Perfektes Timing

Morgen ist der große Tag. Im Rahmen des Pfingstgottesdienstes um 10 Uhr in der evangelischen Kirche Saarburg werden drei Täuflinge auch formell in die Gemeinde aufgenommen. Das Besondere: Sie sind zwischen 13 und 20 Jahre alt - und haben sich selbst für die Taufe entschieden.

 Am morgigen Pfingstsonntag wird Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag (Zweite von rechts) die Jugendlichen Fatima Ahmadi Zaki (links), Jennifer Jungherr (Zweite von links, mit ihrem Taufpaten Sergej Kovalev, rechts) und Carolin Reelitz (nicht im Bild) taufen.TV-Foto: Kim-Björn Becker

Am morgigen Pfingstsonntag wird Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag (Zweite von rechts) die Jugendlichen Fatima Ahmadi Zaki (links), Jennifer Jungherr (Zweite von links, mit ihrem Taufpaten Sergej Kovalev, rechts) und Carolin Reelitz (nicht im Bild) taufen.TV-Foto: Kim-Björn Becker

Saarburg. Ein wenig Nervosität ist unter den drei Jugendlichen zu spüren. Schließlich werden sie am morgigen Pfingstsonntag getauft. Nicht, weil ihre Eltern es so wollten, sondern weil sie sich selbst dazu entschieden haben. "Ich will mich schon seit Jahren taufen lassen", sagt die 20-jährige Jennifer Jungherr aus Saarburg. Ihre Eltern seien sogar katholisch, erzählt sie, hätten aber nicht kirchlich geheiratet. Daher habe der Pfarrer sie als Kind nicht taufen wollen. "Ich habe mich dann entschieden, evangelisch getauft zu werden. Die Institution des Papstes als Gottes Stellvertreter auf Erden gefällt mir nicht, genauso ist mir das Zölibat für Priester fremd."Erwachsene Täuflinge sind meistens Aussiedler

Dass Jugendliche oder Erwachsene sich taufen lassen wollten, komme eher selten vor, sagt Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag. Etwa sieben bis zehn Taufen werden in der rund 1740 Glieder umfassenden Gemeinde jedes Jahr gefeiert. "Wenn sich Erwachsene taufen lassen, dann sind das meistens Aussiedler, die ihren Glauben wechseln", sagt die Pfarrerin. Seit drei Jahren leitet sie die Gemeinde in Saarburg. "Doch noch häufiger wollen Jugendliche getauft werden, die mit ihren Freunden den Konfirmandenunterricht besuchen. Um konfirmiert zu werden, müssen sie vorher getauft werden." Mit Glaubensfragen intensiv auseinandergesetzt

So ist es auch bei der 13-jährigen Fatima Ahmadi Zaki. Ihre Eltern, die aus dem Iran stammen, haben sich bei Füllmann-Ostertag vor zwei Jahren taufen lassen. Auch Konfirmandin Carolin Reelitz, ebenfalls 13 Jahre alt, wird ab dem morgigen Gottesdienst Mitglied in der Gemeinde sein.Wenn Kinder kurz nach ihrer Geburt getauft werden, treffen freilich die Eltern die Entscheidung über die Konfession des Kindes. Lassen sich Jugendliche aber auf eigenen Wunsch taufen, setzen sie sich vorher mit dem Glauben auseinander. "Es gibt für ältere Täuflinge individuellen Taufunterricht", erklärt Füllmann-Ostertag. Dabei gehe es darum, die Kerninhalte der Bibel und des evangelischen Glaubens zu vermitteln.Die 20-jährige Jennifer ist mit dem "Buch der Bücher" freilich vertraut - nicht nur aus dem Taufunterricht, sondern auch vom ganz normalen Religionsunterricht in der Schule. Für ihre Taufe hat sie sich als Taufspruch Psalm 34, Vers 19, ausgesucht: "Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben" - ein sehr nachdenkliches Wort für einen fröhlichen Anlass. Zerschlagenen Gemüts werden die drei Täuflinge nach dem morgigen Pfingstgottesdienst eher nicht sein - schließlich sind sie dann Glied der Gemeinde. "Dazu kommt", sagt Füllmann-Ostertag, "dass es kaum einen besseren Termin für eine Taufe geben kann - schließlich ist Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes."

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