Rettung aus 30 Metern Höhe Schnelle Hilfe für Drachenflieger

Sie müssen ran, wenn die Feuerwehr nicht mehr helfen kann: Die Höhenretter aus Saarburg bilden eine von sechs Spezialisten-Gruppen in Rheinland-Pfalz. Doch häufig können sie erst mit Verzögerung zu ihren Einsätzen ausrücken. Der Grund: Sie besitzen kein eigenes Fahrzeug. Die Höhenrettungsgruppe Saarburg besteht seit 1998 und hat 17 Mitarbeiter aus der gesamten Verbandsgemeinde Saarburg. Sie ist spezialisiert auf das Retten von Menschen aus Höhen und Tiefen.

 Mona Loch – hier bei einer ihrer Übungen – muss als Höhenretterin sportlich durchtrainiert und schwindelfrei sein. Auch sie beklagt, dass die Saarburger Truppe kein eigenes Fahrzeug besitzt. Foto: privat

Mona Loch – hier bei einer ihrer Übungen – muss als Höhenretterin sportlich durchtrainiert und schwindelfrei sein. Auch sie beklagt, dass die Saarburger Truppe kein eigenes Fahrzeug besitzt. Foto: privat

Saarburg. "Wenn wir 15 Minuten später eintreffen, ist das eine lange Zeit für jemanden, der kopfüber in einer Baumkrone hängt", sagt Mona Loch. Die 22-Jährige ist die einzige Höhenretterin in Rheinland-Pfalz. Und sie ist ebenso wie ihre männlichen Kollegen erbost über den Umstand, der es der Saarburger Truppe immer wieder erschwert, so schnell wie möglich dort anzukommen, wo sie gebraucht wird.

Denn schon seit Jahren setzt sich die Höhenrettungsgruppe dafür ein, ein eigenes Einsatzfahrzeug zu bekommen. Bislang ohne Erfolg. "Die Situation ist nicht mehr nachvollziehbar", sagt Stephan Klang. Das Problem: Werden die Spezialisten alarmiert, müssen sie ihre gesamte Ausrüstung vom Dachboden des Feuerwehrhauses in Saarburg-Beurig nach draußen bringen - und sich gleichzeitig um einen fahrbaren Untersatz kümmern, der anschließend beladen werden muss.

Anfahrtszeiten von bis zu einer Stunde



Meist nutzen die Höhenretter dann Wagen der Feuerwehr. Doch sie ist zu diesem Zeitpunkt in der Regel selbst dort im Einsatz. Die Folge ist, dass die Höhenretter meist erst 15 Minuten nach ihrer Alarmierung aufbrechen können. Eine Situation, die von den ohnehin langen Anfahrtszeiten verschärft wird. "Eine Stunde ist da keine Seltenheit", sagt Klang. Denn die Höhenretter Saarburg sind mit den Höhenrettern aus Trier zuständig für das gesamte Kreisgebiet, müssen also bis nach Manderscheid fahren. Diese Vierteilstunde kann Menschen das Leben kosten - einen über Kopf im Baumwipfel hängenden Paraglider beispielsweise durch ein Hängetrauma. Im Gegensatz zu den Feuerwehren, die innerhalb von acht Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort sein müssen, gibt es für die Höhenretter keine solche Zeitvorgabe. Wie Gruppenführer Hans-Werner Bodem berichtet, verfügen alle anderen Höhenrettungsgruppen im Land bereits über Fahrzeuge oder erhalten sie in Kürze. Die Kosten in Höhe von etwa 40 000 Euro für ein Fahrzeug müssten, so sei es die Regel, anteilig Land, Kreis und Verbandsgemeinde (VG) tragen. "Die Landeszuschüsse sind gesichert", sagt Bodem. Also müsse es wohl an den anderen beiden Stellen haken. Nach Informationen der Pressestelle der VG hat die Behörde als Aufgabenträger Feuerwehr im Februar die Kreisverwaltung auf die Problematik aufmerksam gemacht und um die Beschaffung eines Fahrzeuges gebeten. "Soweit bekannt, ist in der Konzeption des Landkreises für 2010 die Beschaffung eingeplant", heißt es aus der VG. Allerdings sei die VG in Fragen der Finanzierung im Grunde nicht der richtige Ansprechpartner, da allein das Land Kostenträger der Facheinheit "Spezielle Rettung aus Höhen und Tiefen" sei. "Anteilige Kosten für die VG können eventuell mit der Begründung anfallen, dass dieses Fahrzeug auch für allgemeine Einsätze der Feuerwehr genutzt werde", so die Auskunft der VG. Bislang sei dies aber nicht beantragt worden - ebensowenig wie beim Kreis Trier-Saarburg, wie dieser mitteilt. Auch von einem Antrag an das Land sei nichts bekannt. Außerdem sieht sich der Kreis nicht in der Verantwortung: Die Angelegenheit sei allein Sache der VG. "Keiner fühlt sich für uns zuständig", folgert Bodem und beschreibt frustriert die missliche Lage der Höhenretter:. "Wir wissen, wir werden gebraucht und müssen hier warten. Wir wollen helfen und fühlen uns gleichzeitig wie Bittsteller." Die Einsatzorte der Truppe sind zum Beispiel Schächte, Türme und Bäume - wo sich Paraglider oder Drachenflieger verfangen. Dort steigen die Höhenretter mit Baumsteigeisen den Stamm hinauf, bis zu 30 Meter.

Kunst zwischen Alpinsport und Feuerwehrtechnik



Ihr Können ist eine Mischung aus Alpinsport und Feuerwehrtechnik; vor allem der Umgang mit Seilen ist wichtig. Um Menschen zu retten, bauen sich die Experten entweder mit einem Schrägseil eine Seilbahn, sie nutzen einen Hängesitz oder eine Krankentrage.

Zu etwa fünf Einsätzen pro Jahr wird die Truppe aus Saarburg gerufen. Dazu kommen 72 Übungsstunden.

Wer Höhenretter werden will, muss sich auf ein Jahr Vorlaufzeit einstellen, bevor er am 14-tägigen Lehrgang in Magdeburg teilnehmen kann, der ihn zu der Aufgabe qualifiziert.

"Dort oben ist man allein auf sich gestellt"



"Und an Nachwuchs hapert es bei uns nicht", berichtet Gruppenführer Hans-Werner Bodem. Mona Loch erklärt die Faszination der Höhenrettung folgendermaßen: "Dort oben ist man allein auf sich gestellt. Man weiß nie, was auf einen zukommt." (uq)

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