"Schnitzel und Pommes passen hier nicht"

SAARBURG. Eine Institution ist das Café Hackenberger an der Graf-Siegfried-Straße. Seit 1898 kehren dort Saarburger und Auswärtige ein, um beispielsweise bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Käsesahne-Torte - für die das Haus bekannt ist - zu entspannen. So bekannt wie das Café ist auch das dazu gehörige Lebensmittelgeschäft.

9.30 Uhr am Donnerstagmorgen. Schon eine ganze Weile sitzt der ältere, gepflegte Herr am ersten Tisch rechts neben dem Eingang und scheint von seiner Umgebung wenig mitzubekommen. Konzentriert liest er seine Zeitung, ist ganz vertieft. Nur hin und wieder schaut er kurz hoch, um die Tasse Kaffee an den Mund zu führen - wie jeden Morgen. Am gleichen Platz, mit dem gleichen Zeitungstitel und zu einer ähnlichen Zeit wiederholt er dieses Ritual. "Das ist einer unserer Stammgäste, ein Arzt", erläutert Wolfgang Braun, Geschäftsführer des Café Hackenberger. "Der Herr kommt jeden Morgen und liest hier in Ruhe seine Zeitung. Manchmal besucht er uns am Nachmittag nochmal. Dann aber gemeinsam mit seiner Frau." Auch an einem anderen Tisch sitzen Stammgäste, die ihren Tag praktisch im Café Hackenberger beginnen. Für viele ist das Café im traditionellen Stil Treff- und Anlaufpunkt in der Stadt. Seit der Gründung 1898 ist es in Familienbesitz. Mit Marianne Braun, einer geborenen Hackenberger, beziehungsweise ihrem Mann Wolfgang Braun, ist inzwischen die dritte Generation am Ruder. Sie hat als einzige Tochter nach dem Tod ihres Vaters 1983 das Café übernommen.Das Unternehmen bleibt in der Familie

Zu diesem Zeitpunkt ist auch ihr Mann Wolfgang Braun mit eingestiegen. Er war zuvor als Außendienstler im Stahlhandel tätig, ist zehn Jahre lang zwischen Saarburg und der Pfalz gependelt. Dabei haben die Brauns sich das Familien-Unternehmen aufgeteilt: Wolfgang Braun führt das Lebensmittelgeschäft mit hauseigenen Backwaren, das gleich neben dem Café liegt und von Beginn an dazu gehörte. Seine Frau ist hauptsächlich im Café tätig. Tochter Sybille (30) ist als Bäckereifachverkäuferin seit langem mit im Betrieb - hauptsächlich im Geschäft - und wird wohl sicherstellen, dass das Unternehmen in Familienbesitz bleibt. "Sie ist bei unseren Kunden sehr anerkannt", berichtet Vater Wolfgang. Nicht wegzudenken ist auch Waltraud Bernhard. Seit 45 Jahren bedient sie tagein, tagaus die Gäste im Café. "Sie ist morgens die Erste und abends die Letzte", sagt Braun schmunzelnd - und Waltraud Bernhard scheint ihren Beruf nach wie vor zu schätzen. Auf die Frage, ob das viele Laufen sie nicht ermüde, antwortet sie trocken: "Sitzen wäre schlimmer." Zum Sitzen kommen auch ihre beiden Chefs wenig. Ab 6 Uhr ist während der Woche das Geschäft geöffnet, ab 7 Uhr das Café. Sonntags geht es im Laden ab 7 Uhr los, im Café ab 11 Uhr. Ins Geschäft kämen viele vor allem wegen der täglich frischen Backwaren aus der hauseigenen Bäckerei, berichtet Braun. Und er weiß: "Ohne die Bäckerei könnten wir wahrscheinlich nicht mehr existieren." Aber auch das täglich neu gelieferte Obst und Gemüse sowie die Molkerei-Produkte lockten Kunden an. Viele kämen täglich zum Einkaufen. Wenn auch nicht allein aus diesem Grund: "Die meisten, die hereinspazieren, suchen das Gespräch und treffen hier Bekannte. Vor allem unsere ältere Kundschaft", weiß Braun. Auch im Café gibt es vor allem Damengruppen, die sich regelmäßig bei Hackenberger verabreden. Für 80 Gäste ist in dem mit klassischen Polstergarnituren und Kronleuchtern eingerichteten Café Platz. Und auf der Speise-Karte hat - neben der breiten Kuchen- und Torten-Auswahl - nur Platz, was nach Auffassung der Brauns traditionell in eine solche Gastronomie gehört: Ragoût fin, Königinpastetchen, belegte Brote und andere kleine Gerichte. Wolfgang Braun sagt überzeugt: "Café-Bistros mögen zwar im Trend liegen, sind unserer Meinung nach aber nichts Halbes und nichts Ganzes. Wenn jemand ein schönes Stück Schwarzwälder Torte isst und es am Nebentisch nach Schnitzel und Pommes riecht, das passt für uns einfach nicht zusammen." Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über den Trend zu Imbissläden in Saarburg.

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