Schikane sorgt für Ärger

FREUDENBURG. Der große Wunsch von Maria Behr und Richard Fisch ist es, den Ruhestand zu genießen. Deshalb unterstützte das Ehepaar vor zwei Jahren eine Maßnahme zur Verkehrsberuhigung auf der Ortsdurchfahrt L 131 mit einer Unterschrift. Wenig später war jedoch Schluss mit Ruhe und Gemütlichkeit.

Das Haus des Ehepaares Maria Behr und Richard Fisch aus Freudenburg liegt an der L 131 am Ortseingang von Freudenburg aus Richtung Weiten. Maria Behr (71) ist dort aufgewachsen. Nach dem Tod ihres Vaters 1984 wurde das Gebäude renoviert. Gemeinsam mit Ehemann Richard Fisch (82) wollte die gelernte Schneiderin ihren Lebensabend in dem kleinen Einfamilienhaus mit Garten in aller Ruhe verbringen. Vor rund zwei Jahren musste sie ihren Wunsch allerdings - zumindest vorläufig - begraben."Natürlich habe ich unterschrieben"

"Anfang 2003 besuchten uns ein paar Frauen, die Unterschriften für eine Verkehrsberuhigung auf der L 131 sammelten", erzählt Maria Behr. Ausgangspunkt der Aktion waren die vielen Raser, die auch im Bereich des nur wenige hundert Meter hinter dem Ortseingang liegenden Kindergartens ihren Fuß nicht vom Gas nahmen. "Natürlich habe ich unterschrieben." Auch dem Gemeinderat war das Problem mit den Rasern bekannt. "Schon länger dachten wir über eine Verkehrsberuhigung nach", berichtet Ortsbürgermeister Bernd Gödert. Den Ausschlag habe schließlich die Unterschriftenaktion durch die Anwohner der L 131 gegeben. Mitte 2003 war es schließlich so weit, und am Ortseingang wurde eine so genannte Fahrbahnverschwenkung errichtet - genau vor der Haustür von Maria Behr und Richard Fisch. Fahrzeuge, die aus Richtung Weiten kommen, müssen kurz hinter dem Ortsschild zunächst auf Tempo 30 drosseln, um anschließend auf die linke Fahrbahnseite und nach etwa 30 Metern wieder nach rechts zu wechseln. War damit das Problem gelöst? Ortsbürgermeister Gödert: "Die Leute sind zufrieden." Es werde tatsächlich langsamer gefahren. "Um rund 14 Kilometer pro Stunde wurde die Geschwindigkeit im Schnitt gesenkt." Das hatten Messungen des Landesbetriebes Straßen und Verkehr Trier (LSV) ergeben. Genauer: "Vor der Maßnahme wurden im Ort durchschnittlich 66, nach dem Bau nur noch 52 Kilometer pro Stunde gefahren." "Das ist durchaus als Erfolg zu werten", betont Gödert. Maria Behr ist allerdings anderer Meinung: "In Sachen Verkehrsberuhigung hat sich nichts getan." Innerhalb der im Volksmund auch "Schikane" genannten Verschwenkung bremse kaum jemand von den zwischen Weiten und Freudenburg erlaubten 70 km/h herunter. "Die meisten fahren ohnehin schneller."Garagenzufahrt kompliziert, keine Parkmöglichkeiten

Die Fahrbahnverschwenkung beginnt auf Höhe des Hauses des Ehepaares. Weniger in der Wirkungslosigkeit der Maßnahme als in der Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität sehen Maria Behr und Richard Fisch das Hauptproblem. So habe die Verlagerung des Verkehrs aus Richtung Weiten auf die linke Fahrspur eine erhebliche Lärmbelästigung zur Folge. Der Grund: Der Verkehr beider Fahrtrichtungen führt dadurch direkt am Haus vorbei. Deshalb habe sich auch die Zufahrt zur Garage beträchtlich erschwert. "Außerdem gibt es praktisch keine Möglichkeit, vor dem Haus zu parken." Maria Behr berichtet weiter, dass kurz nach Weihnachten Ehemann Richard mit Verdacht auf Schlaganfall in ein Krankenhaus gebracht werden sollte. Aber: "Der Rettungswagen hatte Schwierigkeiten, einen geeigneten Halteplatz zu finden." Bernhard Klein, Leiter des Ordnungsamts der Verbandsgemeinde Saarburg, meint dazu: "Im Notfall schaltet die Besatzung eines Rettungswagens das Blaulicht ein und kann dann halten, wo gerade Platz ist." Wenig Verständnis zeigt Klein für die ablehnende Haltung bezüglich der Verkehrsberuhigung. "Auch Frau Behr hat an der Unterschriftenaktion teilgenommen." In den meisten Fällen gebe es bei solchen Maßnahmen innerhalb einer Ortslage Anwohner, die sich dadurch gestört fühlen. Das Motto laute: "Verkehrsberuhigung ja, aber nicht vor meiner Haustür." Im Verlauf mehrerer Gespräche hat Ortsbürgermeister Gödert Maria Behr zugesagt, ihre Bedenken dem Gemeinderat vorzutragen. Das ist jedoch bislang nicht geschehen. Auch Schreiben an die Verbandsgemeinde Saarburg sowie an den Landesbetrieb für Straßen und Verkehr sind wirkungslos geblieben. Ist es mit der Ruhe für das Ehepaar Behr-Fisch also für immer vorbei? Eine Verschiebung der Verschwenkung kommt nach Aussage von Bernhard Klein aufgrund der Lage nicht in Frage. Die Stelle müsse aus beiden Richtungen weithin einsehbar sein, damit sich die Verkehrsteilnehmer darauf einstellen könnten. Allenfalls eine Verkleinerung oder eine Entfernung stünden zur Debatte. Die Maßnahme sei in ihrer jetzigen Form nur ein Provisorium. Die Freudenburger Gemeindeväter wollen sich heute in einer Sitzung mit dem Thema befassen. Ortsbürgermeister Bernd Gödert betont: "Sollte der Rat dazu tendieren, dass die Schikane weg kommt, bin ich der Letzte, der es zu verhindern versucht."

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