Schürzen hängen noch an der Wand

SAARBURG. Sie ist seit 1590 im Familienbesitz von Wolfgang Hausen-Mabilon und steht seit 1770 unverändert an ihrem Standort am Fuße der Saarburg: die Glockengießerei Mabilon. Nun hat die Familie die historischen Räume für Führungen geöffnet, doch wenn die Stadt diese weltweit gekanntem Fabrik nicht als Museum weiterführt, droht ihr der Verkauf.

"Es wäre ein Jammer für die Stadt und für uns", sagt Marlis Mabilon. Da das Ehepaar kein Kind hat, das die Familientradition weiterführen kann, hatte es sich um eine andere Nachfolge bemüht, doch alle Gespräche sind gescheitert. "In der heutigen Zeit wollen alle nur was haben, ohne etwas dafür zu tun", sagt Wolfgang Hausen-Mabilon.Für Besucher geöffnet

Deshalb habe er vor gut einem Jahr an seinem 75. Geburtstag das Gießen großer Glocken eingestellt. "Es ist noch alles so, wie die Männer den Betrieb damals verlassen haben. Die Schürzen hängen an den Wänden, die Formen stehen bereit." Neu sind dagegen die Hinweistafeln und ein beschilderter Rundweg. Denn das Gelände ist nun wochentags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr für Besucher geöffnet. In den Sommermonaten werden dienstags und mittwochs um 14 Uhr Führungen für Feriengäste angeboten. Auch Schülergruppen sind herzlich willkommen, müssen sich aber anmelden. Der Rundgang führt einen zunächst in die Gießerei. Dort stehen alte Flammofen, die vier Tonnen Metall in sieben Stunden auf 1200 Grad schmelzen können. Von dort fließt die glühende Masse in das Innere der Glockenform. In der Schreinerei nebenan werden Holzschablonen für die Glockenformen gefertigt. Da eine Glocke ein Musikinstrument ist, liegen die Kunst und das Geheimnis des Glockengießers in dem Glockenprofil. Die Genauigkeit liegt bei 1/16tel Halbton. Im Lehmraum gegenüber werden die Glockenhüllen vorbereitet, in die später das heiße Metall fließt. Dort lernt man, dass Kälberhaare und Hanffäden den Lehm haltbarer gemacht haben. Die schwersten Glocken, die Wolfgang Hausen-Mabilon jemals gegossen hat, wiegen über fünf Tonnen und hängen in Düsseldorf und Mönchengladbach. Früher wanderten die Gießer zu den Kirchen, die eine neue Glocke benötigen. So kamen auch die Vorfahren der Mabilons von der Loire über Metz und Koblenz nach Saarburg.Ehrwürdige Handwerkskunst

Der Besuch der Glockengießerei ist ein ganz besonderes Erlebnis. Seit ihrem Bau im Jahre 1770 wurde kaum etwas verändert, die alten Maschinen und Werkzeuge aus längst vergangenen Zeiten zeugen von der seltenen und ehrwürdigen Kunst dieses Handwerks. Glockengießerei Mabilon & Co. Staden 130 54439 Saarburg Telefon: 06581-2336. Geöffnet: Mo - Fr: 10 - 12 Uhr und 14 - 16 Uhr, Führungen für Feriengäste: Di + Mi um 14 Uhr, Gruppenführungen nach Vereinbarung. Eintritt: Erwachsene zwei Euro, Kinder ab zehn Jahren ein Euro.Lesen Sie am Montag in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über ein neu eröffnetes Atelier im Rathaus Saarburg.

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