber vorüber.Eine Runde Kicker mit den Jugendlichen

"Ich höre mir die Probleme der Jugendlichen an, informiere mich, was sie für Wünsche haben und welche Projekte auf dem Plan stehen", sagt Marmann. Oft höre er aber auch einfach nur zu, oder spiele eine Runde Kicker mit den Anwesenden.Dabei gibt es aber einige ganz wichtige Aspekte: "Ich will Cliquenbildung verhindern und eine Vertrauensbasis aufbauen", sagt er. Er bietet den Jugendlichen seine Hilfe an, verknüpft dies aber mit einer Bedingung. "Organisieren müsst ihr selber."Mit seinen 27 Jahren passt Marmann selbst fast noch in die Gruppe seiner Klientel. Obwohl er von sich sagt, in seiner Jugendzeit niemals einen Jugendraum gebraucht zu haben, kennt er natürlich die Probleme, die sich in den Treffpunkten einstellen können. Dazu gehören Lärm und übermäßiger Alkoholkonsum.Dabei sind die Struktur vor Ort und die Probleme unterschiedlich. Im Longuicher Jugendtreff werde überhaupt kein Alkohol mehr ausgeschenkt, berichtet Marmann. "Die Initiative dazu ging von den Jugendlichen aus. Die wollen das nicht", erzählt Marmann. Der Klüsserather Jugendtreff sei freiwillig geschlossen worden, weil sich der Betrieb nicht mehr regeln ließ.Dabei ist das Geschehen natürlich permanenten Wechseln ausgesetzt. "Junge" Jugendliche kommen hinzu, ältere Semester scheiden aus. Eine neue Generation kann Schlechtes in Gutes verkehren und umgekehrt.Marmanns Ziel für die Jugendräume ist deshalb eindeutig. Ältere Jugendliche, die Verantwortungen innehaben, sollen die Jüngeren frühzeitig darauf vorbereiten, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen. So soll dauerhaft gewährleistet werden, dass die Jugendlichen ihre Räume selbstverantwortlich verwalten. Marmann schwebt auch vor, die Vorstände der einzelnen Jugendräume regelmäßig an einen Tisch zu holen, um Erfahrungen auszutauschen.Der Jugendschutz wird thematisiert

Deutlich stärker als bisher möchte Marmann auch das Thema "Jugendschutz" in den Mittelpunkt stellen. Bei vielen Veranstaltungen werde beispielsweise an Jugendliche Alkohol ausgeschenkt. "Nicht absichtlich", glaubt der Jugendpfleger. Die Gesetzesvorschriften seien einfach oft nicht bekannt. Um den Jugendschutz praktisch umzusetzen, will Marmann helfen, Schulungen zu organisieren.Auch in den Schulen will er sich zeigen, möchte zum Beispiel in Zusammenarbeit mit Lehrern Arbeitsgemeinschaften anbieten. Er denkt auch über eine regelmäßige Schülersprechstunde nach. Gleichzeitig muss sich der Jugendpfleger darauf einstellen, dass die Zunahme an Ganztagsschulen das außerschulische Leben von Jugendlichen beeinflusst.Insgesamt stellt er der Jugend ein gutes Zeugnis aus. "Sie hat Ziele und Ideen. Sie ist bereit Verantwortung zu übernehmen, wenn man sie unterstützt und nicht alleine lässt."

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