Ruhe in der Nacht

TEMMELS. Nacht für Nacht das gleiche Leid: Hatten die Temmelser endlich Schlaf gefunden, ließ grollender Donner, der von Verladearbeiten im Merterter Industriehafen ausging, sie hochschrecken. Doch nun zeichnet sich eine Lösung des Problems ab. Zumindest in den Nachtstunden soll künftig Ruhe einkehren.

 In Sicht- und Hörweite zum Hafen Mertert liegt die Obermoselgemeinde Temmels. Verladearbeiten machen den Bürgern das Leben schwer.Foto: Hermann Pütz

In Sicht- und Hörweite zum Hafen Mertert liegt die Obermoselgemeinde Temmels. Verladearbeiten machen den Bürgern das Leben schwer.Foto: Hermann Pütz

Von Lebensqualität sprechen die Temmelser schon lange nicht mehr. Lärmpegelmessungen des Gewerbeaufsichtsamtes Trier haben eine zum Teil erhebliche Überschreitung der zulässigen Höchstwerte ergeben. Wenn einer der Hafenkräne wieder einmal eine Ladung Metallschrott metertief fallen lässt, schallt es bis in den entlegensten Winkel der rund 600 Einwohner zählenden Gemeinde. Am schlimmsten wirkt sich der Lärm auf das Neubaugebiet "In den Käulchen" in Sichtweite zum Schrottbereich des Hafens im luxemburgischen Mertert aus. Grenzwerte werden überschritten

Auch in anderen Teilen der Obermoselgemeinde drang das Scheppern alten Eisens bis ins Schlafzimmer. "Bei uns im Flurweg war es so schlimm, dass meine Kinder nachts kaum noch schlafen konnten", weiß Christian Biermann zu berichten. Da habe man die Staubbelästigungen, die an manchen Tagen aufgetreten sind, billigend in Kauf genommen. Angesichts dieser Tatsachen empfanden die Bürger der Obermoselgemeinde eine Aussage der luxemburgischen Umweltbehörde aus dem Jahre 1997 wie blanken Hohn: Die Entfernung zwischen dem Schrotthafen und der Gemeinde Temmels sei so groß, dass unvertretbare Lärmbelästigungen nur schwerlich nachvollziehbar sind. Zudem werde nur in Ausnahmefällen in der Nacht Metallschrott verladen. Der größte Teil der Arbeiten finde zwischen 6 und 22 Uhr statt. "Tatsächlich wurde jedoch rund um die Uhr und oft die ganze Nacht hindurch gearbeitet", weiß Ortsbürgermeister Joachim Mimler. Auf Antrag der Ortsgemeinde Temmels führte das Gewerbeaufsichtsamt Trier im Neubaugebiet Messungen des Schallpegels während den Verladearbeiten in den Nachtstunden durch. Die Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamtes ermittelten einen Durchschnittswert von 55 Dezibel (dB) mit zeitweise auftretenden Spitzenwerten bis zu 75 dB. Zulässig sind aber nur 60 dB (tagsüber) und 45 dB (nachts). Dabei war die Überschreitung um zehn dB nur die Spitze des Eisbergs. Da am Tag der Messung lediglich so genannter leichter Schrott verladen wurde, dürften die Werte bei schwerem Schrott (Metallteile bis zur Größe einer Autokarosserie) noch um einiges höher liegen. Nach der Ansicht von Mimler hätte schon eine Reduzierung der Abwurfhöhe des Metallschrotts von den Kränen den Lärm verringert: "Fraglich ist allerdings, ob auch jeder Kranführer sich daran gehalten hätte, schließlich stehen die Leute unter Zeitdruck." Das Gewerbeaufsichtsamt reichte seine Messergebnisse an das Umweltministerium des Landes Rheinland-Pfalz weiter. Nach zahlreichen Gesprächen zwischen den Umweltbehörden beider Länder, der Ortsgemeinde und dem Hafenbetreiber fand sich ein Konsens. Der Hafenbetreiber hat sich bereit erklärt, die Verladearbeiten während der Nachtstunden, also außerhalb der festgelegten Arbeitszeit von 6 bis 22 Uhr, einzustellen. Nur in äußersten Notfällen werde nachts gearbeitet. "Das hat bisher auch ganz gut funktioniert, aber die Zeit wird zeigen, ob das Problem Merterter Hafen damit vom Tisch ist", sagt der Ortsbürgermeister.

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