Punk gibt's im Beat-Keller eher selten

RIOL. Der "Beat-Keller" in Riol hat sich in über 30 Jahren zu einem regelmäßig besuchten und beliebten Treffpunkt für die Jugendlichen des Ortes gemausert. Gelegentliche "Übergriffe" und Lärmbelästigungen sind in den vergangenen Jahren selten geworden.

Ortsbürgermeister Arnold Schmitt erinnert sich noch gut an "heiße Zeiten", als der "Beat-Keller" insbesondere von den Anwohnern in Frage gestellt wurde. Die Jugendlichen hatten damals zu intensiv die Nächte durchlebt, waren lautstark mit ihren Mopeds zu später Stunde durch die Straßen gefahren, und am Morgen beim Gang zur Kirche standen noch die Flaschen vor dem Keller auf der Straße. "Inzwischen haben sich diese unschönen Begebenheiten allerdings weitgehend gelegt", sagt Schmitt. Die Jugend des Ortes, die regelmäßig auch Besuch aus den Nachbardörfern erhält, habe sich gebessert. Schmitt lobt: "Man kann sie sogar für viele Dinge gewinnen und begeistern." Zwar gerät auch heute noch gelegentlich "ein Rad neben den Straßenrand", doch dann würden die jungen Damen und Herren den gemachten Fehler wieder gerade biegen.Einst ein alter Weinkeller

Mittwochs und samstags ist der Beat-Keller im alten Pfarrhaus geöffnet. Einst ein alter Weinkeller, wurde er 1970 vom damaligen Pastor, der sich in der Jugendarbeit engagierte, für den Nachwuchs des Ortes bereitgestellt. Im damals so genannten Lektoren-Club durften nur Messdiener und Lektoren Mitglied sein. Schmitt war damals 16 Jahre alt und erinnert sich noch gut an diese Zeit. "Der Lehmfußboden und die feuchten Schieferwände mussten fachgerecht bearbeitet werden, damit man sich überhaupt in den Räumen aufhalten konnte." Seit vielen Jahren sind die Fliesen verlegt und die Wände trocken gelegt. Über der Theke hängen Plakate und alte KFZ-Kennzeichen, gedämpftes Licht scheint aus den Ecken, und irgendwo erklingt leise Musik. Eine gemütliche Angelegenheit, bei der die Jugendlichen regelmäßig Karten spielen, Musik hören oder sich einfach nur miteinander unterhalten. Heute nennt sich der Verein "WGB" (das Kürzel steht für "Weggebuzzt") und ist für alle offen. Die 73 Mitglieder haben in Arnold Schmitt und Bürgermeister Berthold Biwer ihre Vorbilder gefunden und engagierten sich nicht nur für den Erhalt und die Einrichtung ihres Kellers, sondern auch für das Allgemeinwohl. So schneiden sie an vielen Stellen im Dorf die Hecken, sammeln alte Kleider ein und organisieren beim Weinfest an der Mosel jedes Jahr die Bar. "Mit dem Erlös renovieren wir die Räume und schaffen neue Geräte an", sagt Vorsitzender Christian Scholtes. Die jungen Leute haben sich einen eigenen Vorstand mit zehn Mitgliedern gewählt und eine Satzung gegeben. Sie wachen über die Einhaltung der Sauberkeit, der Sperrzeiten und auch des Jugendschutzgesetzes. Hin und wieder werden Minderjährige nach Hause geschickt, wenn es das Gesetz verlangt. Mit den Nachbarn hat sich "WGB" arrangiert. Scholtes: "Wenn zu erwarten ist, dass mal wieder der Punk abgeht, sprechen wir vorher mit ihnen und laden sie ganz einfach zum Mitfeiern ein." Wenn dann doch mal wieder über die Stränge geschlagen werden sollte, greift "Oberaufseher" Frank Wiedemann ein und spricht ein Machtwort. Er ist Mitglied im Gemeinderat, setzt sich für die Belange der Jugend ein, weiß aber auch zu bremsen, wenn es erforderlich ist. Die Rioler Eltern stehen hinter dem von der Gemeinde teilweise mitfinanzierten Projekt. Sie s hatten über viele Jahre den Weg zu dem beliebten Treffpunkt gefunden und können heute die Jugend verstehen. "Dann wissen wir wenigstens, dass sie gut aufgehoben und nicht mit dem Auto unterwegs sind", sagt Vater Arnold Schmitt. Morgen lesen Sie in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" ein Porträt des neuen Ortsbürgermeisters von Hinzenburg.

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