Party für die Wähler

KONZ. "25 Prozent plus" - mit dieser Aktion versuchte Martin Jordan, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Konz-Karthaus, die Wahlbeteiligung bei der Presbyteriumswahl am Sonntag zu steigern. Tatsächlich wurden bei der Wahlparty mit ungewöhnlichen Wahllokalöffnungszeiten und Live-Auftritten regionaler Musik-Größen erheblich mehr Stimmen als im vergangenen Jahr abgegeben.

Wahlpartys sind anstrengend. Nicht nur für die zahllosen Helfer der Gemeinde, die von Groß bis Klein für mehr Interesse an den Presbyteriumswahlen sorgen wollen. Auch Pfarrer Martin Jordan, sichtbar übernächtigt, hat am Sonntag alle Hände voll zu tun, steckt mitten im Trubel, sorgt sich um Stromkabel für die Musiker und Spanferkel für die Gäste. Eben noch hielt er den Gottesdienst. "Da waren jede Menge Leute, die ich hier noch nie gesehen habe", ist er begeistert über die Besucherresonanz. Musik gibt es danach von den Nitter Wengert-Stompers, die temperamentvoll Gitarrensaiten und Weinbergshotten bearbeiten.Wahlbeteiligung bei zehn Prozent

Was war geschehen am Wochenende in der Karthäuser Straße 151? Wie in allen evangelischen Gemeinden im Rheinland wurden am Sonntag in Konz neue Gemeindeleitungen für die nächsten vier Jahre gewählt. Die Wahlbeteiligung lag in Konz in der vergangenen Presbyteriumswahl bei zehn Prozent, in anderen Gemeinden ist sie mitunter noch schlechter. Martin Jordan erfuhr, dass die bisherige höchste Wahlbeteiligung der Evangelischen Kirche im Rheinland, die etwa von Kleve bis Saarbrücken reicht, bei 25 Prozent liegen sollte. Die Zahl wollte er mit einer spektakulären Aktion knacken. Dazu wurde im Gemeindebrief kräftig die Werbetrommel für ein vielseitiges Wahlprogramm gerührt. Martin Jordans Tochter - selbst Erstwählerin - und andere Helfer sprachen in einer Telefonaktion die 178 Erstwähler an. Los ging die Wahlparty Samstagnacht mit dem Auftritt von "Nessaya". Etliche Erstwähler hatten sich unter dem bunt gemischten Publikum eingefunden. Um dann "bei richtig guter Musik" (Jordan) und dem durchaus zur Presbyteriumswahl passenden Karstadt-Song "Wish for a better" von Gerd und Daniel Bukowsky, die beide Mitglieder der Konzer Gemeinde sind, in lockerer Atmosphäre zu feiern. "Wir haben überlegt, was Jugendliche reizen würde", erzählt Jordan, der mit den verschiedenen Aktionen am Wochenende tatsächlich viele Erstwähler zur Presbyterwahl erreichte. Pünktlich um Mitternacht öffnete das Wahllokal für zwei Stunden seine Pforten - und wurde von den Wählern genutzt. Lebhaft ging es am Sonntag weiter: Nach dem Tawerner Musikverein wurde das Jesus-Musical "Godspell" als Film gezeigt. Höhepunkt war der Auftritt der Comedy-Gruppe "Ausrastellis" im "rappelvollen" Gemeindesaal. Um 21 Uhr schloss nach zehnstündiger Öffnungszeit am Sonntag das Wahllokal. Bis die Stimmen ausgezählt waren, vergingen noch drei Stunden. Um Mitternacht stand fest: Das Ziel ist verfehlt. Aber eine enorme Steigerung wurde erreicht: 18 Prozent der wahlberechtigten 2378 Gemeindemitglieder gaben ihre Stimme ab. "Das ist doch eine ganze Ecke mehr", freute sich Jordan am Montag.

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