Schwitzen auf der Weide

TRIER. Tierschützer packt beim Anblick von Rindern in der prallen Sonne ohne Wasser und Schatten das kalte Grausen. Obwohl es für Landwirte Vorschriften hinsichtlich der Wasserversorgung gibt, halten sich nicht alle daran.

"Ich kann mich über Arbeit nicht beklagen", sagt Dr. Ute Marx, Tierärztin beim Veterinäramt in Trier. Sie ist dafür zuständig, dass Tiere "mit Futter und Wasser in ausreichender Qualität und Menge" versorgt werden. So schreibt es die Tierschutzverordnung vor. Vier bis fünf Anzeigen erhält sie pro Woche aus dem Landkreis Trier-Saarburg. Allerdings gebe es immer wieder Fälle, bei denen Menschen ihren Nachbarn "einen reinwürgen wollen". "Trotzdem erstaunlich wenig", findet sie. "Bei dieser extremen Hitze scheint wirklich jeder zu merken, dass Tiere Wasser brauchen." Insgesamt gehe der Großteil der Landwirte zwar verantwortungsbewusst mit seinen Rindern und Pferden um, schwarze Schafe gebe es aber überall. "Wir haben Betriebe, mit denen wir jahrelang beschäftigt sind, weil sie ihre Tiere immer wieder schlecht behandeln", erzählt die Tierärztin. In gravierenden Fällen werden den Besitzern die Tiere weggenommen und ein Haltungsverbot erteilt. "Nächste Woche ist es wieder soweit", erzählt sie. Dann trifft es einen Bauern, der kein Geld mehr für Futter hat und seine Tiere einfach in ihrem Dreck stehen lässt. "Solche harten Maßnahmen müssen wir aber gut abwägen." Die Tiere werden in solchen Fällen entweder zum Schlachten gegeben oder an andere Betriebe verkauft. Mitarbeiter des Veterinäramtes kontrollieren regelmäßig. Sie prüfen nicht nur den Pflege- und Gesundheitszustand der Tiere und die Wasserversorgung, sondern auch, ob die Landwirte bei der momentanen Trockenheit der Weiden genug füttern. Wenn keine Schattenplätze vorhanden sind, können sie aber nur eingreifen, wenn die Tiere sichtbar unter der Hitze leiden, erklärt Ute Marx. Hierzu gebe es keine Verordnungen. In der Regel gehe es den Tieren gut, wenn genügend Wasser zur Verfügung stehe.Viele Tiere kommen nur nachts auf die Weide

Viele Tierbesitzer seien dazu übergegangen, ihr Vieh nur nachts auf die Weide zu bringen. Das biete den Vorteil, dass nicht so viele Fliegen und Insekten unterwegs seien. Im Laufe der Zeit ist der Tierärztin aufgefallen, dass Pferdehalter insgesamt nachlässiger seien. "Viele arbeiten tagsüber und können nur morgens und abends nach den Tieren gucken", erzählt sie "Wenn die Zeit knapp ist, kommt die Pflege schon mal zu kurz." Bauern dagegen seien den ganzen Tag auf ihren Feldern unterwegs und würden schließlich ihren Lebensunterhalt mit den Tieren verdienen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort