Pilger sind willkommen

SAARBURG/TRIER. Die nordwestspanische Stadt Santiago de Compostela zählt zu den bedeutendsten Wallfahrtsorten der Christenheit. Für den Weg dorthin nutzen Gläubige aus aller Welt meist uralte Pilgerrouten – die "Jakobuswege". In der Region Trier sollen entlang dieser Routen Privatquartiere entstehen, die Pilgern kostenfrei zur Verfügung stehen.

 Stellen ihr Privathaus im Saarburger Stadtteil Beurig als Pilgerquartier zur Verfügung: Renate und Alfred Jager. Foto: Hermann Pütz

Stellen ihr Privathaus im Saarburger Stadtteil Beurig als Pilgerquartier zur Verfügung: Renate und Alfred Jager. Foto: Hermann Pütz

Für Renate und Alfred Jager war es ein unvergessliches Erlebnis: Vor rund sieben Jahren machte sich das im Saarburger Stadtteil Beurig lebende Ehepaar auf den rund 2000 Kilometer langen Weg von Trier nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens. Ein Wanderstock mit an Kordeln befestigten Jakobsmuscheln, dem Abzeichen der Santiago-Pilger, erinnert bis heute daran. "Wenn man die Strecke ‚erwandert', ist man drei Monate oder mehr unterwegs", erklärt Alfred Jager. Die Pilgerreise des Ehepaares aus Saarburg hat allerdings nicht ganz so lange gedauert. "Wir sind teilweise mit dem Bus gefahren", berichtet Gattin Renate. Tausende Gläubige aus aller Welt treffen jedes Jahr zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf dem Pferd in Santiago de Compostela ein, um das Grab des Apostels Jakobus zu besuchen. Wer sich dazu entschlossen hat, auf seiner Reise dorthin moderne und bequemere Verkehrsmittel zu meiden, nutzt in aller Regel einen der uralten Jakobuswege. Auch in der Region gibt es mehrere. Einer davon beginnt an der Trierer Abteikirche St. Matthias und führt auf deutschem Gebiet entlang der Mosel nach Konz und weiter über den Saargau in Richtung französische Grenze. Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht nutzen die Pilger auf ihrer monatelangen Tour zum Apostelgrab meist Hotels, Pensionen oder Ähnliches - zumindest in Deutschland. Denn anders als beispielsweise in Spanien gibt es hierzulande so gut wie keine auf die Bedürfnisse der Gläubigen ausgerichteten Unterkünfte, die zudem kostenfrei, allenfalls gegen eine freiwillige Spende zu nutzen sind. In der Region ist einzig im Eifelstädtchen Prüm eine Einrichtung dieser Art zu finden. Verantwortlich für das spärliche Angebot ist nach Ansicht von Markus Nicolay, Sekretär der St. Jakobusbruderschaft Trier, die "vergleichsweise geringe Zahl an Pilgern", die jedes Jahr in der Region zu verzeichnen ist. Zwar stellten die Mitarbeiter des Pilgerbüros in der Trierer Dominformation im vergangenen Jahr rund 800 Pilgerausweise aus, "dennoch lohnt sich eine kommerzielle Pilgerherberge nicht", wie Nicolay betont. Deshalb habe sich die Frage gestellt, ob und welche Alternativen es gebe. Der Grund: "Viele, die einmal nach Santiago unterwegs waren, kennen die Gastfreundschaft in anderen Ländern und wissen, wie wichtig sie ist - abgesehen von der richtigen Ausrüstung." Ähnlich dem spanischen Vorbild soll auch in der Region Trier entlang der Jakobuswege ein Netz von privaten "Beherbergungsbetrieben" entstehen. Dazu sucht die Trierer Jakobusbruderschaft Privatleute, die Durchreisenden mit Pilgerausweis geeignete Räumlichkeiten kostenfrei oder auf Spendenbasis zur Verfügung stellen. "Vor allem Menschen, die selbst als Pilger unterwegs waren und deshalb das Geschenk der Gastfreundschaft zu schätzen wissen, sind angesprochen", betont Bruderschafts-Sekretär Markus Nicolay. "Die Vermittlung der Quartiere erfolgt über das Pilgerbüro in der Trierer Dominformation." Außerdem sollen auf der Internetseite der St. Jakobusbruderschaft die Kontaktadressen zu finden sein. Als erste Herbergsbietende erhielten Renate und Alfred Jager, die Jakobuspilger aus Saarburg, die offizielle Vignette der Bruderschaft. Künftig sollen alle Quartiere an der stilisierten gelben Jakobsmuschel auf blauem Grund und dem Schriftzug "Pilger willkommen" zu erkennen sein.

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