Schlusspunkt in Akte "Helenenberg"

WELSCHBILLIG. Der berüchtigte "Munitionsberg" bei Welschbillig - Ex-Standort des Zentralen Munitions-Zwischenlagers des Kampfmittelräumdienstes - ist endgültig Geschichte: Gestern erklärte ADD-Präsident Josef Peter Mertes die Sanierung des einst kontaminierten Geländes für beendet.

Rund 60 Jahre lang hatten hochbrisante Stoffe auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal am Helenenberg gelagert - und dies nur einen Kilometer von Welschbillig entfernt. 1997 war der Spuk zu Ende: Die Einrichtung des Kampfmittelräumdienstes (KMRD) wurde in eine freigeworden Bundeswehranlage bei Ulmen verlegt, die sich für diesen Zweck erheblich besser eignet. Was noch fehlte, war die Sanierung des mit Sprengstoffresten kontaminierten Geländes.188 Tonnen Erdreich mussten entsorgt werden

Nach rund sechs Jahren ist auch diese Maßnahme abgeschlossen. Fast 110 000 Euro hat das Land Rheinland-Pfalz in den Abbau des Lagers und die Entsorgung der belasteten Bodenmassen investiert, bevor der Grund nun an die privaten Eigentümer zurückgegeben werden kann. Insgesamt 188 Tonnen Erdreich wurde im Rahmen der Maßnahme ausgehoben, abtransportiert und bei einer Spezialfirma entsorgt. Auch die Zäune und Baracken sind verschwunden, und ein Teil der alten Bunkeranlagen wurde besonders abgesichert. Mit einer kurzen Inspektion des Areals setzte ADD-Präsident Mertes gestern den Schlusspunkt unter die lange Geschichte des Munitionslagers. Mit auf den Helenenberg gekommen waren Reinert Heinz vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Trier sowie Toni Hellbrück vom KMRD. "Ende gut - alles gut. Die Akte Helenenberg ist geschlossen, keine Gefahren mehr für Mensch und Umwelt", sagte Josef Peter Mertes, bevor er nach einem Dank an alle Mitarbeiter der beteiligten Behörden und Firmen die Geschichte des Lagers Revue passieren ließ. Begonnen hatte alles in den 30er-Jahren mit dem Bau des Westwallbunkers. Der wurde nach dem Krieg gesprengt - seine Ruine bildet heute noch das "Wahrzeichen" dieses Areals. Von 1945 bis 1949 benutzten es die französischen Besatzungstruppen als Munitions-Sammelplatz. Danach diente die Anlage ab 1949 dem neu gegründeten KMRD Rheinland-Pfalz als Lager für Fundmunition - und so blieb es bis 1997. An seinem provisorischen Charakter änderte sich nie etwas, obwohl in dieser Zeit rund 4000 Tonnen Munition diese Durchgangsstation bis zur endgültigen Entsorgung durchliefen.Von Gewehrpatronen bis zur Luftmine

Das Spektrum der eingelagerten Fundstücke reichte von kleiner Pistolenmunition bis hin zur tonnenschweren - und natürlich entschärften - Luftmine. Bis zuletzt mussten die KMRD-Mitarbeiter dabei mit Primitiv-Unterkünften vorlieb nehmen. Als Anfang der 90er-Jahre über eine kleine Verbesserung der menschenunwürdigen Unterkunft nachgedacht wurde, kam in der Bevölkerung sofort Unruhe auf. Befürchtet wurde ein Ausbau des Lagers. Für Angst und Schrecken sorgte Mitte der 90er-Jahre eine Selbstentzündung von Phosphormunition, die sich im Nachhinein als harmlos erwies. Nach der Sanierung geblieben sind die gesprengten Westwallbunker - ihre Entsorgung würde Unsummen verschlingen. Nun liegen sie da, mit Erdreich verfüllt, gesichert und teilweise abgedeckt, und sie erinnern an die Zeit, als der Name "Helenenberg" noch für Bomben und Granaten stand.

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