Pavillon statt Stahlbeton

FISCH. Fast schon in Vergessenheit geraten war der "Brouderbuer" bei der Jakobus-Kirche in Fisch. Kein Wunder, lag doch die kleine Wasserquelle lange Zeit unter tonnenschwerem Stahlbeton versteckt. Seit kurzem schmückt ein kleiner Pavillon den geschichtsträchtigen Ort.

Eine Jahrhunderte alte Kirche, die an einem Ort steht, den es nicht mehr gibt, und eine Wasserquelle, die fast schon in Vergessenheit geraten war - die Historie der Gemeinde Fisch hat zweifellos ihre Besonderheiten. Was im ersten Moment geheimnisvoll anmutet, ist schnell erklärt: Bei dem kleinen Gotteshaus handelt es sich um die Pfarrkirche St. Jakobus in Littdorf-Rehlingen. Der Name des zu Fisch gehörenden Ortes geht auf eine Siedlung fränkischen Ursprungs zurück. Die Bewohner von Littdorf sind in der Zeit um das 16. Jahrhundert vermutlich der Pest zum Opfer gefallen, und so verschwand das kleine Dorf von der Landkarte. Besondere Bedeutung erlangte das Kirchlein in dem idyllischen Wiesental durch seine geografische Lage an dem alten Jakobus-Pilgerweg von Trier nach Santiago de Compostela. Was aber hat es mit der Wasserquelle auf sich, die nur wenige Meter von dem Gebäude entfernt aus dem Boden sprudelt? Zur Kirche gehörte einst eine Klause, in der ein Geistlicher sein Leben als Eremit führte. Nach ihm ist die Quelle benannt. Bis vor wenigen Monaten lag der "Brouderbuer" (Bruder-Brunnen) unter tonnenschwerem Stahlbeton aus den 60er-Jahren versteckt, der die Stelle schützen sollte. Schön anzusehen war das Gebilde nicht. Kein Wunder, dass die Gemeindeväter von Fisch auf die Idee kamen, sich der Sache anzunehmen. Geplant war, die alte Wasserquelle und das Umfeld neu zu gestalten sowie der Bau eines Pavillons, den beispielsweise die dort vorbei kommenden Pilger nutzen könnten. "Als klar war, dass das Projekt rund 66 000 Euro kosten würde, stellten wir uns allerdings die Frage, ob die Investition überhaupt gerechtfertigt sei", berichtet Ortsbürgermeister Dieter Schmitt. Tourismus gebe es im Ort nicht, und deshalb sei kaum zu erwarten, dass ein finanzieller Vorteil daraus erwachse. "Dennoch beschlossen wir, die Maßnahme anzugehen - schon wegen der Verpflichtung gegenüber der Geschichte unseres Dorfes." Zuschüsse wurden beantragt und gewährt: Die Hälfe der Bausumme stammt aus dem europäischen Förderprogramm "Leader Plus". Rund ein Viertel kommt aus der Gemeindekasse, und den Rest werden am Ende hauptsächlich die Mitglieder des Gemeinderats in Eigenleistung erbracht haben. Das Gelände, auf dem sich der "Brouderbuer" befindet, ist im Besitz der Kirche und wurde von der Gemeinde angepachtet. Vor rund zwei Monaten gingen die Arbeiten los. Zahllose Stunden haben Dieter Schmitt, Beigeordneter Günter Hunsicker und ihre Kollegen seither auf der Baustelle verbracht. Inzwischen hat der neue, vorwiegend aus Natursandstein bestehende Pavillon Gestalt angenommen. Auch der Dachstuhl steht bereits. Bis im Frühjahr alles fertig ist, gibt es noch viel zu tun. Beispielsweise soll der über eine Außentreppe zu erreichende Kellerraum, in dem sich die Quelle befindet, künstlerisch gestaltet werden. Außerdem sind im Inneren des Pavillons Informationstafeln geplant, die unter anderem Auskunft über den Jakobus-Pilgerweg und die Gemeinde geben sollen. Im Außenbereich sollen heimische Obstbäume angepflanzt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort