Sechs Stunden Schlemmen und Verkosten

GREVENMACHER. Eine ungewöhnliche Weinprobe: In dem prunkvollen Ausflugsdampfer "Marie-Astrid" über die Mosel schippernd, kredenzten die Winzer der Obermosel rund 200 Weinliebhabern ihre neuen Wein-Schätze.

 Die Weinköniginnen und -prinzessinnen der Obermosel eröffnen zusammen mit 210 Gästen auf der MS "Marie-Astrid" im Rahmen des Wein & Gourmet Festivals International die Elbling-Route.Foto: Jutta Edinger

Die Weinköniginnen und -prinzessinnen der Obermosel eröffnen zusammen mit 210 Gästen auf der MS "Marie-Astrid" im Rahmen des Wein & Gourmet Festivals International die Elbling-Route.Foto: Jutta Edinger

Die MS "Marie-Astrid" bahnt sich majestätisch ihren Weg auf der Mosel. Dass das Wasser silbern in der tief stehenden Nachmittagssonne glitzert und die Weinberge golden schimmern - das entgeht den meisten an Bord. Denn die volle Aufmerksamkeit wird von dem Rebensaft in ihren Gläsern gefesselt. Es ist der Wein, der auf den Weinbergen der Obermosel gewachsen ist, an denen das Schiff "Marie-Astrid" vorbei gleitet: die so genannte "Elbling-Route".40 Weine und Sekte an Bord

Bereits zum zehnten Mal geht die "Marie-Astrid" mit einer Fracht erlesener Elbling-Weine und einer Hundertschaft Weinliebhaber auf Fahrt. Wer eine der Eintrittskarten sein Eigen nennt, darf auf der sechsstündigen Fahrt nach Lust und Laune 40 Elbling-Weine der Jahrgänge 2002 und 2003 sowie Elbling-Sekte dieser Jahrgänge verkosten. Erfahrene Passagiere wissen: Es empfiehlt sich, sich rechtzeitig mit einer Flasche seines geschmacklichen Favoriten zu versorgen, denn noch bevor die erste Station in Palzem erreicht ist, wird der erste Gang des Menüs serviert. Der Bauernsalat wird gefolgt von Perlhuhnbrust, gefüllt mit Morcheln, begleitet von Garnituren und abgerundet mit einem Käsebüfett. Die delikaten Gaumengenüsse lassen die Gäste einem guten Schluck Elbling folgen. Dabei wird den Elbling-Kennern nicht entgehen, dass der neue Jahrgang einen etwas untypischen Charakter hat. Durch das enorm hohe Mostgewicht weist der Elbling - den sonst eine frische, spritzige und fruchtige Note nach grünem Apfel charakterisiert - in diesem Jahr einen anderen Charakter auf. 2003 waren die Obermoselwinzer daher in der Lage, auch einige gehaltvolle Auslesen herstellen. Unter den zum Verkosten anstehenden Weinen findet sich auch der "Elbling trocken Amphorum". Mit der ungewöhnlichen Flasche in Form eines Kruges versucht die Moselland eG die lange Geschichte der Rebsorte Elbling für die Vermarktung zu nutzen. Der Elbling, den die Römern vor 2000 Jahren an die Mosel gebracht haben, wird fast nur noch an der Obermosel angebaut, wo er auf den Muschelkalkböden den idealen Boden vorfindet. Prominenz fand sich nicht auf dem Schiff ein, dafür 210 Weinliebhaber - die mit ihren meist 50 Jahren über bereits einige Kenntnis der edlen Elbling-Weine verfügen. Unter den Gästen fanden sich zudem 100 Weinkenner aus Frankreich. Begleitet wurden sie von den elf Weinköniginnen und -prinzessinnen der Obermosel sowie von Petra Zimmermann, Gebietsweinkönigin Mosel-Saar-Ruwer. Sie ist sonst eher für den Riesling unterwegs, bezeichnet sich jedoch - da sie aus Temmels stammt - als "Kind des Elblings". Auf eine weitere beliebte Möglichkeit, die Güte des Elbling zu feiern, werden Weinfreunde jedoch auch in diesem Jahr verzichten müssen. Nachdem das Elbling-Weinfest in Trier im letzten Jahr ausgefallen ist, wird es auch in diesem Sommer "wahrscheinlich nicht" stattfinden, wie der Geschäftsführer des Elbling-Vereins, Oliver Fischer, erklärt.

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