SPD-Kritik fördert den Verkauf

TRIER. Die SPD regt sich über das Vorwort von Landrat Richard Groß (CDU) im Kreisjahrbuch auf ­ immer noch. Deshalb mussten sich die Mitglieder des Kreisausschusses damit beschäftigen ­ und die Zuhörer auch.

Es kam wie es kommen musste: Die Sozialdemokraten schimpften erneut auf den Landrat ("parteiisch” "tendenziös", "Verunglimpfung" der SPD). Der Verwaltungschef wiederum sieht sich immer noch zu Unrecht verfolgt ("Formulierung ein Ausbund an Harmlosigkeit”). CDU und FWG attackierten die SPD, und die einzige Grüne im Kreisausschuss monierte den Verfall der guten Sitten in Sitzungen der Kreisgremien. Aus Sicht der Sozialdemokratie ist des Landrats fürchterlicher Beitrag ("Nichts wollen wir über die Taten der neuen/alten Bundesregierung und die deutschen Zukunftsaussichten schreiben. Der Bundeskanzler hat solche Versuche in viel prominenterem Zusammenhang kürzlich als Panikmache bezeichnet") sogar ein Fall für die Kommunalaufsicht. Seltsamerweise hat sich Groß mit den gleichen Überlegungen getragen, allerdings um Klarheit zu schaffen. Für Hugo Kohl von den "Freien" war der Tagesordnungspunkt ein gefundenes Fressen, mit markigen Worten auf seine kommunalpolitischen Lieblinge einzugehen. So ging das eine knappe Stunde hin und her: Heinz-Rolf Kniesz (SPD) passte die Berichterstattung im Kreisblatt über die Beratung des Haushaltes nicht, weshalb er über "die Ereignisse des 16. Dezember" in einem eigenen Tagesordnungspunkt reden wollte. Jedoch war die Mehrheit im Kreisausschuss der Meinung, sich diese Debatte nicht auch noch anzutun. CDU-Fraktionschef Rudi Müller wäre nicht er selber, hätte er nicht die Steilvorlage der Genossen aufgegriffen: "Die Aufregung der SPD sei Ausdruck hochgradiger politischer Nervosität, weil die Umfrageergebnisse schlecht sind und die Politik auch." Schließlich setzte der CDU-Landtagsabgeordnete Dieter Schmitt auf den Aha-Effekt: "…hätte der Landrat etwas gesagt. Aber er hat ja gesagt, dass er nichts sagen will". Winfried Schäfer (SPD) hielt dem Winzer Kohl dessen Strafbefehl wegen Weinpanscherei unter die Nase und fand sich später in einem "Kindergarten" wieder. Und Maximini attestierte dem Leiwener: "Herr Kohl, sie nimmt doch niemand mehr ernst." Nach einer Stunden war das Scharmützel beendet. Zumindest ein Gutes hatte die sozialdemokratische Empörung: Nach der öffentlichen Kritik im Dezember war das Jahrbuch binnen Tagen ausverkauft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort