Sekt erst auf dem Rückweg

Leiwen/Bernkastel. Gibt es etwas Schöneres, als bei frühsommerlichen Temperaturen an der Mosel entlang zu radeln? Die Antwort heißt eindeutig: ja. Dann nämlich, wenn wie gestern auf 140 Kilometern Länge die Moselstraßen autofrei sind und es wieder "Happy Mosel" heißt.

"Ein Schlückchen Mosel-Riesling brut?" Die so Gefragte am Leiwener Sektstand schüttelt am Sonntagvormittag bedauernd den Kopf. Schließlich habe man die Radtour nach Bernkastel-Kues ja erst noch vor sich. Und das sind rund 30 Kilometer einfache Strecke. Auf geht´s Mosel abwärts, ein Pulk von jungen Müttern mit Nachwuchs geht gleichzeitig auf Piste. Vollkommen entspannend ist die Tour der Gruppe trotz Autofreiheit offenbar aber nicht. "Maike, nach vo-orne sehen!" oder "Felix, bre-emsen!" lauten die mütterlichen Kommandorufe. Im Gegensatz dazu wirkt die erste Spritztour des gerade dreijährigen Daniel aus Köwerich mit seiner Familie geradezu spielerisch. "Gestern hat er erst Radfahren gelernt, heute ist er schon bei ,Happy Mosel'", sagt die stolze Oma. Bis nach Trittenheim zur anderen Oma wollen sie es schaffen.Ruhe auf den Straßen am Morgen

Noch ist nicht viel los auf den Straßen. Ein paar wenige Fußgänger, Inline-Skater, die sich an den Hüften haltend wie Tausendfüßler auf der Piste sind, und natürlich Radfahrer - von schneidigen Spitzenradlern mit gesäßverstärkten Hosen bis zu einem rostig knarrenden Vehikel, dessen Fahrer bei acht Kilometern die Stunde gemächlich eine Prise Schnupftabak nimmt. Trittenheim naht und damit ein knallroter bulliger Skater, der nach seiner Verfassung zu schließen an der Moselquelle gestartet sein könnte. Er nimmt den Wettlauf mit einer knackig braunen Inline-Fahrerin auf, die in Eisschnellläufer-Manie die Arme auf dem Rücken gekreuzt konzentriert ihre Bahn Mosel abwärts zieht. Beide verschwinden bei Neumagen-Dhron aus dem Blickfeld, denn hier ist die erste Erfrischung beim Stand des Musikvereins Lyra fällig. "Wir kommen seit Jahren zu ,Happy Mosel'", erzählt ein blonder Holländer, der nicht nur Rudi heißt, sondern auch wie sein berühmter Namensvetter aus dem Fernsehen nuschelt. Aber vielleicht liegt das auch an dem Getränkeangebot, das Rudi und seine Freunde auf Herz und Nieren testen. "Bisher keine besonderen Vorkommnisse", vermeldet man zur Mittagszeit am Sanitäterstand, der von den Maltesern aus Piesport und den Rotkreuzlern aus Neumagen-Dhron geführt wird. Mit Radstreifen sind die Sanitäter auf Tour, um zu helfen.Vier Unfälle in Cochem

Ein Mangel an Getränke- oder Essensständen ist bei "Happy Mosel" in den Mosel-Orten wahrlich nicht auszumachen, dazu kommen ergänzende Spielangebote für die wacker mitfahrenden Miniaturausgaben von Jan Ullrich. Richtig viel los ist in Bernkastel-Kues. Dort kommt die knackig braune Skaterin schon wieder entgegen und ist auf dem Rückweg - ihr knallroter Mitstreiter ist nicht mehr mit von der Partie. Ein leckeres Stück Erdbeerkuchen ist die Belohnung für knapp 30 Kilometer Strampeln. Nun steht der Rückweg an. Doch wozu plagen, wenn es auch ganz bequem geht? Eingecheckt auf dem Moseldampfer, und nach zwei Stunden endet "Happy Mosel" richtig happy wieder in Leiwen. "Ein Gläschen Sekt gefällig und auf ,Happy Mosel‘ anstoßen?" Diesmal lautet die Antwort: "Ja!" Eine Zwischenbilanz zog um 16.30 Uhr die Einsatzleitung der Polizeidirektion Wittlich. Schätzungsweise 120 000 Teilnehmer waren dieses Jahr dabei, das ist soviel wie im Vorjahr. Insgesamt sei man mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden gewesen, die Teilnehmer waren diszipliniert. Allerdings gab es bis zum Nachmittag bereits sechs Unfälle mit Skatern und Radfahrern, wobei es zu Einweisungen in Krankenhäuser kam. Alleine in Cochem passierten vier Unfälle.

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