Rendezvous mit Rap

Saarburg · Fußballer und Musiker leben es vor: Wenn sich Kulturen aufeinander einlassen, kann daraus ein erfolgreiches Miteinander werden. Deshalb laden die Kulturgießerei und die Gemeinschaftsunterkunft Famo, in der Flüchtlinge wohnen, für Sonntag, 26. Juni, zu einem Tag der offenen Tür ein.

Saarburg. Ein Mann spielt mit seinem Sohn auf der Wiese. Davon abgesehen ist es ruhig vor den Wohnungen für Flüchtlinge in der Beuriger Gemeinschaftsunterkunft Famo (die Abkürzung Famo steht für Forces Auxiliaires de Main d'Oeuvre und heißt aus dem Französischen übersetzt etwa: Hilfsstreitkräfte für Fahr- und Hausmeisterdienste). Spielgeräte für Kinder sucht man dort vergeblich, stattdessen wartet ein ausgedientes Fernsehgerät darauf, dass es vom Elektroschrott abgeholt wird. Etwa 50 Menschen, vorwiegend aus Syrien, sind hier seit etwa sechs Monaten untergebracht. Kontakte zu Saarburgern ergeben sich dort eher selten.
Das soll sich am Sonntag, 26. Juni, ändern. Dann sind Besucher eingeladen, sich auf dem früheren Gelände der französischen Hilfsstreitkräfte umzuschauen. Die Jugendgruppe JB4JF (die Abkürzung steht für Jugendliche Flüchtlingsbegleiter für jugendliche Flüchtlinge) organisiert dort gemeinsam mit dem Jugendforum und der Koordinierungs- und Fachstelle einen Tag der offenen Tür. Selim Shala, der Sprecher der Jugendgruppe, sagt: "Flüchtlinge und Saarburger sollen sich begegnen und untereinander austauschen." Er hofft, dass die Besucher die Chance nutzen, Vorurteile abzubauen. "Und vielleicht ergeben sich durch die Kontakte ja auch neue Freundschaften", ergänzt der in der Bundesrepublik aufgewachsene Kosovare. Die Jugendgruppe hat für den Tag der offenen Tür auf dem Gelände der Gemeinschaftsunterkunft Famo ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt (siehe Extra).
Bewusst habe man den Rap (Sprechgesang) als Musikstil gewählt, sagt Shala. Sei er doch das Sprachrohr der Jugend während des Arabischen Frühlings gewesen, also dem Aufstand gegen Diktaturen in Nordafrika und Arabien, der im Dezember 2010 begonnen hatte.
Die Kulturgießerei im Staden lädt gemeinsam mit dem Projekt "Demokratie leben" am Sonntag ebenfalls ab 11 Uhr (siehe Extra) zu einem Tag der Begegnung ein. "Wir bieten einen interreligiösen Dialog an", sagt Anette Barth, Geschäftsführerin des Lokalen Bündnisses für Familie in der Verbandsgemeinde Saarburg sowie eine der Sprecherinnen für die Fach- und Koordinierungsstelle. Dazu habe sie einen Imam, der wegen des Bürgerkriegs aus Syrien geflohen ist, eingeladen. Nachmittags spielt die Gruppe An Erminig bretonische Musik, und abends können Fußballfans das deutsche EM-Achtelfinalspiel in der alten Gießhalle schauen.
Den ganzen Tag haben Besucher die Möglichkeit, über die Regionen zu informieren, aus denen Flüchtlinge nach Saarburg gekommen sind.Extra

Gemeinschaftsunterkunft Famo: 11 Uhr: Demokratie Rap mit der Rap School NRW, 12 Uhr: Refugees Music, 13 Uhr: Two Voices, 15 Uhr: Mitmachsession mit Refugees Music. Kulturgießerei: 11 Uhr Eröffnung, 11.30 Uhr Gespräch mit einem Imam und muslimisches Mittagsgebet, 16 Uhr An Erminig, 18 Uhr Achtelfinale der Fußball-EM. itz

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