Sie gibt ihre Seele preis

SAARBURG. In einem Alter, in dem andere Menschen vorwiegend Ruhe genießen möchten, zeigt Margreth Keil erneut, was in ihr steckt. Zu ihrem 80. Geburtstag sind Bilder der Saarburger Künstlerin an mehreren Standorten der Stadt ausgestellt.

Manchmal sind es die kleinen Begebenheiten im Leben, die eine große Wende nach sich ziehen. Bei Margreth Keil war es genau genommen ein Satz, der 1980 eine Richtungsänderung auslöste. Vom Frühstückstisch ihres Hauses an der Hubertusstraße in Saarburg blickte die damals Endfünfzigerin in ihren geliebten Garten und versuchte, das Licht und den Eindruck des frühen Tages einzufangen. Verheiratet mit einem Maler und Graphiker, bat sie ihren vor vier Jahren verstorbenen Mann, dieses spezielle Licht zu Papier zu bringen. "Das kann man nicht", habe er geantwortet. "Weil es sich ständig ändert." Eine Aussage, die die Mutter dreier Kinder nicht befriedigte und in ihr den Entschluss provozierte, selbst zum Pinsel zu greifen. "Ich hatte bis dahin nie gemalt und wusste überhaupt nicht, ob ich das hinkriege", erzählt die charismatische Frau. Getrieben von der Liebe zur Natur probierte sie sich aus in der Malerei. "Ich habe sofort angefangen mit Nass-in-Nass-Technik. Ohne zu wissen, dass dies die schwerste ist." Winterimpressionen bildeten den Anfang ihrer Arbeiten, die sie zur Begutachtung zu einem Museums-Direktor nach Saarbrücken schickte. Keil: "Ich wollte wissen, ob das etwas bringt mit meinen Mal-Versuchen." Keinen Zweifel hatte der Sachverständige daran und riet der gebürtigen Meppenerin, ihrem Stil treu zu bleiben. Ihr Stil, geprägt durch das Interesse an Impressionisten, brachte vor allem Blumen- und Landschaftsbilder hervor. "Was in meiner Seele war, musste raus", beschreibt sie. 1984 hatte sie ihre erste Ausstellung: mit 100 Bildern in der Katholischen Akademie in Trier. Zahlreiche weitere Ausstellungen - etwa im Haus Beda, der Synagoge Wittlich, in der Tufa oder der Europäischen Akademie für Kunst - folgten. Von Anfang an hat Margreth Keil auch Arbeiten verkauft. Kurse, etwa an der Europäischen Kunstakademie, hat die zierliche Frau nie gemacht. "Mir war wichtig, meinen eigenen Stil zu entwickeln und nicht die Handschrift des Dozenten in den Bildern wieder zu finden."Ihren Mann hat sie aus ihrer Arbeit herausgehalten

Auch ihren Mann habe sie aus ihren Arbeiten herausgehalten. "Manchmal riet er mir, noch diesen oder jenen Strich hinzu zu fügen. Ich habe dann nur gesagt, ‚das Bild ist genau so fertig'." Künstlerisch entwickelt hat sie sich auf ihre Weise: "Bis heute lese ich sehr viel zum Thema Kunst und schaue mir überall Ausstellungen an." Das Talent, das ihr viele bescheinigen, habe sie nie in sich vermutet. Seit 1995 malt Margreth Keil abstrakt, schöpft aber auch da aus der Natur. Kräftige Farben und wiederkehrende Elemente wie Kreise und einrahmende Linien finden sich immer wieder in ihren Bildern. Auch in denen, die sie in der kürzlich eröffneten Ausstellung zu ihrem 80. Geburtstag zeigt. Im Amüseum, in der Commerzbank, der Katholischen Kirche St. Laurentius sowie in einigen Einzelhandelsgeschäften Saarburgs erfahren die Besucher unter dem Motto "Viele Orte im Leben" nicht allein etwas von den Stationen der aufrichtigen Künstlerin. Ein Trierer Künstler habe zu ihr gesagt: "Sie sind sehr mutig. Sie geben Ihre Seele preis." Diesen Eindruck werden auch die Besucher der Saarburger Ausstellung gewinnen. Margreth Keil: Viele Orte im Leben, bis 25. Mai. Im Amüseum: sonntags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr; in der Commerzbank von montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr; in der Katholischen Kirche täglich von 8 bis 18 Uhr und in einigen Einzelhandelsgeschäften.

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