"Schmitt, Fisch" zieht sich zurück

Saarburg · "Schmitt, Fisch" ist in der politischen Landschaft eine Marke. Durch Dieter Schmitt ist der etwa 370 Einwohner zählende Ort in der Verbandsgemeinde Saarburg in den rheinland-pfälzischen Ministerien bekannt. Jetzt will sich der 69-Jährige zurückziehen, aber weiter einmischen - falls nötig.

Saarburg. Selbstbewusst ist Dieter Schmitt. Das wird schon daran deutlich, wie der Vollblutpolitiker zu seinem Spitznamen "Schmitt, Fisch" gekommen ist: "Ich war immer stolz darauf, in diesem kleinen Ort im Saargau zu leben", erzählt der 69-Jährige. "Deshalb habe ich mich immer mit Dieter Schmitt aus Fisch vorgestellt. Ich wollte mich nicht hinter der Phrase ,aus der Nähe von Trier‘ verstecken."
Begonnen hat Schmitts politische Karriere vor rund 50 Jahren in Saarburg. "Wir wollten damals mit der Jungen Union dem Saarburger Establishment deren Fehler aufzeigen", erzählt er. In Meurich (Verbandsgemeinde Saarburg) geboren, sei er von seinen Eltern motiviert worden, sich früh politisch in der CDU zu engagieren. Parallel zu seiner Ausbildung als Landwirtschaftsmeister habe er die katholische Landjugend-Bewegung in der Diözese Trier geleitet. In Bayern habe er dann gesehen, wie die Landwirte sich in Maschinenringen organisieren, "in einer Zeit, in der in unserer Region noch jeder Bauer glaubte, dass er jede Maschine selbst kaufen müsse".1985 geht's nach Mainz


Er habe dann Gleichgesinnte gefunden. "Anfangs glich das Werben von Mitgliedern einer missionarischen Tätigkeit", sagt der spätere Geschäftsführer des Maschinenrings. Aber mit den von der genossenschaftlich organisierten Vereinigung initiierten Bodenprobenaktionen und dem Aufbau einer Betriebshilfe sei man schnell akzeptiert worden. Der nächste Schritt sei 1985 sein Wechsel in die Landespolitik gewesen. Im Landtag machte er sich schnell einen Namen als Experte im sogenannten Glykolskandal, in den auch ein Unternehmen des CDU-Politikers Elmar Pieroth verwickelt gewesen sein soll. "Vor 30 Jahren hatte der Weinbau für die Region noch einen ganz anderen Stellenwert", erklärt Schmitt. Wenn der Lebensmittelskandal für die rheinland-pfälzischen Winzer die gleichen Auswirkungen gehabt hätte wie für die österreichischen Weinbauern, hätte das für den Weinbau dramatische Folgen gehabt. Zwei Jahre nach seiner Wahl in den Landtag hat Schmitt wieder für Mainz kandidiert. "Das war für mich volles Risiko, weil ich damit meine Geschäftsführertätigkeit und meinen Hof aufgegeben habe." Von 1991 bis 1995 saß Schmitt dann auf der Oppositionsbank. Eine Rolle, die dem Macher gar nicht gefiel: "Wenn du nicht die Regierung stellst, hast du kaum Möglichkeiten, Politik mitzugestalten."
Das Mitgestalten ist ihm ein zentrales Anliegen. "Weil ich das immer wollte, bin ich überhaupt nur ins politische Geschäft eingestiegen", sagt Schmitt. Die zentrale Frage, die ihn heute beschäftigt, ist, was in 20 Jahren in den Dörfern passieren wird. Das Thema Landflucht müsse man ernst nehmen. Einer der Wege, die Schmitt hierfür immer wieder beschritten hat, ist die Kooperation mit Nachbargemeinden. "Wir dürfen nicht länger nur in kommunalen Grenzen denken. Wir müssen den Blick auf den Naturraum richten und überlegen, welche Schritte die Orte gemeinsam gehen können."
Ein Beispiel dieser Zusammenarbeit entsteht aktuell in Fisch. Hier baut die Gemeinde gemeinsam mit Mannebach eine Kita. Stolz ist Schmitt aber auch auf das von ihm mitinitiierte Fischer Viezfest, das wichtige Impulse für die Bedeutung von Streuobstwiesen gesetzt hat, oder den Erholungspark Lebensfluss, der nur dank großen ehrenamtlichen Engagements entstanden ist.
Bei den nächsten Kommunalwahlen tritt der langjährige Fischer Ortsbürgermeister nicht mehr an. "Es ist Zeit, dass jemand anderes mit neuen Ideen übernimmt", begründet Schmitt nach 50 Jahren seinen Rückzug aus der Lokalpolitik. Das werde ihn aber nicht hindern, sich weiter in die politischen Debatten in der Region einzumischen, verspricht der Vollblutpolitiker im Fast-Ruhestand.Extra

Dieter Schmitt ist seit 1974 Mitglied des Gemeinderats Fisch sowie des Kreistags Trier-Saarburg. Von 1985 bis 1995 war Schmitt Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags. Seit 1989 ist der 69-jährige Ortsbürgermeister von Fisch und seit 1999 der erste Beigeordnete des Kreises. itz

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