Schweigsame Männer - von wegen!

SCHÖNDORF. Über das aktuelle Zeitgeschehen, private Probleme oder anstehende gemeinsame Aktivitäten plaudern die zwanzig Rentner im Schöndorfer "Männertreff" alle vierzehn Tage im Andreashaus. Keine Chance hat eine Clübchen-Bildung innerhalb der Gruppe.

"Tisch drei, Nummer sechs" steht auf dem Kärtchen, das Stefan May gezogen hat. Was anfangs für einige Mitglieder des Männertreffs etwas befremdlich war, ist mittlerweile ein vertrautes Ritual. Bevor die zwanzig Männer ihren Platz im Raum des Andreashauses in Schöndorf einnehmen, ziehen sie ein Kärtchen, auf dem steht, wo sie an diesem Abend sitzen werden. "Jedes Treffen findet in einer anderen Besetzung statt", sagt Herrmann Sutschet. Die "Clübchenbildung" soll verhindert werden. Und: "So kommen alle miteinander ins Gespräch."Angeregte Diskussion an den Tischen

Zu bereden haben die Rentner aus der Pfarrei Schöndorf einiges: aktuelle Themen aus der Zeitung, oder Dinge, die vor der Haustür passieren, kommen auf den Tisch. Auch über private Probleme wird geredet. An den Tischen entstehen angeregte Diskussionen. Jeder hat etwas zu sagen. Die landläufige, vor allem unter Frauen weit verbreitete Annahme, dass Männer schweigsam sind, entpuppt sich an diesem Abend als Ammenmärchen. "Hier reden wir, weil wir unter uns sind", scherzt einer der Rentner. Die Einigkeit, die im "Männertreff" herrscht, ist "nicht vom Himmel gefallen", so Josef Dany. Aufgestellte Regeln haben sich im Laufe von vier Jahren als harmonisierend erwiesen: "Das höchste Gremium ist die "Mehrheitsentscheidung", so Dany. Es gibt keinen Chef, nur einen (Hermann Sutschet), der den Schlüssel hat, die Unterlagen führt und den Abend einläutet. Fast alle Mitglieder kommen regelmäßig ins Andreashaus. "Die Teilnahme ist freiwillig. Die einzige Konsequenz, die zu häufiges Fehlen nach sich zieht, ist, dass die Stimmfähigkeit erlischt", so Dany. Im Männertreff wird nicht nur gequatscht, sondern auch einiges unternommen: Grillabende sind beliebt, und dass zahlreiche Rentner im Männergesangverein und Kirchenchor singen, tangiert auch die muntere Gruppe. Begleitet von einem Akkordeon und einer Teufelsgeige, die Arnold Theis aus Gutweiler gebaut hat, schallt während mancher Zusammenkunft Musik aus dem Andreashaus. Die Rentner der Pfarrei sind offen. "Jeder Neuzugang ist herzlich willkommen", sagt Hermann Sutschet. Auch dann, wenn der "Männertreff" vier Mal im Jahr auf Fahrt geht. Immer sind Gäste mit an Bord des Busses. Fotos erinnern an Fahrten zum Fordwerk nach Saarlouis oder zum Flugplatz nach Spangdahlem. "Weit über fünfzig Männer aus der Pfarrei haben sich mit uns das Technikmuseum in Sinsheim/Baden angesehen", sagt Josef Dany. Der "Männertreff" hat sich zu einem festen Bestandteil des pfarrörtlichen Gemeinschaftslebens etabliert. "Es ist anders als in der Kneipe", sagt ein Senior. "Hier haben viele die gleichen Interessen; fremde Ohren hören nicht mit." An diesem Abend wird besprochen, welcher Referent eingeladen werden soll. Den letzten Vortrag hatte ein Arzt gehalten - über Männerkrankheiten. Und auch das Wohl der Pfarrei hat die Gruppe im Auge, wenn es darum geht, anzupacken oder für einen guten Zweck zu spenden.Morgen: Frauenpower - Volleyballabteilung des TUS Holzerath feiert 20-jähriges Bestehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort