Porta vor dem Haus

NEWEL. (ka) Anton Schwaller wohnt direkt neben der Porta Nigra. Allerdings nicht in Trier, sondern in Newel. Die Schwaller’sche Porta ist fast so beeindruckend wie die in Trier, aber um etliche Nummern kleiner.

Doch gleicht sie dem Original aufs Haar, und aus bestem Sandstein besteht sie auch. Anton Schwaller hat sie aus Stein gehauen - ebenso wie die zahlreichen anderen großen und kleinen Kunstwerke, die nicht nur sein Haus und Anwesen, sondern auch das Neweler Dorfbild zieren. "Seit fünf Generationen betreibt unsere Familie in Kimmlingen einen Steinbruch", erzählt der Hobby-Steinmetz und Bildhauer. Von Aach nach Newel gezogen sei er 1951. "Weil ich dort - bei der Musik - meine Frau Maria kennen gelernt habe", verrät der rüstige 82-Jährige. Anfang der 70er-Jahre, in der Zeit des Zusammenschlusses der heutigen Neweler Ortsteile, habe er vier Jahre dem Ortsgemeinderat angehört. Danach sei er ausgetreten. Seine Begründung: "Ich konnte mit einigen nicht auf einem Pferd reiten." Was ihn jedoch nicht daran hinderte, Newel einen Dorfbrunnen zu stiften. Schwaller: "Zuvor habe ich zehn Jahre lang zugesehen, wie die von der Gemeinde daran herumfummelten." Dann, etwa im Jahr 2001, besorgte er die Steine. "Nachts, wenn die Einfälle kommen", habe er über die Brunnengestaltung nachgedacht. Nicht nur schön und ins Ortsbild passend, sondern auch sicher für Kinder sollte der Brunnen sein. Schließlich präsentierte er dem Gemeinderat seinen Entwurf. "Gefällt euch das, oder nicht?", fragte er in die Runde. Es gefiel allen. Seit dem ziert ein stilvoller Sandsteinbrunnen den Neweler Dorfplatz. Auch bei Arbeiten an der Kirche und nahezu bei allem, was anfiel, half Schwaller und stiftete Steine aus seinem Steinbruch. So hält er es auch heute noch. "Schon als kleiner Junge hat mich der Sandstein und seine Bearbeitung fasziniert", erinnert er sich. "Als das Kriegerdenkmal in Aach gebaut wurde, bin ich dem Bildhauer nicht von der Seite gewichen. Der hat mir viel beigebracht." Auch der Vater entdeckte schon früh das Talent des Sohnes und war begeistert. Weil der kleine Anton rechts- und linkshändig gleichermaßen geschickt war, wurde er schon als Junge mit Spezialarbeiten betraut. Stolz erinnert sich Schwaller: "Ich weiß noch, wie die alten Hasen oft staunten."Manchmal die Luft angehalten

Der junge Anton arbeitete nicht nur, er spielte auch Fußball und sang im MGV Aach. Letzteres allerdings mit Handicap. An entscheidenden Stellen musste er die Luft anhalten. Er traf die Noten nicht immer. Seiner Freude am Gesang tat das keinen Abbruch. Zum Hobby-Bildhauer und -Steinmetz wurde Schwaller jedoch erst im Rentenalter. Im Jahr 1980 entstand seine erste Skulptur. Dabei hatten ihm die Ärzte schon vor mehr als 60 Jahren keine lange Lebenszeit vorhergesagt. Doch Schwaller überlebte alle Krankheiten. "Auch die Hochwaldtour, die ich eine Zeit lang für den TV gefahren bin", scherzt er. Mit Hammer und Meißel arbeitet er seit kurzem nicht mehr. Doch das Bedürfnis, alle paar Tage mit dem Auto in den Steinbruch zu fahren, ist geblieben. "Da ist es so schön ruhig", findet er. Im übrigen habe er auch als 82-Jähriger noch Wichtiges zu tun: die Ausbildung seines fünfjährigen Enkels Yves zum Bildhauer und Steinmetz. "Der ist von der Arbeit mit Steinen genauso fasziniert wie ich damals", konstatiert er erfreut.

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